URI: 
       # taz.de -- Humanitäre Krise wegen Bürgerkrieg: Erneut Hungersnot im Sudan bestätigt
       
       > In der Großstadt Al-Faschir verschlechtert sich die Ernährungslage, aber
       > auch in anderen Landesteilen herrscht laut Experten bereits eine
       > Hungersnot.
       
   IMG Bild: Nord-Darfur, 1. November: Geflüchtete in Al-Dabbah, wo Binnenvertriebene weiterhin unter schwierigen Bedingungen leben
       
       Khartum dpa | Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres hat ein
       Expertengremium eine Hungersnot in Teilen des Sudans bestätigt. Die
       weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit anerkannte Initiative IPC
       (Integrated Food Security Phase Classification) habe Beweise geliefert,
       dass die Situation in den Städten Al-Faschir in der Region Darfur und
       Kadugli in der Region Süd-Kordofan den Status einer Hungersnot erreicht
       habe, teilte die Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger mit. Zudem
       bestehe die Gefahr einer Hungersnot in 20 weiteren Gebieten in Darfur und
       Kordofan.
       
       Mehr als 375.000 Menschen sind demnach im Sudan von einer humanitären
       Katastrophe der höchsten Stufe betroffen; 21 Millionen sind von Hunger
       bedroht. Die Lage in dem ostafrikanischen Land gilt als die größte
       humanitäre Krise der Welt. „Nur ein sofortiger Waffenstillstand und
       uneingeschränkter humanitärer Zugang können weiteres Leid verhindern und
       Leben retten“, sagte Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von
       Aktion gegen den Hunger.
       
       Ende Dezember hatte der IPC-Ausschuss bereits die Kriterien einer
       Hungersnot in mindestens fünf Gebieten des Landes nachgewiesen. Betroffen
       waren hauptsächlich Gebiete in Nord-Darfur. Eine Hungersnot ist die
       schlimmste – und seltene – Form der Hungerkrise. Sie bedeutet, dass bei
       mindestens einem Fünftel aller Haushalte extremer Nahrungsmangel herrscht
       und täglich mindestens zwei Erwachsene oder vier Kinder pro 10.000 Menschen
       an akuter Unterernährung sterben.
       
       ## Ethnische Faktoren
       
       Im Sudan kämpfen seit April 2023 die Armee und die Miliz RSF (Rapid Support
       Forces) brutal um die Macht. Nach Angaben des Sudanesischen Ärztenetzwerks
       hält die RSF in der Großstadt Al-Faschir, die sie [1][vor gut einer Woche
       unter ihre Kontrolle gebracht hatte], weiterhin Tausende Zivilisten fest.
       Zuvor hatte die RSF die heftig umkämpfte Großstadt, in der einst rund
       300.000 Menschen lebten, mehr als 500 Tage belagert.
       
       Einwohner, die versuchten, zu fliehen, würden gewaltsam in die Stadt
       zurückgebracht, oft mit Schussverletzungen, so die Ärztegruppe. Sie warnte
       vor einer [2][Verschärfung der humanitären Katastrophe in der Stadt], in
       der ein akuter Mangel an Medikamenten und medizinischem Personal herrsche.
       
       ## Auf der Flucht getötet
       
       Sudanesen, denen es gelang aus Al-Faschir zu fliehen, berichten von
       [3][Gräueltaten durch die RSF]. Ein 24-Jähriger erzählte Mitarbeitern des
       UN-Bevölkerungsfonds UNFPA, er sei mit einer Gruppe von mehr als 200
       Zivilisten in die westlich gelegene Stadt Tawila geflüchtet – davon hätten
       nur vier Menschen überlebt. Alle anderen, einschließlich Kinder, seien von
       der Miliz RSF hingerichtet worden; einige seien absichtlich mit Autos
       überfahren worden, sagte der Mann. Eine 19-Jährige, die von Al-Faschir nach
       Tawila flüchten konnte, sagte UNFPA sie sei von drei RSF-Mitgliedern
       vergewaltigt worden, bevor sie einen Kontrollpunkt passieren durfte.
       
       3 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Massaker-in-Sudan/!6122640
   DIR [2] /Sudankrieg/!6125004
   DIR [3] /Krieg-in-Darfur/!6124238
       
       ## TAGS
       
   DIR Sudan
   DIR Hungersnot
   DIR Unterernährung
   DIR RSF
   DIR Social-Auswahl
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
   DIR Sudan
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Krieg in Sudan: Fällt bald das nächste Gebiet an die RSF?
       
       Die Einnahme von El Fasher gelang der Miliz durch ihre Strategie der
       Belagerung und Umzingelung. Nun bereitet sie das wohl für die Region El
       Obeid vor.
       
   DIR Krieg in Sudan: Im Kampf um Darfur geht es um Gold, Vieh und Boden
       
       Mit Waffenlieferungen oder Geld unterstützen viele Länder die Fortsetzung
       und Ausweitung des Krieges in Sudan. Alle haben Eigeninteressen.
       
   DIR Krieg im Sudan: Satellitenbilder lassen anhaltende Massentötungen vermuten
       
       Die RSF-Miliz wütet weiter: Satellitenbilder deuten laut Yale-Forschern
       darauf hin, dass in und um die Stadt El Fasher Massentötungen verübt
       werden.
       
   DIR Sudanesisch-libysche Beziehungen: Hametti und Haftar, zwei Warlords im Aufwind
       
       Die RSF-Miliz in Sudan und die LNA-Parallelregierung in Libyen arbeiten
       zusammen gegen ihre Regierungen. Sie haben mächtige Freunde in Moskau und
       Dubai.
       
   DIR Augenzeugen berichten aus Darfur: „Sie zeigten keine Gnade“
       
       Vor den Massakern der RSF-Miliz der Stadt El Fasher in Sudan suchen
       Menschen Zuflucht in der Stadt Tawila. Die taz sammelte Berichte von
       Überlebenden.