# taz.de -- Künstliche Intelligenz in Games: KI first, Arbeiter:innen second
> Der Games-Hersteller Krafton hat angekündigt, stärker auf künstliche
> Intelligenz zu setzen. Das verursacht gleich mehrere Probleme.
IMG Bild: Wie im richtigen Leben: Eine Besucherin testet Videospiele auf der Gamescom 2024
„Portrait of adolf hitler“ hacke ich in meine Tastatur. „KI-Textur wird
generiert“ antwortet das Spiel. Wenig später starrt mir ein Mann mit
verzerrtem Gesicht entgegen, der überhaupt nicht aussieht wie Adolf Hitler.
Ich seufze erleichtert und wähle die brandneue Textur als meinen Sofa-Bezug
aus. Na ja, hübsch ist das nicht. Aber immerhin hat das Spiel meinen Test
bestanden: Für Nazis ist dieses Tool nix.
Ich befinde mich im Bau-Modus des Spiels [1][„Inzoi“] – ein
Lebenssimuationsspiel, dessen erste Version 2024 veröffentlicht wurde. Cool
daran sind die KI-Tools, mit denen man sein Haus und die Personen, die man
spielt, individualisieren kann.
Krafton, der Herausgeber von „Inzoi“, hat nun in einer
[2][Pressemitteilung] bekannt gegeben, mehr in künstliche Intelligenz zu
investieren. KI soll wichtiger werden, nicht nur als Tool, das man im Spiel
nutzen kann, sondern auch bei der Produktion von Spielen. Krafton ist damit
nicht alleine, [3][die neuen Investoren von EA] haben Ähnliches verkündet.
Mich macht das unruhig, denn ich hasse KI leidenschaftlich. Wenn ich meine
Freund:innen um Rat frage und sie sagen mir: „Frag doch mal ChatGPT“,
dann würde ich am liebsten losschreien. Ich denke daran, wie KI entsteht,
nämlich durch Training. Dieses Training ist meist problematisch, weil zum
einen unser aller Daten verwendet werden, die wir jeden Tag ins Internet
rausschleudern. Wir haben keine Kontrolle darüber, was davon an KI
weitervertickt wird.
Zum anderen müssen Menschen dieses Training meist unter miesen
Arbeitsbedingungen durchführen, [4][zum Beispiel in Kenia]. Diese Menschen
müssen sich mit traumatischen Inhalten befassen, damit „Inzoi“ mir keine
Hitler-Bilder ausspuckt. Und dann sind da noch [5][der immense Wasser- und
Stromverbrauch, der durch KI-Anwendungen entsteht]. Wenn Krafton auf „AI
first“ setzen will, bin ich also erst mal skeptisch. Auch aus einem
weiteren Grund.
Ich kann wertschätzen, wenn KI-Tools mein Spielerlebnis individueller
machen. Wenn KI aber zentrale Spielinhalte machen soll, sehe ich diese
langweilig und schlimmstenfalls diskriminierend werden.
Denn KI sucht auf der Basis ihrer Trainingsdaten nach den
wahrscheinlichsten Antworten. Und wird damit zur
Vorurteilsreproduktionsmaschine. Die Daten sind in der Regel wie unsere
Gesellschaft: kapitalistisch, patriarchal und rassistisch geprägt.
Künstler:innen, die Inhalte für Spiele schaffen, können sich im Gegensatz
zu KI entscheiden, aktiv entgegen ihren Vorurteilen zu arbeiten.
KI ist gut darin, menschliche Kreativität zu unterstützen, aber schlecht
darin, eigene Ideen zu Ende zu denken. Das müssen Arbeiter:innen in den
Studios oft ausbügeln, berichteten Entwickler:innen auf dem Blog
[6][aftermath.site]. KI einzusetzen, bedeutet nicht, dass man Arbeitskräfte
sparen sollte.
Befürchtet wird nun, dass Krafton genau das vorhat. [7][Massenentlassungen
sind ein Trend in der Branche]. Damit Spiele weiter Spaß bringen, wäre es
aber wichtig, dass Menschen kreativ denken. Bei meinen erbärmlichen
Prompting-Skills bin ich darauf angewiesen, dass Entwickler:innen mir
schöne Texturen zu Verfügung stellen. Und meine Zois sind bestimmt auch
dankbar für anständige Sofa-Bezüge.
7 Nov 2025
## LINKS
DIR [1] /Geschlecht-und-Sexualitaet-im-Gaming/!6077391
DIR [2] https://krafton.com/news/press/%ED%81%AC%EB%9E%98%ED%94%84%ED%86%A4-ai-first-%EA%B8%B0%EC%97%85-%EC%A0%84%ED%99%98-%EC%84%A0%EC%96%B8-1000%EC%96%B5-%EC%9B%90-%EC%9D%B4%EC%83%81-%ED%88%AC%EC%9E%90/
DIR [3] /Sportswashing-bei-Games/!6115201
DIR [4] /Data-Worker-und-Drecksarbeit/!6114560
DIR [5] /Kuenstliche-Intelligenz-Was-wir-gegen-den-massiven-Stromverbrauch-tun-koennen/!6077262
DIR [6] https://aftermath.site/ai-video-game-development-art-vibe-coding-midjourney
DIR [7] /So-prekaer-sind-die-Arbeitsbedingungen-in-der-Gaming-Branche/!6103350
## AUTOREN
DIR Alexandra Hilpert
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