# taz.de -- Verfehlung des 1,5-Grad-Ziels: Die Beschwichtigungspolitik des Umweltministers
> Die Erde wird immer heißer, das Leben für viele Menschen schwieriger.
> Bundesumweltminister Schneider gibt sich dennoch stolz und
> zuversichtlich.
IMG Bild: Bundesumweltminister Carsten Schneider mit Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan bei einem Pressetermin
dpa | Trotz [1][unzureichender Fortschritte beim weltweiten Kampf gegen den
Klimawandel] warnt Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) vor
Fatalismus. Die größte Gefahr für den Klimaschutz sein nicht die
Kohle-Lobby oder die Öl-Lobby, „sondern es ist Fatalismus und Resignation“,
sagte er in Berlin.
Am Vortag hatte UN-Generalsekretär António Guterres gewarnt, mit der
derzeitigen internationalen Klimapolitik stünden die Zeichen auf
„Klimakollaps“. Die Erde steuert den Vereinten Nationen zufolge mit der
aktuellen weltweiten Klimapolitik [2][bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2,8
Grad Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit] zu. Die
Weltgemeinschaft will die Erderwärmung eigentlich bei 1,5 Grad begrenzen,
um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden.
Dennoch warb Schneider für Optimismus. Es sei „ein großes Geschenk, das
Delegierte aus allen Ländern der Welt gemeinsam an der Lösung eines
Menschheitsproblems arbeiten“. Vor zehn Jahren sei man von einer
wahrscheinlichen Erderwärmung von fünf oder sechs Grad ausgegangen. Diese
Verbesserung sei Grund zum Stolz.
Die Weltklimakonferenz COP30 mit Zehntausenden Teilnehmern aus rund 200
Staaten beginnt offiziell am kommenden Montag. Doch bereits in dieser Woche
kommen mehrere Staats- und Regierungschefs im Gastgeberland Brasilien
zusammen – darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
## „Den Laden“ ohne die USA zusammenhalten
„Nach dem Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen geht es jetzt
entscheidend darum, den Laden zusammenzuhalten. Das kann uns gelingen“,
erklärte Schneider in einer Mitteilung.
Für viele Menschen im Globalen Süden sei der Klimawandel schon lange kein
Zukunftsszenario mehr, sondern die Gegenwart, sagte
[3][Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD)]. „Die Erde wird
heißer, die Stürme stärker, die Dürren länger.“
Auch wenn der Fortschritt beim Klimaschutz unbefriedigend sei – die
internationalen Konferenzen machten einen „gigantischen Unterschied“,
schrieb das Umweltministerium in einem Papier. „Es gibt heute – anders als
zu Beginn der 90er Jahre – technische, ökonomische und gesellschaftliche
Lösungen, um dem Klimawandel zu begegnen. Deutschland hat seine
Treibhausgasemissionen seit 1990 etwa halbiert – die Wirtschaft ist dabei
um 30 Prozent gewachsen.“
## Wo das Umweltministerium Fortschritte sieht
Das Ministerium zählte Fortschritte in zehn Bereichen auf. So legten
erneuerbare Energien international weiter zu und hätten im ersten Halbjahr
2025 erstmals die Stromerzeugung aus Kohle überholt. „Der Anteil der
erneuerbaren Energien am globalen Strommix hat sich auf 34,3 Prozent
erhöht, während der Kohleanteil auf 33,1 Prozent gesunken ist.“
In vielen Regionen der Welt erzeugten neu gebaute Wind- oder Solaranlagen
günstigeren Strom als fossile Alternativen. Technologien wie Wärmepumpen
und Elektroautos fänden immer mehr Zuspruch, weltweit würden
Bahnverbindungen ausgebaut.
5 Nov 2025
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