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       # taz.de -- Abschiebungen nach Syrien: Weiter Wirbel um Wadephul
       
       > Johann Wadephul hat einen Vergleich zwischen Syrien und Deutschland 1945
       > gezogen. Der Außenminister erntet erneut Kritik aus den eigenen Reihen.
       
   IMG Bild: Johann Wadephul am 30. 10. 2025 in einem zerstörten Stadtteil von Damaskus
       
       Am Mittwoch machte Friedrich Merz erneut einen Versuch, die Debatte um
       Außenminister Johann Wadephul (CDU) und mögliche Schwierigkeiten bei
       Abschiebungen nach Syrien abzuräumen. „Selbstverständlich“ stehe der
       Kanzler hinter dem Außenminister, sagte Merz’ Sprecher Stefan Kornelius in
       der Regierungspressekonferenz. Der Kanzler sei auch „sehr zufrieden“
       darüber, wie das Thema in der Unionsfraktion am Dienstag behandelt worden
       sei.
       
       Von dort allerdings hatten Worte des Unmuts den Weg in verschiedene Medien
       gefunden. „Schlimm“ und „desaströs“ sei der Auftritt von Außenminister
       Johann Wadephul (CDU) in der Fraktion gewesen, wird etwa ein Abgeordneter
       anonym zitiert. Auch heißt es, dass die Unterstützung für den Minister in
       der Fraktion schwinde. Sein Eindruck von der Fraktionssitzung sei ein
       anderer gewesen, sagte dazu Kornelius auf Nachfrage.
       
       ## Distanziert sich Wadephul vom Kurs der Union?
       
       Wadepul hatte in der vergangenen Woche [1][bei einem Besuch in Harasta],
       einer verwüsteten Vorstadt von Damaskus, angezweifelt, dass angesichts der
       massiven Zerstörung kurzfristig eine große Zahl syrischer Flüchtlinge
       freiwillig dorthin zurückkehren werde. „Hier können wirklich kaum Menschen
       richtig würdig leben“, hatte er gesagt.
       
       Einige in CDU und CSU hatten das [2][als Distanzierung von dem harten Kurs
       der Union] verstanden. Auch, dass es von Wadephuls Haus tagelang keine
       Klarstellung gegeben hatte, stieß auf Kritik. „Gelegentlich hilft es im
       Zweifel, dann schnell die Dinge auch noch mal klarzustellen und
       einzuordnen“, sagte Fraktionschef Jens Spahn.
       
       In der Fraktionssitzung am Dienstagnachmittag hatte Wadephul seine Äußerung
       erläutert und betont, dass er zu den vereinbarten Positionen zur
       Rückführung von Menschen nach Syrien stehe. Demnach sollen zunächst
       Straftäter und Gefährder abgeschoben werden. Für die Klarstellung soll es,
       wie zu hören ist, in der Fraktion zumindest höflichen Applaus gegeben
       haben, Wortmeldungen gab es keine. Für neuen Ärger soll Wadephul dann aber
       ganz am Ende gesorgt haben: indem er noch einmal die Sitution in Syrien mit
       der in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verglich und jene
       in Syrien als „schlimmer“ bezeichnete.
       
       ## „Zur Rückkehr ermuntern“
       
       Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), sprang
       Wadephul am Mittwoch erneut bei. Wadephuls Äußerung sei aus dem
       Zusammenhang gerissen worden, schrieb er der taz auf Anfrage. „Sie kann und
       darf nicht als politische Aussage gegen notwendige Rückführungen nach
       Syrien verstanden werden.“
       
       Hardt betont aber auch, dass der Bürgerkrieg beendet und eine Rückkehr in
       weite Teile des Landes möglich sei: „Diejenigen Syrer, die in Deutschland
       [3][keine Niederlassungserlaubnis] besitzen und weiterhin auf
       Sozialleistungen angewiesen sind, sollten in einem ersten Schritt zur
       freiwilligen Rückkehr ermuntert werden.“
       
       Fraktionsvize Günter Krings wurde noch deutlicher. Da mit dem Ende des
       Bürgerkrieges der Schutzgrund weggefallen sei, „müssen in nächster Zeit die
       bisherigen [4][humanitären Aufenthaltstitel] aufgehoben werden“, sagte er
       dem Stern. Wer es in einem zum Teil zehnjährigen Aufenthalt in Deutschland
       nicht geschafft habe, die Mindestvoraussetzungen für eine
       Niederlassungserlaubnis oder eine Einbürgerung zu erfüllen, müsse
       grundsätzlich in seine Heimat zurückkehren.
       
       ## Lagebericht zu Syrien soll aktualisiert werden
       
       Unterdessen riet die SPD zur Besonnenheit. Es müsse genau hingeschaut
       werden – denn es gebe auch viele geflohene Christen, die „nicht begeistert
       sein“ werden, zurückzukehren, sagte der Parlamentsgeschäftsführer Dirk
       Wiese. Zudem habe eine Vielzahl syrischer Geflüchteter mittlerweile die
       deutsche Staatsbürgerschaft und sei hier integriert.
       
       Die Grünen mahnen in der Debatte mehr Sachlichkeit an. Es müsse auf Basis
       von Fakten und einer angemessenen Lageeinschätzung entschieden werden – und
       nicht auf der Basis von Gefühlen oder Interpretationen, sagte Wieses
       Kollegin Irene Mihalic. Der Lagebericht des Auswärtigen Amts zu Syrien sei
       vom März: „Vielleicht sollte man den mal aktualisieren.“ Aus dem
       Auswärtigen Amt heißt es, daran werde derzeit gearbeitet.
       
       5 Nov 2025
       
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