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       # taz.de -- Kampf gegen sexuelle Belästigung: Ministerin will filmende Spanner bestrafen
       
       > Justizministerin Hubig (SPD) kündigt einen Gesetzesentwurf gegen
       > Voyeur-Aufnahmen und Catcalling an. Aus manchen Ländern bekommt sie
       > Unterstützung.
       
   IMG Bild: Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) während einer Kabinettsklausur im Oktober
       
       Wer voyeuristische Aufnahmen einer anderen Person im öffentlichen Raum
       macht – etwa in der Sauna oder beim Joggen – kann bisher nicht
       strafrechtlich dafür belangt werden. Auch verbale sexuelle Belästigung ist
       aktuell in vielen Fällen, zum Beispiel beim sogenannten Catcalling, nicht
       strafbar. Beides soll sich nun ändern. Bundesjustizministerin Stefanie
       Hubig (SPD) hat angekündigt, sexuelle Belästigung und voyeuristische
       Aufnahmen stärker bekämpfen zu wollen – auch mit den Mitteln des
       Strafrechts. Auch bei der Justizminister:innenkonferenz (JuMiKo)
       am Ende der Woche soll das Thema zur Sprache kommen.
       
       Frauen müssten sich im öffentlichen Raum so [1][selbstverständlich bewegen
       können] wie Männer, sagte die Bundesjustizministerin am Montag der
       Rheinischen Post. „Mein Ziel ist es, zügig einen praxistauglichen
       Gesetzentwurf vorzulegen – für einen besseren [2][Schutz vor digitaler
       Gewalt], der uns bei der Ächtung von Aggression und Übergriffigkeit im
       öffentlichen Raum voranbringt“, so Hubig. Derzeit werde im
       Bundesjustizministerium (BMJ) geprüft, wie sich ein Umgang damit
       „kriminalpolitisch und rechtsstaatlich überzeugend“ regeln ließe. Einen
       genauen Zeitplan für den Gesetzentwurf gibt es noch nicht, sagte eine
       BMJ-Sprecherin auf Nachfrage der taz.
       
       Unterstützt wird das Ziel unter anderem vom Landesjustizminister aus
       Nordrhein-Westfalen, Benjamin Limbach (Grüne), denn die Initative geht auch
       auf einen Fall aus Köln zurück: Im Februar hatte dort ein Mann eine
       Joggerin heimlich von hinten gefilmt. Die Frau, Yanni Gentsch, stellte den
       Mann zur Rede, filmte und veröffentlichte die Konfrontation und erhielt
       dafür auf sozialen Medien großen Zuspruch. Im Sommer forderte Gentsch
       schließlich mit einer Petition, Voyeur-Aufnahmen strafbar zu machen – und
       [3][konnte 125.000 Unterschriften sammeln].
       
       Die Petition wurde schließlich an den NRW-Justizminister übergeben. Der
       kündigte an, das Thema bei dem Treffen der Justizminister:innen
       einzubringen und sich für die Strafbarkeit von Voyeur-Aufnahmen
       einzusetzen. Das Fotografieren des Intimbereichs müsse strafbar sein, hieß
       es [4][in einer Mitteilung des NRW-Justizministeriums] im August. Keine
       Frau müsse kenntlich machen, dass sie dort nicht fotografiert werden wolle.
       
       Wie das Strafgesetzbuch entsprechend geändert werden könnte, soll also nun
       Thema bei der JuMiKo am Ende dieser Woche sein. Das halbjährlich
       stattfindende Treffen dient den 16 Justizminister:innen der Länder
       zur Koordination und zum Austausch über aktuelle rechtspolitische
       Initiativen. Hubig selbst nimmt als Bundesministerin traditionell als Gast
       ohne Stimmrecht teil.
       
       ## Auch Schwangerschaftsabbrüche auf der Tagesordnung
       
       Neben dem Thema Voyeur-Aufnahmen und verbaler sexueller Belästigung scheint
       das Treffen in Leipzig aber auch anderweitig unter frauenpolitischen
       Vorzeichen zu stehen. So soll es beispielsweise auch um die
       Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen gehen.
       
       Die Linken-Justizministerin Jacqueline Bernhardt aus Mecklenburg-Vorpommern
       [5][hatte am Samstag angekündigt], einen Reformvorschlag zum
       Strafgesetzbuch-Paragrafen 218 einbringen zu wollen. Mit einem gemeinsamen
       Beschluss könnte die JuMiKo die Bundesjustizministerin auffordern, zu
       prüfen, ob ein entsprechender Gesetzesentwurf vorgelegt werden kann.
       Rechtlich bindend ist eine solche Aufforderung nicht, politisches Gewicht
       hat sie dennoch.
       
       Zuletzt war unter der Ampelregierung eine fraktionsübergreifende Gruppe von
       Parlamentarier:innen mit dem Versuch gescheitert, ein Gesetz zur
       Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs im Bundestag zu beschließen.
       
       Voyeur-Aufnahmen, verbale sexuelle Belästigung, Schwangerschaftsabbruch –
       wie sich die einzelnen Länder zu den jeweiligen Vorschlägen und
       Beschlussvorlagen verhalten, ist unklar. Wie auch im Bundesrat sind die
       Länder in der JuMiKo in zwei große Gruppen, in die sogenannten A- und
       B-Länder geteilt. Früher zeigte dies die Aufteilung zwischen SPD-regierten
       und Unions-regierten Bundesländern an, heute sind unter den tendenziell
       progressiveren A-Ländern aber auch Minister:innen der Grünen und Linken
       vertreten. Weil es derzeit acht A- und acht B-Länder gibt, könnte es zu
       einer Pattsituation kommen.
       
       3 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Justizministerin-ueber-Gleichberechtigung/!6119186
   DIR [2] /Filmen-in-der-Sauna/!6114967
   DIR [3] /Petition-gegen-Voyeuraufnahmen/!6106682
   DIR [4] https://www.justiz.nrw.de/mitteilung/2025-08-25-0#:~:text=*%20Betreuungsverfahren.%20*%20Nachlassverfahren.
   DIR [5] /Abschaffung-des-Paragrafen-218-StGB/!6126027
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Amelie Sittenauer
       
       ## TAGS
       
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