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       # taz.de -- Fake-News um Brigitte Macrons Identität: Das Geschäft mit hemmungsloser Verleumdung
       
       > Seit Jahren behaupten Rechte, Brigitte Macron sei gar keine Frau. Sie
       > versucht, juristisch gegen die hetzerische Kampagne vorzugehen.
       
   IMG Bild: Frankreichs First Lady Brigitte Macron
       
       Ist Brigitte Macron keine Frau, sondern ein Mann, oder eine Transperson,
       oder womöglich dieselbe Person wie ihr älterer Bruder oder – warum nicht
       auch noch – der Vater des heutigen französischen Präsidenten? [1][Solche
       Gerüchte werden nun bereits seit Jahren in Umlauf gebracht.] Und sie sind
       dermaßen absurd wie die angeblichen „Beweise“ für diese Theorien.
       
       Und je länger diese „Enthüllungen“ zirkulieren, desto drastischer werden
       sie mit vermeintlichen Details und geradezu haarsträubenden Vermutungen
       ausgeschmückt. So etwas kann nur glauben, wer solche sensationell
       daherkommenden Geschichten unbedingt glauben möchte und sich daran
       delektiert. Oder aber, wer diese Fake-News aus finanziellen oder
       politischen Interessen in den Netzwerken weiterverbreitet. Die
       Brigitte-Fake wird zum Schulbeispiel für rechtsextreme Hasskampagnen.
       
       Begonnen hatte diese Affäre mit den Hirngespinsten eines Mediums in der
       französischen Provinz, Amandine Roy. Beim vergleichenden Betrachten von
       Fotos aus dem Kindesalter kam sie zum Schluss, Brigitte und ihr Bruder
       Jean-Michel müssten ein und dieselbe Person sein. Und damit meinte sie
       2021, den definitiven „Beweis“ gefunden zu haben, dass Präsident Emmanuel
       Macron in „Wahrheit“ ein Schwuler sei, der im Elysée-Palast mit einem Mann
       lebe – und folglich damit die ganze Nation belüge. Diese „Trouvaille“
       belustigte auf Youtube zunächst einen beschränkten Radius von
       Verschwörungskreisen.
       
       Und dabei hätte es bleiben können. Dann wurde diese Spekulation des Mediums
       Roy von einem Autor der rechtsextremen und für antisemitische Publikationen
       berüchtigten Revue „Faits et documents“, Xavier Poussard, aufgegriffen und
       zum Buch „Devenir Brigitte“ ausgebaut. Der Titel suggeriert, dass die (um
       24 Jahre ältere) Gattin des Präsidenten dank Umwandlung eine Frau
       „geworden“ sei. Jetzt begannen immer mehr Leute auf den Netzwerkplattformen
       darüber zu tratschen. Viele von ihnen amüsiert, andere echt schockiert,
       wieder andere offen hämisch.
       
       ## Keine Grenzen für die Fake News
       
       Erst wegen der US-Amerikanerin [2][Candace Owens, einer Trump sehr
       nahestehenden Influencerin,] bekam diese Hasskampagne, die gleichermaßen
       gegen Brigitte und Emmanuel Macron gerichtet ist, eine weltweite
       Dynamik,die alles übertraf, was bisher in diesem Bereich bekannt war. Mit
       ihrer 11-teiligen Serie „Becoming Brigitte“ soll Owens Millionen verdient
       haben.
       
       In der amerikanischen Version waren dieser Fake-News erst recht keinerlei
       Grenzen mehr gesetzt. Alle möglichen sexuellen Fantastereien, inklusive
       Verdacht auf Inzest oder Pädophilie, erschienen wie logische Fortsetzungen
       in dieser Serie. Die französische extreme Rechte bedankte sich für diese
       Unterstützung ihrer Kampagne mit einer Einladung an Owens zu einem Meeting.
       
       ## Die Macrons gehen rechtlich gegen Verleumdungen vor
       
       Wird es Brigitte Macron gelingen, sich mit juristischen Prozessen gegen die
       sexistische Fake-News-Kampagne zu wehren? Im Juli wurden mehrere Personen,
       die ihre sexuellen Identität im Internet infrage gestellt hatten, im Namen
       der Meinungsfreiheit freigesprochen. Ende Oktober fand nun in Paris erneut
       eine Gerichtsverhandlung statt. Das Urteil gegen 10 Beschuldigte, für die
       die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von 3 bis 12 Monaten auf Bewährung
       gefordert hat, soll Anfang Januar verkündet werden.
       
       Auch mit ihrer [3][Verleumdungsklage gegen Owens’ Firma im US-Staat
       Delaware] können Brigitte und Emmanuel Macron die Geschichte nicht
       rückgängig machen. Schon die Tatsache, dass sie sich zur Wehr setzen,
       erscheint ihren Gegnern wie ein weiterer Wahrheitsbeweis.
       
       Im Interesse anderer Opfer wäre es indes sinnvoll und notwendig, dass in
       diesem internationalen Paradebeispiel rechtsextremer sexistischer Hetze die
       Justiz mit einem Strafurteil in Frankreich, und wenn möglich auch in den
       USA, dem Geschäft mit hemmungslosen Verleumdungen eine Grenze setzt.
       
       6 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Brigitte-Macron-Die-Obsession-einer-rechten-Influencerin-mit-ihren-Genitalien/!6099152
   DIR [2] /Politik-auf-Social-Media/!6111258
   DIR [3] https://www.bbc.com/news/articles/c8739w8py4jo
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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