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       # taz.de -- Nach Hurrikan „Melissa“: „Apokalyptische“ Zustände in Jamaika
       
       > Jamaika kämpft mit den Folgen des Sturms: Überall liegen Trümmer, viele
       > Gemeinden sind noch isoliert. Die Opferzahlen könnten noch deutlich
       > steigen.
       
   IMG Bild: Pamella Foster inmitten von Trümmern, nachdem Hurrikan Melissa das Land verwüstet hat, Black River, Jamaika, 30. Oktober 2025
       
       Hamilton dpa | Mehrere Tage nach dem Durchzug von [1][Hurrikan „Melissa“
       auf Jamaika] treten in dem besonders stark betroffenen Inselstaat die
       gewaltigen Schäden immer deutlicher zutage. „Die Lage vor Ort ist
       apokalyptisch“, teilte Brian Bogart, Direktor des Welternährungsprogramms
       (WFP) in der Karibik, nach einem Besuch in der besonders betroffenen
       Küstenstadt Black River im Südwesten der Insel mit. „Es sieht aus, als wäre
       in dieser Gemeinde eine Bombe explodiert, die Menschen schlafen auf der
       Straße, es herrscht totale Zerstörung.“
       
       Bilder aus der Region zeigen zerstörte und überschwemmte Küstengemeinden.
       Wo einst bunte Häuser standen, bedecken nun Trümmerhaufen den schlammigen
       Boden. Es werde Jahre dauern, bis sich die Menschen von den Verlusten
       erholt hätten, sagte Necephor Mghendi von der Föderation der Rotkreuz- und
       Rothalbmondgesellschaften (IFRC) in Genf. „Es herrscht weit verbreitete
       psychische Not.“
       
       ## Mindestens 50 Tote
       
       „Melissa“ hat in den vergangenen Tagen in der Karibik eine Schneise der
       Verwüstung und mindestens 50 Tote hinterlassen. Das US-Hurrikanzentrum
       sprach von einem der stärksten Hurrikane, die je im Atlantik aufgetreten
       sind.
       
       Im Inselstaat Jamaika, über den der Hurrikan am Dienstag mit der stärksten
       Stufe 5 gefegt war, kamen mindestens 19 Menschen ums Leben. In Haiti kam es
       durch [2][anhaltenden Regen zu Überschwemmungen und Erdrutschen], obwohl
       der Sturm dort nicht direkt auf Land traf. Nach vorläufigen Behördenangaben
       starben mindestens 30 Menschen, weitere werden noch vermisst. Auf Kuba und
       den Bahamas blieb es nach bisherigen Erkenntnissen bei Sachschäden.
       
       ## Sturm verliert an Kraft
       
       Inzwischen hat sich „Melissa“ zu einem Hurrikan der Stufe 1 von 5
       abgeschwächt und soll nach Angaben des US-Hurrikanzentrums NHC im Laufe des
       Tages weiter an Kraft verlieren.
       
       Auf der im Atlantik gelegenen Inselkette Bermuda, an der der Sturm in der
       Nacht zum Freitag vorbeigezogen war, sorgte der Sturm örtlichen Medien
       zufolge für Stromausfälle in mehr als 19.000 Haushalten. Abgesehen davon
       und von einigen umgeknickten Bäumen und Laternen sei das britische
       Überseegebiet aber glimpflich davongekommen.
       
       ## Blockierte Straßen bremsen Rettungsarbeiten aus
       
       Die Opferzahlen könnten auf Jamaika in den kommenden Stunden und Tagen noch
       deutlich steigen. Noch immer sind vielerorts Gemeinden von der Außenwelt
       abgeschnitten. Nach einem Bericht der Zeitung The Gleaner steckten am
       Donnerstag Dutzende Autofahrer und Rettungskräfte auf der Holland Bamboo
       Avenue im Bezirk St. Elizabeth fest. Umgestürzte Bambusrohre hätten den
       auch bei Touristen beliebten rund vier Kilometer langen natürlichen Tunnel
       aus Bambuspflanzen versperrt. Über mehr als 24 Stunden sei kein Durchkommen
       möglich gewesen.
       
       „Das hier ist Holland Bamboo. Es gibt keine Geschäfte, keine Restaurants,
       niemand fährt herum und versorgt dich mit Essen. Also trinken wir
       Kokoswasser“, zitierte die Zeitung eine Frau, die den Sturm an ihrem
       Arbeitsort in der Stadt Junction ausgesessen hatte und auf dem Rückweg zu
       ihrer Familie war. Es gebe keinen Handyempfang. Sie wisse nicht, ob ihr
       Haus [3][den Hurrikan überstanden habe] und ob ihre Kinder in Sicherheit
       seien. „Ich bin verwirrt und besorgt. Ich möchte nach Hause“, sagte die
       Frau dem Bericht zufolge.
       
       ## Milliardenschäden erwartet
       
       Nach ersten Schätzungen des privaten US-Wetterdienstes AccuWeather, der
       auch die Auswirkungen von Unwettern beurteilt, könnten sich der
       Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste durch den Sturm auf 48 bis
       52 Milliarden US-Dollar (etwa 41 bis 45 Milliarden Euro) belaufen.
       
       31 Oct 2025
       
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