# taz.de -- Weltgrößter Online-Händler: Amazon streicht 14.000 Jobs
> Amazon streicht rund 14.000 Arbeitsplätze in der Verwaltung. Das
> Unternehmen erklärte den Abbau mit Änderungen in der Organisation.
IMG Bild: Der Internetriese Amazon will Tausenden ihre Bürojobs streichen
rtr |/dpa | Amazon will mit dem Abbau tausender Stellen Kosten sparen. In
der Verwaltung würden 14.000 Stellen gestrichen, teilte der Online-Händler
am Dienstag mit. Dort beschäftigt der US-Konzern etwa 350.000 Personen.
Anfragen, wie viele Beschäftigte in Deutschland von Jobabbau bedroht seien,
ließ Amazon zunächst unbeantwortet
## Umbau für KI
Amazon warf selbst die Frage auf, warum man zu Kürzungen greife, während
die Geschäfte gut liefen. Man dürfe nicht vergessen, dass die Welt sich
rasch verändere, hieß es als Antwort. Der Konzern verwies auf die aktuellen
[1][Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz], die schnellere Innovationen
erlaubten. Deshalb müsse man sich als Unternehmen möglichst schlank
aufstellen.
Schon seit Monaten wird darüber diskutiert, ob KI-Software wie ChatGPT oder
Claude von dem von Amazon unterstützten Entwickler Anthropic viele Bürojobs
überflüssig machen könnte. Denn die Programme können nach Darstellung der
Entwicklerfirmen zum Teil im Alleingang Wissensaufgaben erledigen und
Verwaltungsprozesse automatisieren. Die Entwicklung bekamen bisher unter
anderem Beschäftigte in Programmiererjobs zu spüren – denn KI ist gut
darin, Software-Code zu schreiben.
## Keine Folgen für Lieferungen
Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland dürften die Folgen der
Jobkürzungen wohl nicht zu spüren bekommen. Zum einen geht es nur um die
Verwaltung, also nicht um die Beschäftigten in den riesigen Lagerhallen.
Und die Paketzusteller, die die Sendungen zustellen, sind gar nicht direkt
beim Unternehmen angestellt, sondern als Subunternehmer tätig – ein
Umstand, den die Gewerkschaft Verdi schon seit Jahren kritisiert. Generell
ist Verdi schlecht auf Amazon zu sprechen – das Unternehmen lehnt es seit
Langem ab, einen Tarifvertrag abzuschließen.
Amazon investiert zugleich deutlich stärker in Deutschland als früher, 2024
waren es Unternehmensangaben zufolge rund 14 Milliarden Euro und damit zwei
Milliarden mehr als 2023. Laut Aussage von Deutschlandchef Rocco Bräuniger
bei einer Firmenpräsentation im September soll weiter stark investiert
werden. Damals war von Jobkürzungen noch keine Rede. Die Investitionen
fließen zum großen Teil in eine bessere Automatisierung der Logistikabläufe
– so werden immer mehr Roboter eingesetzt, die den Menschen Arbeit abnehmen
sollen.
## Insgesamt rund 40.000 Jobs in Deutschland
Der US-Konzern hat in Deutschland gut 40.000 Beschäftigte an mehr als 100
Standorten, darunter Sortier- und Logistikzentren, Verwaltungsbüros in
München und Berlin sowie Entwicklungsstandorte – so wird in Aachen daran
getüftelt, dass der Sprachassistent Alexa besser wird und auch deutsche
Dialekte gut versteht. [2][Auch Rechenzentren der Cloud-Sparte] AWS (Amazon
Web Services) gehören dazu. Personell ging es zuletzt in Deutschland
deutlich nach oben, binnen eines Jahres hat das Unternehmen 4.000
Arbeitsplätze aufgebaut.
Amazon verwies in der Mitteilung darauf, dass gleichzeitig neue
Arbeitsplätze in anderen Bereichen geschaffen würden. Die meisten
betroffenen Beschäftigen sollen zudem 90 Tage Zeit bekommen, sich im
Unternehmen nach anderen Positionen umzusehen. Unter anderem das „Wall
Street Journal“ berichtete unter Berufung auf informierte Personen, von dem
Abbau könnten bis zu 30.000 Jobs in mehreren Wellen betroffen sein. Mit dem
gleichzeitigen Aufbau in anderen Bereichen könnte das auch stimmen.
## Größter Onlinehändler in Deutschland
Grob gesagt 60 Prozent des Onlinehandels in Deutschland entfällt auf Amazon
– dies inklusive des Marktplatzes, bei dem andere kleinere Händler Amazon
als Verkaufsplattform nutzen.
Das Bundeskartellamt verfolgt die Entwicklung von Amazon kritisch und geht
gegen das US-Unternehmen vor – die Wettbewerbshüter sehen eine „überragende
marktübergreifende Bedeutung für den Wettbewerb“. Die Bundesbehörde hat
Bedenken angemeldet, dass Amazon seine Marktmacht zulasten von Verbrauchern
und anderen Händlern ausnutzt. Es laufen zwei Verfahren gegen Amazon. Bei
dem einen geht es um den Vorwurf der Preiskontrolle – dabei wurde Amazon
bereits eine Abmahnung zugestellt. Das ist noch eine vorläufige
Einschätzung, Amazon hat nun die Möglichkeit zu einer Stellungnahme.
Amazon wird nicht nur als Onlinehändler, sondern auch [3][als Paketfirma
immer wichtiger]: Bei dem Onlinehändler bestellte Ware wird zwar auch von
Logistikern wie DHL zugestellt, zu einem größeren Anteil aber auch von
Amazon selbst. Laut Bundesnetzagentur ist Amazon am Paketmarkt bereits die
Nummer 2 in Deutschland, zwischen 15 und 25 Prozent der zugestellten
Sendungsmengen entfallen auf das US-Unternehmen. DHL hat einen Marktanteil
von mehr als 40 Prozent und damit wesentlich mehr als Hermes, DPD, UPS und
GLS, die nur bei 5 bis 15 Prozent liegen.
28 Oct 2025
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