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       # taz.de -- Bayerischer Antrag gegen Missbrauch: KI soll keine Kinderpornos produzieren
       
       > KI-Modelle können auf vieles trainiert werden. Einige auch darauf,
       > Missbrauchsdarstellungen zu kreieren. Bayerns Justizminister will diese
       > nun verbieten.
       
   IMG Bild: Auch fiktive Kinderpornographie mittels KI soll bestraft werden, fordert der bayrishe Justizminister Eisenreich
       
       Bayern will KI-Tools zur Herstellung von Kinderpornografie unter Strafe
       stellen. Ein entsprechender Antrag von Bayerns Justizminister Georg
       Eisenreich (CSU) wird an diesem Freitag auf der Justizministerkonferenz
       (Jumiko) in Leipzig diskutiert. Künstliche Intelligenz (KI) wird immer
       leistungsfähiger. Mit Hilfe sogenannter LoRAs (Low Rank Adaption) können
       große KI-Modelle schnell und kostengünstig auf einen spezifischen Inhalt
       trainiert werden. „Wir nehmen ‚LoRAs‘ in den Blick, die dem Zweck der
       Erstellung kinder- oder jugendpornografischer Inhalte dienen“, erklärte
       Minister Eisenreich vor der Jumiko.
       
       Eisenreich verwies auf Zahlen der englischen Internet Watch Foundation, die
       sich gegen [1][Kinderpornografie im Internet] einsetzt. Danach hat sich die
       Zahl von Webseiten, auf denen im ersten Halbjahr 2025 KI-generierte
       Missbrauchs-Fotos gefunden gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 210
       Webseiten vervierfacht. Bei kinderpornografischen Videos sei der Zuwachs
       noch viel eklatanter.
       
       Im ersten Halbjahr 2025 wurden 1286 KI-generierte Missbrauchs-Videos
       gefunden, im Vergleich zu zwei Videos im Vorjahrszeitraum. [2][Schon bisher
       ist es strafbar, fiktive Kinderpornografie zu verbreiten], also zum
       Beispiel einen kinderpornografischen Roman oder Comic. Der Besitz fiktiver
       Kinderpornografie ist zwar nur strafbar, wenn die Missbrauchsdarstellunng
       „wirklichkeitsnah“ ist. Dies dürfte den Besitz computergenerierter
       Missbrauchsbilder aber in der Regel erfassen.
       
       Eisenreich will nun schon die Herstellung, Verbreitung und
       Zugänglichmachung der KI-Tools, mit denen fiktive Kinderpornografie
       hergestellt werden kann, unter Strafe stellen. Die Nutzung solcher Tools
       für den Eigengebrauch und die Verbreitung solcher Bilder bliebe unverändert
       strafbar. „Selbst wenn hinter der KI-generierten Aufnahme kein
       tatsächlicher Missbrauch eines Kindes steckt, bergen solche Inhalte
       erhebliche Gefahren“, betont Eisenreich. Der Konsum von KI-generierter
       Kinderpornografie könne zum Missbrauch in der realen Welt verleiten oder
       die Hemmschwelle senken.
       
       ## Kriminalisierung umstritten
       
       Außerdem geht es Eisenreich um eine [3][Arbeitserleichterung für die
       Ermittler:innen]. „Sie müssen derzeit bei jedem Bild oder Video die
       Echtheit prüfen, denn echte Bilder erfordern besonders schnelles Handeln,
       um eventuell noch andauernden Missbrauch zu beenden. Die Prüfung, ob echte
       oder KI-generierte Kinderpornografie vorliegt, kostet wertvolle Zeit, die
       fehlen kann, um laufenden Missbrauch zu stoppen“, warnt Eisenreich. Er
       hofft also, dass es weniger KI-generierte Missbrauchsbilder und Videos
       gibt, wenn die Herstellung entsprechender Tools strafbar wird.
       
       Sollte Eisenreich in der Justizministerkonferenz eine Mehrheit erhalten,
       wäre dies nur ein rechtspolitischer Impuls für künftige Gesetzgebung. Die
       entsprechende Änderung im Strafgesetzbuch müsste vom Bundestag beschlossen
       werden. Die Kriminalisierung fiktiver Kinderpornografie ist umstritten,
       weil hier pädophilen Tätern ein Ventil versperrt wird, ihre Neigungen legal
       und ohne Schädigung realer Kinder auszuleben. Gegen das 2020 eingeführte
       strafrechtliche Verbot von „Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild“
       liegen beim Bundesverfassungsgericht zwei Verfassungsbeschwerden vor, die
       das Gesetz für unverhältnismäßig halten.
       
       7 Nov 2025
       
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