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       # taz.de -- Linkes Magazin stellt Druckausgabe ein: „Konkret“ gibt es bald nur noch digital
       
       > Nach 68 Jahren stellt das linke Magazin Konkret die Druckausgabe ein. Für
       > Leser*innen und freie Autor*innen kommt der Schritt überraschend.
       
   IMG Bild: Gutes altes Papier. Konkret vom 18. November 1971
       
       Kaum hat die [1][taz ihre Seitenwende] hinter sich gebracht und ihre
       Ausgaben von Montag bis Freitag ins Internet verlegt, geht ein linkes
       publizistisches Urgestein aus Hamburg den gleichen Weg. Im Dezember 2025
       wird die letzte Printausgabe des Monatsmagazins Konkret erscheinen. Ab
       Januar 2026 wird es nur noch als E-Paper zu lesen sein.
       
       Doch im Gegensatz zur taz, die die Leser*innen [2][über Monate auf die
       Umstellung vorbereitete], trifft nicht nur die Konkret-Leser*innen das
       Verschwinden der gedruckten Ausgabe unvorbereitet. Auch die freien
       Mitarbeiter*innen sind erst vor wenigen Tagen darüber informiert
       worden. „Eine Katastrophe“, kommentierte Ewgeniy Kasakow das Ende der
       Printausgabe. Er hat in den letzten Jahren regelmäßig Texte in der Konkret
       veröffentlicht, vor allem zur Entwicklung in Russland unter Putin. Wie
       viele der Leser*innen den Schritt ins Digitale mitmachen, ist ungewiss.
       
       Karl-Heinz Schreiner will künftig auf die Lektüre verzichten. „Für mich ist
       das ein plötzlicher, schmerzlicher Abschied von Konkret“, sagte der
       pensionierte Berufsschullehrer, seit Mitte der 1970er Jahre Leser des
       Blattes. Schreiner erinnert sich: „Ich habe mir das Magazin immer am
       Monatsanfang am Bahnhofskiosk gekauft und sofort die Kolumne von Hermann L.
       Gremliza gelesen.“
       
       Ohne den ehemaligen Spiegel-Redakteur und Anhänger des österreichischen
       Polemikers Karl Kraus hätte es die Konkret schon lange nicht mehr gegeben.
       Denn das 1957 in Hamburg von Klaus Rainer Röhl gegründete Magazin war
       bereits in den 1970er Jahren in die tiefe Krise geraten.
       
       ## Niedergang nach Meinhofs Abschied
       
       Dazu hat auch das Ausscheiden Publizistin Ulrike Meinhof aus der
       Konkret-Redaktion beigetragen. Sie war von 1960 bis 1964 Chefredakteurin
       und bis Ende der 1960er Jahre die bekannteste Kolumnistin der Zeitschrift.
       Bereits ein Jahr bevor sie im Mai 1970 mit ihrer Beteiligung an der
       Befreiung von Andreas Baader aus seiner Gefängnishaft zum bekanntesten
       Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF) wurde, hatte Meinhof in einer
       Erklärung bekanntgegeben, dass sie ihre Mitarbeit bei Konkret beende.
       
       In dieser Zeit versuchte Herausgeber Röhl das Magazin als eine Art linkes
       Pornoblatt mit Nacktfotos auf dem Titelbild auf dem bundesdeutschen
       Zeitungsmarkt zu etablieren. Doch er scheiterte – und im November 1973
       wurde Konkret zunächst eingestellt, um im Oktober des Folgejahres unter der
       Leitung von Hermann L. Gremliza wieder zu erscheinen. Er sollte bis zu
       seinem Tod im Dezember 2019 den Kurs des Magazins nachhaltig prägen.
       
       Bis Ende der 1980er Jahre stand das Magazin politisch im linken Flügel der
       Sozialdemokratie. Doch ab Herbst 1989 wurde Konkret zum [3][zentralen
       Medium einer antideutschen Linken], die den Fall der Berliner Mauer nicht
       bejubelte, sondern vor einem größer werdenden Deutschland warnte.
       
       Auch nach Gremlizas Tod hielt die Konkret-Redaktion bei allen sonstigen
       politischen Differenzen an zwei Grundsätzen fest: Sie wandte sich gegen
       jede Form der Deutschtümelei und gegen jeden Antisemitismus. Noch in der
       Ausgabe vom Oktober 2025 polemisierte ein Kommentator gegen eine „globale
       Öko-Intifada“, womit er eine Palästina-Solidarität meinte, der die Opfer
       des Hamas-Überfalls vom 7. Oktober 2023 keine Worte der Trauer wert sei.
       
       ## Abokündigungen aus politischen Gründen
       
       Wegen dieser politischen Grundsätze kam es auch immer wieder zu
       Abokündigungen. Die hatten in der letzten Zeit noch zugenommen, während die
       Kosten für Vertrieb, Druck und Versand rasant gestiegen waren, sagte eine
       Mitarbeiterin des Konkret-Verlags der taz. Sie habe auch wenig Zeit, weil
       in den letzten Tagen ständig das Telefon klingele.
       
       Es hätten sich viele langjährige Konkret-Abonnent*innen gemeldet, die die
       Nachricht von der baldigen Einstellung der Printausgaben oft kaum glauben
       könnten. Sie alle müsse die Verlags-Mitarbeiter*innen davon überzeugen, dem
       digitalen Modell eine Chance zu geben und ihr Abo nicht zu kündigen. Denn
       nur dann sei garantiert, dass die Gehälter für die Redakteur*innen und
       andere laufende Kosten weiter beglichen werden können.
       
       3 Nov 2025
       
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