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       # taz.de -- Stahlgipfel im Kanzleramt: Deutschland braucht Stahl – aber in Grün
       
       > Die Bundesregierung setzt auf Maßnahmen, die maximal den Status quo
       > konservieren – statt auf eine Politik, die die Stahlindustrie langfristig
       > sichert.
       
   IMG Bild: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Lars Klingbeil (SPD), Bundesminister der Finanzen, nach dem „Stahlgipfel“, am 6.11.2025
       
       Der [1][Stahlgipfel im Kanzleramt] war ein Gipfel des Scheiterns. Da reicht
       es nicht aus, dass alle Teilnehmenden betonten, wie wichtig die
       Stahlindustrie für Deutschland sei. Die Bundesregierung hat einmal mehr
       gezeigt, wie kurzsichtig sie Wirtschaftspolitik betreibt. Sie setzt auf
       Maßnahmen wie EU-Schutzzölle oder den Industriestrompreis, die maximal den
       Status quo konservieren. Eine Sache hat hingegen bei der Diskussion über
       die Überwindung der Stahlkrise keine wirkliche Rolle gespielt: [2][die
       Dekarbonisierung der Industrie.]
       
       Beim Stahl zeigt sich, dass der Markt nicht alles regelt, dass es eine
       Wirtschaftspolitik braucht, die sich nicht in bloßen Steuersenkungen und
       Reduzierung der Bürokratie erschöpft. Es braucht eine Politik, die aktiv
       gestalten will, die eine Vision hat, wie die Wirtschaft von morgen aussehen
       soll, und deswegen bestimmte Bereiche gezielt fördert. Nichtstun aus
       ideologischen Gründen, weil Klimaschutz angeblich die Industrie belaste,
       wird fatale Folgen haben.
       
       Will Deutschland Industrieland bleiben, dann ist eine hiesige
       Stahlproduktion auch in Zukunft notwendig. Die Branche ist eine
       Schlüsselindustrie, Stahl Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von
       Industriegüter. Hauptabnehmer der hiesigen Produktion sind neben der
       Bauwirtschaft vor allem der Maschinenbau und die Automobilindustrie, die
       beiden wichtigsten deutschen Exportbranchen.
       
       ## Es geht um Resilienz
       
       Dabei geht es nicht nur um eine möglichst wettbewerbsfähige Produktion. Es
       geht vor allem auch um Resilienz. Wie wichtig diese ist, zeigt der
       Handelsstreit um den Hersteller Nexperia. Weil dieser derzeit keine Chips
       liefert, musste der Automobilzulieferer Bosch bereits Kurzarbeit anmelden.
       
       Gäbe es hierzulande eine eigenständige Chipindustrie, wäre dies vermutlich
       nicht nötig. Soll es nicht nur in 5, sondern in 25 Jahren noch eine
       Stahlproduktion geben, reichen Maßnahmen wie ein EU-Schutzzoll, ein
       Industriestrompreis oder Buy-Local-Vorgaben nicht aus.
       
       Die Branche muss gezielt [3][bei der Transformation hin zu einer
       klimaneutralen Produktion unterstützt werden]. Etwa in Form einer
       garantierten Abnahme von grünem Stahl beim Ausbau der öffentlichen
       Infrastruktur. Doch dies spielte beim Stahlgipfel kaum eine Rolle.
       
       Dabei wäre die Gelegenheit für Merz durchaus gut gewesen, zu zeigen, dass
       er auch Klimaschutz kann. Im Anschluss an den Stahlgipfel machte er sich zu
       internationalen Klimaberatungen nach Brasilien auf. Mit konkreten Maßnahmen
       zur Dekarbonisierung der Industrie im Gepäck hätte er sich dort feiern
       können. So weit kann Merz nicht denken.
       
       7 Nov 2025
       
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