# taz.de -- Künstliche Intelligenz in Unternehmen: KI spart kaum Arbeitszeit
> Sie sollte die Arbeitswelt revolutionieren. Doch mehrere Studien belegen
> nun, dass der Einsatz von KI keine Effizienzgewinne in Unternehmen
> bringt.
IMG Bild: Wer mit KI-Texten weiterarbeiten muss, verwendet jede Menge Zeit auf die Korrektur des „Workslop“ („Arbeitsabfall“) genannten Unsinns
Es sind Ergebnisse, die so gar nicht passen wollen in die Erzählung von der
schönen neuen, hyperproduktiven KI-Arbeitswelt: 95 Prozent der in einer
[1][Studie] vom Media Lab der Massachusetts Institute of Technology (MIT)
untersuchten KI-Pilotprojekte in US-amerikanischen Unternehmen führten zu
keinerlei messbaren positiven Auswirkungen.
Trotz des Einsatzes von zweistelligen Milliardensummen wurden in gerade
einmal 5 Prozent der untersuchten Fälle nennenswerte Einnahmen oder
Ersparnisse erzielt. Der überwältigende Rest der Firmen scheiterte mit
seinen Projekten dagegen und stellte diese teils sogar ganz ein.
Führungskräfte suchen die Schuld hierfür meist bei den Sprachmodellen oder
regulatorischen Anforderungen, während die Studienautoren das Problem eher
im Aufstülpen von KI auf zu komplexe Prozesse und einer mangelnden Schulung
der Mitarbeiter sehen. Sinngemäß: Eine schlechte (Prompt-)Eingabe führt
zwangsläufig zu einem schlechten Resultat.
## Schauspielerisches Talent
Eine andere [2][Untersuchung] der Unternehmensberatung McKinsey ergab, dass
80 Prozent der Firmen, die [3][Generative KI] einsetzen, keine
signifikanten Verbesserungen erzielen konnten, rund die Hälfte davon gab
ihre KI-Projekte daraufhin auf.
Nicht weniger drastisch klingt es bei [4][Harvard Business Review]: Über 40
Prozent der befragten US-Arbeitnehmer berichteten, dass KI-Ergebnisse sich
als gute Arbeit „tarnen“, aber wenig Substanz für die tatsächliche Lösung
der Aufgabenstellung haben. Wer mit KI-Texten weiterarbeiten muss,
verwendet jede Menge Zeit auf die Korrektur dieses „Workslop“
(„Arbeitsabfall“) genannten Unsinns. Die Autoren warnen, dass dies den
erhofften Produktivitätszuwachs regelrecht zerstört.
Das Problem liegt wohl auch am schauspielerischen Talent der Sprachmodelle,
die ohne mit der Wimper zu zucken „halluzinieren“ und Fakten frei erfinden:
So kann ein mit KI geschriebener Text auf den ersten Blick überzeugend und
fehlerfrei wirken.
Die internationale Unternehmensberatung Deloitte hat unlängst etwa [5][für
rund 250.000 Euro] ein Dokument über die Jobsuche im Sozialsystem für die
australische Regierung verfasst. Dieses enthielt jedoch jede Menge Fehler,
weil sich die dafür verwendete KI wissenschaftliche Belege und Zitate
einfach „ausgedacht“ hatte. Eine australische Politikerin warf dem
Unternehmen daraufhin vor, ein „[6][menschliches Intelligenz-Problem]“ zu
haben. „Worskslop“ ist somit nicht nur ärgerlich und teuer, sondern kann
für ein Unternehmen handfeste negative Folgen haben.
## Vertrauenssache Datenschutz
Hinzu kommt die Datenschutz-Thematik: Schlagzeilen machte hier schon vor
zwei Jahren ein Fall, in dem Mitarbeiter von [7][Samsung Semiconductor]
internen Code und andere Daten an ChatGPT sendeten, nachdem das Unternehmen
die Nutzung des Sprachmodells prinzipiell erlaubt hatte. Dadurch gelangten
sensible Betriebsgeheimnisse nicht nur an OpenAI, sondern theoretisch auch
an andere Nutzer des Sprachmodells.
Zwar ermöglichen es viele Anbieter heutzutage, die Verwendung der Daten für
Trainingszwecke in den Einstellungen zu unterbinden. Doch das bleibt im
US-Rechtsraum eher Vertrauenssache.
Dass Generative KI derzeit häufig nicht nur inhaltlichen Müll produziert
(vom enormen [8][Energie- und Wasserhunger] einmal ganz zu schweigen),
sondern auch gefährliche Desinformation, erscheint besonders alarmierend:
Laut einer [9][Studie] der Europäischen Rundfunkunion geben KI-Assistenten
Nachrichteninhalte in 45 Prozent der Fälle fehlerhaft wieder. Besonders mit
Quellenangaben schludern sie, unterscheiden zweifelhafte Blogs kaum von
seriösen Nachrichtenquellen und scheitern häufig bereits an einfachen
Fragestellungen wie „[10][Was exportiert China?]“.
Vor diesem Hintergrund fordert die Rundfunkunion die EU und nationale
Regulierungsbehörden auf, bestehende Gesetze zur Informationsintegrität, zu
digitalen Diensten und zur Medienvielfalt konsequent durchzusetzen.
KI-Assistenten müssten fortlaufend unabhängig überwacht werden.
31 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] https://fortune.com/2025/08/18/mit-report-95-percent-generative-ai-pilots-at-companies-failing-cfo/
DIR [2] https://www.mckinsey.com/capabilities/quantumblack/our-insights/seizing-the-agentic-ai-advantage#/
DIR [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Generatives_KI-Modell
DIR [4] https://hbr.org/2025/09/ai-generated-workslop-is-destroying-productivity
DIR [5] https://fortune.com/2025/10/07/deloitte-ai-australia-government-report-hallucinations-technology-290000-refund/
DIR [6] https://www.wiwo.de/erfolg/management/ki-deloitte-muss-teil-von-regierungsauftrag-zurueckzahlen/100160634.html
DIR [7] https://t3n.de/news/samsung-semiconductor-daten-chatgpt-datenleck-1545913/
DIR [8] /Energieverbrauch-von-KI/!6077886
DIR [9] https://www.ard.de/die-ard/presse-und-kontakt/ard-pressemeldungen/2025/10-22-Internationale-EBU-Studie-zur-Nachrichtenqualitaet-von-KI-Systemen-100/
DIR [10] https://www.srf.ch/news/gesellschaft/neue-studie-fast-jede-dritte-ki-antwort-enthaelt-fehler
## AUTOREN
DIR Eike Petering
## TAGS
DIR Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
DIR Arbeit
DIR Studie
DIR Datenschutz
DIR GNS
DIR Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
DIR Einkommen
DIR talkshow
DIR wochentaz
DIR Social Media
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Rechenzentrum in München: Große Allianz will KI voranbringen
Telekom baut in München ein Rechenzentrum für künstliche Intelligenz. Dabei
kooperiert sie mit dem Chiphersteller Nvidia und der Softwareschmiede SAP.
DIR Studie von Ifo, IAB und der Uni Konstanz: Betriebsräte führen zu mehr Produktivität
Arbeitnehmer:innenvertretungen schützen einer Studie zufolge nicht
nur das Lohnniveau in Betrieben. Auch die Unternehmen können profitieren.
DIR KI-Konkurrenz für Wikipedia: Angriff auf die Schwarmintelligenz
Elon Musks Unternehmen xAI hat eine Konkurrenz-Plattform zur Wikipedia
gestartet. Aber welchen Mehrwert bringt eine KI, die keine Wahrheit kennt,
nur Wahrscheinlichkeiten und Ideologie?
DIR Zwischen Euphorie und Dystopie: Es gibt keine künstliche Intelligenz
Die KI-Debatte pendelt zwischen Heilsversprechen und der Sorge vor
Kontrollverlust. Sie offenbart viel über Ängste und Sehnsüchte unserer
Gesellschaft.
DIR Zukunft Sozialer Medien: Für freie Feeds
Um die Macht der Tech-Bosse zu brechen, arbeiten Entwickler an alternativen
Sozialen Medien. Wie könnten die Plattformen der Zukunft funktionieren?