# taz.de -- Krieg im Sudan und in Tunesien: Klimafrage nach vorne bringen!
> Können wir die Klimakrise unter dem Vorwand, dass es dringlichere
> Probleme gibt, ignorieren? Nein sagen Asia Mubarak Al-Jedairi und Lobna
> Al-Najjar.
IMG Bild: Für eine friedliche Zukunft aller Kinder müssen Klimafragen jetzt diskutiert werden
Bauern fragen: Warum ernten wir weniger? Warum sterben unsere Tiere? Asia
Mubarak Al-Jedairi antwortet ihnen. Sie lässt sich dabei weder durch Krieg
noch Demonstrationen stoppen
Als ich 2021 während der Demonstrationen in unserer Hauptstadt Khartum eine
Barrikade überwand, um unter den Demonstranten Unterschriften für eine
CO2-neutrale Zukunft zu sammeln, haben sie mich für verrückt erklärt, aber
das war mir egal. Gut, ich war damals im achten Monat schwanger und hatte
mein Gesicht mit einer Maske gegen das Tränengas verdeckt – ich würde es
wieder tun. Die Forderungen der Demonstranten nach einem demokratischen
System und nach sozialer Gerechtigkeit sind für mich untrennbar mit dem
Thema Klimaschutz verbunden.
Mein Ziel war und ist es, Menschen für die Auswirkungen der Klimakrise zu
sensibilisieren. Sei es, dass ich in den vergangenen fünf Jahren rund 4.000
junge Menschen aus allen Bundesstaaten des Sudans dahingehend ausgebildet
habe, sei es, dass ich gerade an einem Buch arbeite, das Bäuerinnen und
Bauern ihre wichtigsten Fragen beantwortet: Warum ernten wir weniger? Warum
sterben unsere Tiere? Warum haben wir kein Wasser? Woher kommen die Fluten?
Wieso nehmen die Dürren zu?
Ich möchte, dass sie verstehen, dass der Klimawandel die Ursache ihrer
Probleme ist und eben nicht nur der Krieg. Ich weiß, es ist nicht einfach,
nicht zu verzweifeln. Als im Mai dieses Jahres mehrere Öllager in Port
Sudan bombardiert worden sind, als die Brände mehr als acht Tage
andauerten, als das Öl direkt in das Rote Meer lief, der Himmel von
schwarzem Rauch verhangen war und niemand, wirklich niemand, etwas dagegen
tat.
Ich dachte: Versteht denn niemand, es geht nicht nur um den Schutz der
Meere? Wie jede Mutter, wünsche auch ich mir nur eines: Eine lebenswerte
Zukunft für meine Kinder.
Aufgezeichnet von Hipa Salih. Die Journalistin musste vor dem Krieg in
Sudan nach Uganda fliehen
## Die Klimafrage darf im Rauch und Lärm des Krieges niemals untergehen
Können wir die Klimakrise unter dem Vorwand, dass es dringlichere Probleme
gibt, ignorieren? Die Augen davor verschließen, dass Kriege nicht nur
Menschenleben kosten, sondern auch unserer Umwelt schwer heilbare Wunden
zufügen? Nicht zur Kenntnis nehmen, dass die Auswirkungen der Kriege nicht
mehr nur lokaler oder nationaler Natur sind, sondern global?
Nein!
Klimafragen können nicht aufgeschoben werden, bis die Kriege vorbei sind.
Die Sorge um das Klima in Kriegszeiten ist kein Widerspruch. Die Erde ist
nicht nur eine Bühne, auf der Schlachten geschlagen werden, sondern ein
Lebewesen, das Schmerz, Wut und Rache empfindet. Wenn zukünftige
Generationen das Recht auf eine sichere Umwelt haben, dann ist es unsere
Pflicht als Journalistinnen, unsere Stimme zu erheben und nicht zuzulassen,
dass die Klimafrage im Rauch und Lärm des Krieges untergeht.
Lobna Al-Najjar, Journalistin aus Tunis
15 Nov 2025
## AUTOREN
DIR Lobna Al-Najjar
DIR Hipa Salih
## TAGS
DIR Was heißt Klimakrise auf Arabisch?
DIR Klima
DIR Sudan
DIR Tunesien
DIR Landwirtschaft
DIR Reden wir darüber
DIR Was heißt Klimakrise auf Arabisch?
DIR Was heißt Klimakrise auf Arabisch?
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Umweltfragen in Syrien: Der tägliche Kampf ums Überleben
Klimafragen werden behandelt als wären Sie ein Luxus am Rande. Vor Kugeln
aber kann man fliehen und überleben, doch wie entkommt man der Hitze?
DIR Klimakrise in Ägypten: Einstürzende Altbauten
Jedes Jahr stürzen in Alexandria 40 Gebäude ein. Der Grund dafür ist der
steigende Meeresspiegel, der sie unterspült und kollabieren lässt.