# taz.de -- Gipfel USA-China in Südkorea: Xi Jinping und Donald Trump sind nicht wirklich willkommen
> In Südkorea sorgen sich Konservative um den wachsenden Einfluss des
> kommunistischen Chinas, die Linke dagegen mobilisiert gegen US-Präsident
> Trump.
IMG Bild: Linke Demonstration gegen US-Präsident Donald Trump in Gyeongju, wo dieser Tage der Apec-Gipfel stattfindet
Wenn sich Xi Jinping und Donald Trump am Donnerstag im südkoreanischen
Busan zu ihrem [1][ersten Gipfel in Trumps zweiter Amtszeit] treffen, sind
sie im Land nicht wirklich willkommen. In Gyeongju, wo dann auch der
Apec-Gipfel (asiatisch-pazifische Wirtschaftskooperation) stattfindet,
haben sich Hunderte Aktivisten und Gewerkschafter versammelt, um ihre
Parole in den Himmel zu rufen: „Nein zu Trump!“
Dass die Südkoreaner nicht sonderlich gut auf den US-Präsidenten zu
sprechen sind, dürfte kaum verwundern. Jahrzehntelang wuchsen die Bewohner
des ostasiatischen Tigerstaates in dem festen Glauben auf, einer der
engsten Verbündeten der USA zu sein. Zwar war das bilaterale Verhältnis
stets durch ein Machtgefälle geprägt und nie völlig reibungslos. Aber die
Amerikaner haben im Koreakrieg (1950–53) an der Seite der Südkoreaner
gekämpft. Bis heute schrecken sie mit ihrem Nuklearschirm den verfeindeten
Norden effektiv ab.
Mit Trump ist die „eiserne Allianz“ aber brüchig geworden. So hat der
US-Präsident Südkorea mit Strafzöllen belegt und verlangt, dass es 350
Milliarden Dollar in den USA investieren muss. Das ist knapp ein Fünftel
von Südkoreas nominalem Bruttoinlandsprodukt. „Trump ist doch verrückt!“,
sagt ein Taxifahrer in Seoul. Viele Landsleute würden ihm zustimmen.
Doch es gibt in der direkten Nachbarschaft mit Xi Jinping einen Staatschef,
der noch deutlich kontroverser debattiert wird. Beobachten lässt sich dies
bei fast täglich organisierten Demonstrationen. „Wir sind besorgt, dass
China langsam in unser Land eindringen und uns kommunistisch machen
könnte“, sagt die 68-jährige Frau Cho, während sie in Seouls
internationalem Itaewon-Viertel durch die Straße marschiert.
## Angst vor Chinas Ambitionen
Gemeinsam mit rund tausend anderen demonstriert die Südkoreanerin gegen
Chinas wachsenden Einfluss. „Chinas Kommunistische Partei hat riesige
Ambitionen, die Welt zu regieren. Ich möchte in Freiheit leben und unsere
Demokratie schützen“, sagt eine weitere Demonstrantin.
Insbesondere unter Konservativen sind solche Ansichten verbreitet. Das hat
nicht nur mit der komplizierten historischen Beziehung zwischen den zwei
Staaten zu tun: Chinas Volksbefreiungsarmee eilte unter Mao Zedong dem
nordkoreanischen Kim-Regime im Koreakrieg (1950–53) zu Hilfe, um gegen den
Süden zu kämpfen. Dort herrschte bis in die 1980er-Jahre eine
Militärdiktatur, die auf einem rigiden Antikommunismus basierte.
Auch in der Gegenwart hat der zunehmende politische Druck der chinesischen
Parteiführung, gemischt mit wachsender wirtschaftlicher Konkurrenz dafür
gesorgt, dass China für viele Südkoreaner zum Sündenbock mutiert ist.
Teilweise wird dies noch durch die sozialen Medien und rechte
Verschwörungstheorien verschärft: Ex-Präsident Yoon Suk Yeol, der im
letzten Dezember das Kriegsrecht ausrief und dafür mittlerweile im
Gefängnis sitzt, begründete seine kontroverse Maßnahme damit, die
Opposition würde von kommunistischen Kräften aus Nordkorea und China
unterwandert. Beweise hatte er dafür nicht.
## In Südkorea ist die Stimmung gegenüber China gekippt
Laut Umfrage des Pew Research Institutes über das Image der Volksrepublik
China ist die Wahrnehmung in keinem anderen Staat derart gekippt wie in
Südkorea: Noch zu Beginn der Nullerjahre dachten weniger als ein Drittel
der Bevölkerung negativ über das Reich der Mitte. Mittlerweile sind es über
80 Prozent.
Dabei leben knapp eine Million chinesischer Staatsbürger in Südkorea, so
viel wie aus keinem anderen Land. Der Großteil zählt zur
koreanischstämmigen Minderheit in China, die sich nach wie vor der
Tradition und Kultur ihrer Vorfahren verbunden fühlt.
Doch auch sie sind nicht sicher vor rassistischen Anfeindungen. Regelmäßig
werden chinesische Migranten als Verbrecher, Vergewaltiger oder Diebe
beschimpft.
Zugleich gibt es berechtigte Sorgen gegenüber dem wachsenden Einfluss des
autoritären Einparteienstaats. Frau Cho, die in Seouls Innenstadt gegen
Chinas Einfluss demonstriert, blickt etwa mit großer Sorge auf den
derzeitigen Wettstreit der beiden Weltmächte.
Auch wenn ihr Heimatland unter Trumps Strafzöllen massive Einbußen
erleidet, ist ihr Urteil deutlich: „Ich möchte, dass Korea Verbündeter der
USA bleibt.“
29 Oct 2025
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## AUTOREN
DIR Fabian Kretschmer
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