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       # taz.de -- Endlagersuche für Atommüll: Neues bei der 1-Million-Jahre-Frage
       
       > Atommüll aus 60 Jahren Kernkraftnutzung muss ein Endlager finden.
       > Geeignet ist laut einem Bericht nur noch ein Viertel der Bundesrepublik.
       
   IMG Bild: Ist nicht mehr für die Endlagerung von Atommüll vorgesehen: Der Salzstock in Gorleben, Jahrzehnte lang von der Politik als „sicher“ bezeichnet
       
       Es geht um 27.000 Kubikmeter Strahlenmüll, der auch in einer halben Million
       Jahre noch tödlich wirkt: Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat
       einen neuen Arbeitsbericht vorgelegt, nachdem rund ein Viertel des
       bundesdeutschen Grundes prinzipiell geeignet sind, Standort für
       hochradioaktiven Abfall aus der Atomstromproduktion zu werden. Um die
       Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, wurde [1][ein
       Online-„Navigator“] erarbeitet. „So können alle Menschen sehen, dass es mit
       der Endlagersuche voran geht und wie es in ihrer Region derzeit aussieht“,
       sagte BGE-Chefin Iris Graffunder.
       
       Gesucht wird in jenen 90 Teilgebieten, die im Jahr 2020 von der BGE als
       prinzipiell geeignet erachtet wurden. Der Salzstock in Gorleben, Jahrzehnte
       lang von der Politik als „sicher“ bezeichnet, war nicht mehr dabei. All
       jene Teilgebiete, die im Navigator nun hellblau leuchten, haben die
       Prüfschritte 1 und 2 der „repräsentativen vorläufige
       Sicherheitsuntersuchungen“ weitgehend bestanden – zu gut deutsch: sie sind
       noch im Rennen. Die meisten dieser Gebiete gibt es in Baden-Württemberg,
       Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.
       
       Rheinland-Pfalz und weite Teile Brandenburgs sind dagegen raus aus der
       Standortsuche. Allerdings weist die Karte noch sehr viele graue Flächen
       aus. Das sind Gebiete, in denen die Sicherheitsuntersuchungen noch nicht
       abgeschlossen sind. Flächenmäßig fällt ins Auge, dass in Süd- und
       Südostdeutschland sehr viel mehr Teilgebiete untersucht worden als in
       Norddeutschland. „Die geographische Verteilung spielt bei der Bearbeitung
       der Teilgebiete für die BGE keine Rolle“, erklärt die BGE. Ausschlaggebend
       sei vielmehr die Verfügbarkeit der erforderlichen Daten und die sind in den
       süddeutschen Bundesländern und in Sachsen und Thüringen leichter zugänglich
       als beispielsweise in Mecklenburg oder Schleswig-Holstein. Dort hatte 2024
       eine Serverpanne dazu geführt, dass die Zuverlässigkeitsüberprüfungen des
       Fachpersonals stockte, es konnte niemand eingestellt werden.
       
       Aktuell lagert der Strahlenschrott aus 60 Jahren Atomverstromung an 16
       verschiedenen Standorten in fast 1.800 Castor-Behältern. Bis Ende 2027 will
       die BGE fünf bis zehn Regionen ermitteln, die geologisch am besten für die
       Endlagerung geeignet erscheinen. Im nächsten Schritt sollen diese Standorte
       dann überirdisch erkundet werden, erst danach sollen Bohrungen tatsächlich
       den Grund untersuchen.
       
       ## Endlager frühestens 2074
       
       Ursprünglich geplant war, das Verfahren in den 2040er Jahren abzuschließen
       und dann das Endlager zu bauen. Eine [2][Untersuchung durch das
       Öko-Institut] kam aber zu dem Ergebnis, dass dies frühestens 2074 der Fall
       sein wird. Dann müsste das Endlager aber noch geplant und errichtet werden.
       Im aktuellen Haushalt des Bundesumweltministeriums sind [3][52 Prozent
       aller Gelder] für den Atommüll vorgesehen – der größte Einzelposten von
       Umweltminister Carsten Schneider (SPD). Die Atomkonzerne hatten sich mit
       Einzahlung von 24 Milliarden Euro in den Kenfo, den [4][„Fonds zur
       Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“], von weiteren Kosten
       freigekauft. Experten bezweifeln, dass diese Summe ausreicht.
       
       3 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://navigator.bge.de/phase-i-schritt-2/der-weg-zu-den-standortregionen
   DIR [2] https://www.freitag.de/autoren/nick-reimer/atommuell-die-suche-nach-einem-deutschen-endlager-verzoegert-sich-um-40-jahre
   DIR [3] https://www.bundesumweltministerium.de/download/bmukn-haushalt-2025
   DIR [4] https://www.kenfo.de/start
       
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   DIR Nick Reimer
       
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