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       # taz.de -- Atomare Endlagersuche: Zum Glück ohne Politik
       
       > Erfreulich wissenschaftlich wird die derzeitige Suche nach einem Endlager
       > betrieben. Die Probleme kommen erst dann, wenn es politisch wird.
       
   IMG Bild: Gorleben-Treck 1979, Demonstration gegen geplante Atomanlagen bei Gorleben: Wird die Anti-AKW-Bewegung wieder aufleben?
       
       Es ist die Ruhe vor dem Sturm – denn Politik spielt noch keine Rolle. Im
       Prozess um die Auswahl des künftigen Standorts für ein Endlager für
       hochradioaktive Abfälle geht es bislang allein um die Wissenschaft. Das ist
       die wohltuende Lehre aus der verkorksten Entscheidung für Gorleben, [1][die
       1977 stark politisch geprägt war], aber kaum fachlich. Gorleben war
       „Zonenrandgebiet“ zur DDR, dünn besiedelt – es waren solche Überlegungen,
       die im Vordergrund standen. Diese Hemdsärmeligkeit geriet der Politik zum
       Fiasko.
       
       Mit dem Standortauswahlgesetz von 2017 geht man jetzt den gegenteiligen
       Weg. Man schaut nicht auf politische Grenzen, speziell nicht auf jene der
       Bundesländer. Es geht allein um die Geologie. So definiert das Gesetz
       beispielsweise Grenzen für die „Permeabilität des Gebirges“ und schließt
       bestimmte „Zerrüttungszonen mit tektonischer Entstehung“ aus. Das Gesetz
       ist streckenweise eher etwas für Geologen als für Juristen; das Plädoyer
       „Folgt der Wissenschaft!“ wird hier beispielhaft umgesetzt.
       
       Doch es wird eine andere Phase kommen. Dann nämlich, wenn Ende 2027, so das
       Ziel, [2][einige potenzielle Standortregionen definiert sind]. Nachdem die
       Eingrenzung der Flächen bisher allein auf Basis verfügbarer Geodaten
       geschieht, wird dann die Erkundung mittels Bohrungen beginnen. Wie die
       Politik auf Bundesebene, auf Landesebene und in den Kommunen dann
       mitspielen wird, kann heute niemand absehen. Schließlich signalisierte zum
       Beispiel Bayern schon Ablehnung.
       
       Das Suchverfahren wird also seine gesellschaftspolitische Dynamik erst noch
       entfalten, und zwar in dem Maße, wie der Standort sich konkretisiert. Dann
       stellen sich Fragen: Wird die Anti-AKW-Bewegung wieder aufleben? Wie werden
       Gerichte das Verfahren prägen, denn Klagen dürften sicher sein. Wie werden
       Akteure, die jahrelang der Atomkraft das Wort geredet haben, reagieren,
       sobald ihre Region auserkoren wird? So durchdacht und besonnen das
       Auswahlverfahren derzeit abläuft – die Konflikte durch die Altlasten aus
       der Ära des Atomstroms stehen erst bevor.
       
       4 Nov 2025
       
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   DIR Bernward Janzing
       
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