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       # taz.de -- Wohnungsmangel in Großstädten: Tote Fenster
       
       > Je ein Drittel der leer stehenden Wohnungen in Bremen und Hamburg sind es
       > schon über ein Jahr. Das Pestel-Institut sieht kaum Chancen auf
       > Besserung.
       
   IMG Bild: Manchmal liegt der Leerstand am Alter der Vermieter: Wohnstraße in Altona
       
       Es sind satte Zahlen, die über leer stehende Wohnungen in großen Städten
       bekannt sind: In Bremen sind es wohl um 14.000, in Hamburg sogar rund
       20.000. Das geht aus dem 2022 durchgeführten Zensus hervor.
       
       Besonders empörend angesichts der Wohnungsnot: Je rund ein Drittel dieser
       Wohnungen sind nicht nur temporär unbewohnt – etwa weil größere oder
       kleinere Sanierungsarbeiten anstehen oder die direkte Nachvermietung nicht
       sofort klappt –, sondern schon länger als ein Jahr.
       
       In Hamburg sind das laut einer aktuellen Analyse des Pestel-Instituts, das
       zu Wohnungsmärkten forscht, 7.000 Wohnungen. Angesichts des errechneten
       aktuellen Mangels von rund 26.000 Wohnungen, die derzeit in Hamburg fehlen,
       könnte damit ein knappes Viertel gedeckt werden.
       
       „Wer eine Wohnung sucht, sollte sich darauf aber keine Hoffnungen machen“,
       warnt Matthias Günther vom Pestel-Institut. „Wohnungen, die lange Zeit leer
       stehen, gehen kaum wieder in die Vermietung.“
       
       ## Uneinige Erben
       
       Günther sieht mehrere Gründe dafür: „Kann sich die Erbengemeinschaft eines
       Mehrfamilienhauses nicht darauf einigen, ob es verkauft oder die Wohnungen
       wieder vermieten soll, gehen schnell einige Jahre ins Land.“ Und besonders
       ältere Eigentümer ließen Wohnungen eher leer stehen, weil sie die vor einer
       Neuvermietung oder vor dem Verkauf nötige Sanierung scheuten.
       
       „Das müssen nicht immer rationale Gründe sein, aber sie zeigen sich in
       vielen Fällen“, sagt Günther. So scheint es auch im Fall des bis Anfang der
       Woche zeitweilig besetzen Hauses in der Bremer Neustadt zu sein, das mit
       kurzen Unterbrechungen schon zwei Jahrzehnte leer steht: Der mittlerweile
       87-jährige Eigentümer ließ [1][das Haus nach einem Wasserschaden zunehmend
       verfallen.]
       
       Da würde es aus Günthers Sicht auch nicht helfen, dass in Städten wie
       Hamburg oder Bremen hohe Bußgelder drohen. Laut dem Hamburgischem
       [2][Zweckentfremdungsgesetz] können sogar bis zu 500.000 Euro Bußgeld
       drohen, wenn jemand ohne Grund Wohnungen unbewohnt lässt; in Bremen sind es
       100.000 Euro.
       
       Der Stadt Hamburg müssen Eigentümer eigentlich nach vier Monaten Leerstand
       melden, so ist es vorgeschrieben. Doch Günther zufolge ist das kaum mehr
       als ein „Papiertiger“ – tatsächlich wurden Bußgelder in den vergangenen
       Jahren in Bremen wie in Hamburg nur äußerst selten verhängt.
       
       Dabei sind grundsätzlich, von den lange Zeit unbenutzten Wohnungen
       abgesehen, höhere Leerstandsquoten selbst von den Mietervereinen gern
       gesehen. Auf die Gesamtzahl berechnet ergibt sich für Hamburg eine
       Leerstandsquote von weniger als zwei Prozent – zu wenig, um den Markt
       zugunsten von Wohnungssuchenden zu entspannen. Ein gesunder Markt erträgt
       aus Sicht des Mietervereins zu Hamburg auch rund fünf Prozent.
       
       Dieser Zustand ist bei den Büroflächen erreicht: Die Leerstandsquote der
       Büroimmobilien liegt in Hamburg mittlerweile bei sechs Prozent. [3][Ob da
       nicht ein Potential zur Umwandlung steckt?] Hamburgs rot-grüne Koalition
       hat kürzlich einen entsprechenden [4][Antrag der CDU-Fraktion, mit einem
       Pilotprojekt ein leer stehendes Bürogebäude] zum Wohngebäude umzunutzen,
       abgelehnt.
       
       6 Nov 2025
       
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