# taz.de -- Geldpolitik in den USA: Notenbank Fed senkt Leitzins
> Trotz schlechter Datengrundlage wegen Haushaltssperre und höherer
> Inflation liegt der Satz nun nur noch bei 3,75 bis 4 Prozent. Der weitere
> Zinskurs ist unklar.
IMG Bild: Der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, Washington, am 29. 10. 2025
rtr | Die US-Notenbank hat sich zu niedrigeren Zinsen durchgerungen und
zugleich Zweifel an einer weiteren Lockerung genährt. Sie senkte den
Leitzins am Mittwoch um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 3,75 bis
4,00 Prozent. [1][Es war bereits der zweite Schritt nach unten in Folge].
Doch war der Beschluss nicht einstimmig: Fed-Direktor Stephen Miran,
[2][ein Vertrauter von US-Präsident Donald Trump], forderte wie bereits im
September eine stärkere Senkung. Der Währungshüter Jeffrey Schmid hingegen
war angesichts der erhöhten Inflation gegen eine Lockerung. Fed-Chef Powell
dämpfte Markterwartungen an eine weitere Senkung im Dezember.
In den internen Diskussionen habe es „deutlich unterschiedliche Ansichten“
darüber gegeben, wie weiter vorzugehen sei: „Eine weitere Senkung des
Leitzinses im Dezember ist keineswegs ausgemachte Sache. Ganz im Gegenteil,
die Geldpolitik folgt keinem vorgezeichneten Kurs“, fügte er hinzu. Nach
den jüngsten Zinssenkungen sei eine wachsende Zahl von Währungshütern nun
eher geneigt, abzuwarten, erläuterte der Fed-Chef. Nach dieser Aussage
fielen die Kurse an den Börsen, wo man sich auf bald noch billigeres Geld
gefreut hatte. Der Dow-Jones-Index und der S&P 500 drehten ins Minus.
Die Notenbanker:innen hatten unter erschwerten Bedingungen entscheiden
müssen. Denn wegen des teilweisen Regierungsstillstands in den USA im Zuge
der Haushaltssperre lagen zuletzt praktisch außer den jüngsten
Inflationszahlen keine vom Staat veröffentlichten Konjunkturdaten vor. So
mussten sie quasi im Blindflug den Zinsbeschluss fassen.
## Rätselraten um Powell
Analysten rätselten, was die Andeutungen Powells vor diesem Hintergrund
meinen könnten: „Es scheint so, dass die Fed im Zweifelsfalle wohl lieber
auf eine Zinssenkung im Dezember verzichtet, als aufgrund einer
unzureichenden Datenlage eine falsche Entscheidung zu treffen“, sagte VP
Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel. Letztlich würden die Daten über die
Leitzinsen entscheiden, meinte Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der
Commerzbank: „Wir gehen zwar weiterhin von einer erneuten Senkung im
Dezember aus, die Risiken für diese Prognose haben sich nach den recht
deutlichen Warnungen Powells aber erhöht.“
Eine Ausnahme inmitten des Datenblackouts waren die jüngst veröffentlichten
Verbraucherpreisdaten für September, die einen leichten Anstieg der
Inflationsrate auf 3,0 Prozent zeigten. Die relative Schwäche des
Arbeitsmarktes wiege in der Beurteilung der Lage stärker als die Robustheit
des Wachstums und der moderate Anstieg der Inflation, sagte der
Chefvolkswirt der KfW, Dirk Schumacher: „Ob dies auch in den folgenden
Sitzungen gelten wird, bleibt abzuwarten.“
Powell betonte erneut, dass es zurzeit „keinen risikolosen Weg“ für die
Geldpolitik gebe. [3][US-Präsident Trump hat Powell immer wieder kritisiert
und ihm einen zu zögerlichen Kurs vorgeworfen.] Auf seiner Asienreise legte
der US-Staatschef mit Kritik nach und titulierte den Notenbankchef als
„schlechten Fed-Mann“.
## Druck von Trump
Trump dringt seit Langem auf kräftige Zinssenkungen. Trotz des Drucks aus
dem Weißen Haus auf die unabhängige Notenbank habe Powell bisher viel
Rückgrat und Ruhe in diesem politischen Konflikt bewiesen, meint die
Forschungsdirektorin am Kiel Institut für Weltwirtschaft, Lena Dräger: „Er
könnte den Datenblackout, der eine direkte Folge des von der Regierung
verursachten Shutdowns ist, als Argument nutzen, um die Zinsen vorerst
konstant zu halten.“
Die Fed gab auch bekannt, dass sie den Abbau ihrer 6,6 Billionen US-Dollar
schweren Bilanz beendet. Sie will die Größe ihrer Bilanz ab Dezember
„einfrieren“, wie Powell es formulierte. Die Einlagen der Banken bei der
Fed würden dann weiter langsam sinken, da andere Verbindlichkeiten der Fed
„organisch“ wachsen würden. „Da die Fed weiter in einem Umfeld reichlicher
Reserven operieren will, wird sich die Bilanz der Fed mittelfristig wieder
ausweiten“, erläuterte Commerzbank-Ökonom Weidensteiner.
30 Oct 2025
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