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       # taz.de -- Deutsch-chinesische Beziehungen: Aufgeschoben ist nicht abgesagt
       
       > Nach der Verschiebung des Besuchs von Außenminister Wadephul wollen China
       > und Deutschland im Dialog bleiben. Die Volksrepublik will in Brüssel über
       > seltene Erden verhandeln.
       
   IMG Bild: Erstmal die Fähnchen wieder eingeholt, aber es findet sich doch sicher ein Moment in der kommenden Zukunft, um mal zu sprechen
       
       rtr/afp | Die Bundesregierung ist auch nach der [1][Verschiebung der Reise
       von Außenminister Johann Wadephul] nach Peking weiter an Kontakten mit
       China interessiert. „Es ist ganz offensichtlich, dass es sehr viele Themen
       gibt, die wir mit China besprechen wollen und müssen“, sagte ein Sprecher
       des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. „Wir wollen eng
       zusammenarbeiten, sind sehr an einem konstruktiven Austausch interessiert.
       Und es ist auch klar, China und Deutschland brauchen diese Zusammenarbeit
       beide.“ Der Außenminister habe deshalb darauf hingewiesen, dass es keine
       Absage war, sondern eine Verschiebung.
       
       Wadephul hatte am vergangenen Freitag kurzfristig eine eigentlich für
       Montag und Dienstag geplante China-Reise verschoben. Eine Sprecherin des
       Auswärtigen Amts in Berlin begründete die Verschiebung damit, dass Peking
       außer einem Treffen des Ministers mit seinem Kollegen Wang Yi keine
       hinreichenden weiteren Termine bestätigt habe. Wadephul hatte China [2][mit
       seiner Kritik an dessen militärischen Drohgebärden im Südchinesischen Meer
       und in der Straße von Taiwan verärgert]. Kurz vor einem geplanten Treffen
       des chinesischen Staatschefs Xi Jinping mit dem US-Präsidenten Donald Trump
       in dieser Woche machte China nun mit [3][erneuten Drohgebärden gegenüber
       Taiwan] auf sich aufmerksam.
       
       Auch China hat nach der Verschiebung der Reise von Außenminister Johann
       Wadephul jedoch sein Interesse am weiteren Dialog mit Deutschland betont.
       „China hat seine Beziehungen zu Deutschland immer aus einer strategischen
       und langfristigen Perspektive betrachtet und entwickelt“, sagte ein
       Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Montag in Peking. Er
       wiederholte die übliche Formulierung der kommunistischen Führung in Peking,
       dass beide Seiten sich respektieren, „als Gleichberechtigte“ behandeln und
       „für Win-Win-Ergebnisse“ zusammenarbeiten sollten, um die bilateralen
       Beziehungen „auf den richtigen Weg“ zu bringen. Gerade die „aktuellen
       Umstände“ seien für beide Länder ein Grund, zusammenzuarbeiten, fügte er
       hinzu, ohne Details zu nennen.
       
       ## Grüne und Union stehen hinter Wadephul
       
       Aus der deutschen Politik bekam der CDU-Politiker überwiegend Lob dafür,
       seine Reise abgesagt zu haben. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende
       der Grünen, Agnieszka Brugger, sagte am Montag im Deutschlandfunk, Peking
       habe testen wollen, ob Deutschland „Spieler oder Spielball“ sei. Die
       Verschiebung der Reise werde in Peking so verstanden, dass man sich mit
       Deutschland nicht alles erlauben könne, glaubt die Grünen-Politikerin.
       „Wenn keine entsprechenden Termine zustande kommen, macht ja eine Reise
       wenig Sinn“, hatte auch der CDU/CSU-Fraktionschef Jens Spahn am Sonntag in
       der ARD gesagt.
       
       Zurückhaltender hatte sich der niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies
       (SPD) geäußert. „Da gibt es sicherlich gute Gründe, weshalb man diese Reise
       jetzt nicht stattfindet, sondern verschiebt“, sagte er in der ARD. Es sei
       aber „ein gutes Signal“, dass der chinesische Handelsminister derzeit in
       Europa sei. „Wichtig ist nur dabei: Wir brauchen jetzt
       Beziehungspflege-Diplomatie, die diese Konflikte zeitnah löst“, sagte er
       [4][mit Blick auf die seltenen Erden], von denen Deutschland abhängig ist.
       Deutschland könne nicht über Nacht resilienter werden, so Lies. Man brauche
       auf der einen Seite „starke Diplomatie“ und auf der anderen Seite die
       notwendigen Investitionen in Europa.
       
       Am Donnerstag reist ein Verhandlungsteam aus Peking nach Brüssel, um im
       Handelsstreit um chinesische Exportkontrollen für seltene Erden und
       Halbleiter eine Lösung zu finden. Es werde „hochrangige Gespräche auf
       technischer Ebene“ geben, sagte ein Kommissionssprecher am Montag. Ein
       persönliches Treffen zwischen EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und dem
       chinesischen Handelsminister Wang Wentao scheint hingegen vorerst vom Tisch
       zu sein.
       
       ## Der Streit um seltene Erden schwelt
       
       Peking hatte Anfang Oktober seine Exportkontrollen für seltene Erden
       verschärft. Seitdem benötigen Unternehmen eine Genehmigung der Behörden,
       wenn sie Maschinen und Technologien für Abbau und Verarbeitung der
       Materialien aus China exportieren. Für ausländische Unternehmen gelten
       zusätzliche Einschränkungen: Sie brauchen auch eine Genehmigung für den
       Export von Produkten, die seltene Erden enthalten.
       
       Brüssel setzt auf Verhandlungen mit China, zugleich laufen bereits
       Diskussionen über Möglichkeiten für ein härteres Vorgehen der EU gegen die
       Volksrepublik. „Wir glauben, dass China als verantwortungsvoller Partner
       handeln muss“, betonte der Kommissionssprecher am Montag.
       
       In den Verhandlungen dürfte es auch um den Chiphersteller Nexperia mit Sitz
       in den Niederlanden gehen. Die niederländische Regierung hatte in einem
       ungewöhnlichen Vorgang die Kontrolle über das Unternehmen übernommen, das
       zum chinesischen Wingtech-Konzern gehört. Peking hatte Nexperia-Produkte
       aus China nach der Übernahme mit einem Exportstopp belegt. Das führt zu
       Lieferproblemen, unter anderem in der Autoindustrie.
       
       ## Wadephul sucht Telefontermin
       
       Wadephul möchte nun möglichst bald mit seinem chinesischen Amtskollegen
       telefonieren. Einen Termin dafür gibt es aber noch nicht. Unklar blieb
       auch, ob die Verschiebung Konsequenzen für die Reisepläne von Bundeskanzler
       Friedrich Merz (CDU) hat, dessen Antrittsbesuch in Peking noch aussteht.
       Meyer stellte klar, dass eine Reise des Außenministers keine zwingende
       Voraussetzung für eine Reise des Bundeskanzlers sei: „Solche Vorbedingungen
       gibt es nicht.“
       
       27 Oct 2025
       
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