# taz.de -- Ausbeutung von Landarbeitern: Länger schuften ohne Sozialversicherung
> Bauern dürfen Saisonkräfte künftig 90 Tage ohne Sozialversicherung
> beschäftigen. Und der Agrardiesel für Trecker wird wieder stärker
> subventioniert.
IMG Bild: Können künftig länger beschäftigt werden, ohne dass für sie Beiträge zur Sozialversicherung fällig werden: sogenannte Erntehelfer
taz/dpa | Der Bundestag hat weitere Erleichterungen für die
[1][Landwirtschaft] beschlossen: Saisonkräfte – zum Beispiel „Erntehelfer“
– können künftig länger beschäftigt werden, ohne dass für sie Beiträge zur
Sozialversicherung entrichtet werden müssen. Bislang ist die sogenannte
kurzfristige Beschäftigung auf 3 Monate oder 70 Arbeitstage pro
Kalenderjahr begrenzt. Der Bundestag entschied am Donnerstagabend, diesen
Zeitraum für Agrarbetriebe auf 15 Wochen oder 90 Arbeitstage zu verlängern.
„Die sozialversicherungsfreie Beschäftigung hat zur Folge, dass die in der
Regel aus anderen Ländern zur Ernte kommenden kurzfristig Beschäftigten
[2][keinen Zugang zur gesetzlichen Sozialversicherung] haben“, hatte die
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) im Vorfeld kritisiert.
Den öffentlichen Versicherungen gingen Beiträge verloren.
Der Deutsche Bauernverband argumentiert, dass die Arbeitgeber als Ersatz
oft private Gruppenkrankenversicherungen abschlössen. Diese würden aber zum
Beispiel die „Behandlung von chronischen oder schon vor Reiseantritt
bestehenden Krankheiten (z.B. Diabetes) häufig nicht“ bezahlen, so die IG
BAU.
Deutschlands Landwirte erhalten ab dem kommenden Jahr auch wieder die volle
Steuervergünstigung für Agrardiesel. Der Bundestag machte ebenfalls am
Donnerstagabend die von der Ampel-Koalition beschlossene Abschaffung der
Subvention wieder rückgängig. „Das ist eine echte Entlastung für unsere
Betriebe – sie bekommen wieder Luft zum Atmen“, erklärte
Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU).
## Vergünstigung kostet 430 Millionen Euro im Jahr
Betriebe der Land- und Forstwirtschaft können sich von der Energiesteuer
für Diesel künftig wieder 21,48 Cent pro Liter zurückerstatten lassen. Der
volle Steuersatz für Dieselkraftstoff beträgt aktuell 47,04 Cent pro Liter.
Die Summe von jährlich rund 430 Millionen Euro soll die Betriebe finanziell
entlasten und ihnen gleichzeitig in einem von starken Preisschwankungen
geprägten Markt Planungssicherheit geben. Die Vorgängerregierung von SPD,
Grünen und FDP hatte eine schrittweise Streichung dieser Vergünstigung
beschlossen und damit heftige Bauernproteste ausgelöst.
Trotzdem stimmten die Grünen als einzige Fraktion im Bundestag gegen die
Rückkehr zur vorherigen Regelung. Deren agrarpolitische Sprecherin Ophelia
Nick kritisierte die Kosten von knapp einer halben Milliarde Euro pro Jahr
zugunsten von Verbrennungsmotoren: „Subventionen auf Diesel in der Höhe
sind doch keine Antwort auf die Probleme unserer Zeit.“
7 Nov 2025
## LINKS
DIR [1] /Landwirtschaft/!t5007831
DIR [2] https://www.bundestag.de/resource/blob/1117920/21-11-21-IGBau.pdf
## AUTOREN
DIR Jost Maurin
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