URI: 
       # taz.de -- Ahmed al-Scharaa: Syrischer Präsident in den USA eingetroffen
       
       > Es ist bereits sein zweiter Besuch in den USA: Am Montag wird Syriens
       > Machthaber Ahmed al-Scharaa mit Donald Trump im Weißen Haus sprechen.
       
   IMG Bild: Ahmed al-Scharaa bei seiner Rede vor den Vereinten Nationen im September in New York
       
       AFP | Der syrische Interimspräsident Ahmed al-Scharaa ist am Samstag zu
       einem historischen Besuch in den USA eingetroffen. Das meldete die
       staatliche syrische Nachrichtenagentur, nachdem die USA den früheren
       Dschihadisten erst am Freitag von ihrer Terrorliste gestrichen hatten.
       Al-Scharaa wird am Montag von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus
       empfangen – seine Reise ist der erste offizielle Besuch eines syrischen
       Staatschefs in den USA seit fast 80 Jahren.
       
       Beide Seiten haben konkrete Erwartungen an das Treffen: Nach Angaben des
       US-Syriengesandten Tom Barrack soll al-Scharaa bei seinem Besuch ein
       Abkommen über Syriens Beitritt zur US-geführten internationalen Koalition
       zum Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS)
       unterzeichnen.
       
       Das syrische Innenministerium teilte am Samstag mit, es habe bei 61 Razzien
       im Rahmen einer „proaktiven Kampagne“ gegen „die Bedrohung durch den IS“ 71
       Verdächtige festgenommen, wie die staatliche syrische Nachrichtenagentur
       Sana berichtete. Unter anderem habe es in Aleppo, Idlib und Damaskus
       Einsätze gegeben.
       
       Die USA planen zudem nach Diplomatenangaben die Errichtung eines
       Militärstützpunkts in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus. Dieser
       solle der „Koordination humanitärer Hilfe“ und der „Beobachtung der
       Entwicklungen zwischen Syrien und Israel“ dienen, hieß es.
       
       ## Geld für den Wiederaufbau
       
       Al-Scharaa wiederum dürfte sich neben dem Prestigegewinn durch den ersten
       Empfang eines syrischen Staatschefs im Weißen Haus in der Geschichte des
       modernen Syrien vor allem [1][finanzielle Zusagen für den Wiederaufbau]
       seines vom 13-jährigen Bürgerkrieg zerstörten Landes erhoffen. Die Weltbank
       hatte die Kosten dafür in einer konservativen Schätzung von Oktober auf
       mindestens 216 Milliarden US-Dollar (fast 187 Milliarden Euro) beziffert.
       
       Die Washington-Reise al-Scharaas ist bereits die zweite Reise des früheren
       Dschihadisten als syrischer Übergangsstaatschef in die USA. Er war im
       September der erste syrische Präsident, der vor der Generaldebatte der
       UN-Vollversammlung in New York sprach. Der UN-Sicherheitsrat hatte am
       Donnerstag die Sanktionen gegen al-Scharaa aufgehoben. Damit benötigt er
       keine Ausnahmegenehmigung mehr für Reisen ins Ausland.
       
       Am Freitag folgte die Streichung al-Scharaas von der US-Terrorliste. Die
       US-Regierung erkenne damit den Fortschritt an, den Syrien seit dem Sturz
       des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad im vergangenen Dezember
       gemacht habe, erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Tommy Pigott.
       Al-Scharaas Regierung erfülle Forderungen der US-Regierung danach, in
       Syrien vermisste US-Bürger aufzuspüren und mögliche Chemiewaffenreste aus
       der Zeit der Assad-Herrschaft zu vernichten, sagte Pigott.
       
       Die Streichung des Übergangspräsidenten von der Terrorliste werde zudem
       dazu beitragen, für Sicherheit und Stabilität in der Region zu sorgen,
       fügte Pigott hinzu. Zudem unterstützten die USA dadurch den [2][politischen
       Einigungsprozess in Syrien].
       
       ## Moderateres Auftreten
       
       Al-Scharaas islamistische HTS-Miliz und mit ihr verbündete Gruppen hatten
       im Dezember 2024 den langjährigen syrischen Machthaber Baschar al-Assad
       gestürzt. Die HTS ist ein früherer Zweig von Al-Kaida, sagte sich jedoch
       bereits vor Jahren von dem Terrornetzwerk los. Seit seinem Amtsantritt als
       Übergangspräsident bemüht sich al-Scharaa um ein moderateres Image.
       
       Al-Scharaas Regierung steht jedoch im Verdacht, die Minderheiten in Syrien
       wie Alawiten, Drusen oder Kurden nicht ausreichend zu schützen. Im März
       waren bei Massakern in den vorwiegend von Angehörigen der Alawiten
       bewohnten Regionen im Westen Syriens mehr als 1700 Menschen getötet worden.
       Bei einem Gewaltausbruch in Suwaida wurden zuletzt mehr als 1000 Menschen
       getötet, die meisten von ihnen Drusen.
       
       Zudem wurde ein Anfang Oktober beendetes Auswahlverfahren zur Bestimmung
       der Mitglieder des ersten Parlaments nach dem Sturz Assads [3][als
       undemokratisch kritisiert], da beispielsweise von ethnischen Minderheiten
       dominierte Regionen nicht teilnehmen durften.
       
       9 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Aus-fuer-US-Sanktionen-gegen-Syrien/!6084728
   DIR [2] /Syrische-Parlamentswahlen/!6115325
   DIR [3] /Erste-Parlamentswahl-nach-Assad-Regime/!6117590
       
       ## TAGS
       
   DIR Ahmed al-Scharaa
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Schwerpunkt Islamistischer Terror
   DIR Ahmed al-Scharaa
   DIR Syrischer Bürgerkrieg
   DIR Schwerpunkt Syrien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR US-Interessen in Syrien: Deshalb wirbt Donald Trump um Ahmed al-Scharaa
       
       Syriens Interimspräsident besucht Washington. Kurz zuvor stand er noch auf
       US-Terrorlisten. Was bezweckt US-Präsident Trump mit der Annäherung?
       
   DIR Syriens Präsident beim US-Präsidenten: Ein historischer Besuch
       
       Ahmed al-Scharaa trifft sich mit Donald Trump in Washington. Vor 15 Jahren
       war er noch Häftling im berüchtigten US-Gefängnis Abu Ghraib im Irak.
       
   DIR Syrische Parlamentswahlen: Noch weit von einer Demokratie entfernt
       
       Die Wahlen bilden weder die ethnisch-religiöse Vielfalt Syriens noch den
       Willen der Bevölkerung ab. Der Westen schweigt weiter – aus Eigennutz.
       
   DIR Erste Parlamentswahl nach Assad-Regime: Ist ein demokratischer Wandel in Syrien denkbar?
       
       In Syrien wird ein neues Parlament gewählt. Kritiker befürchten aber, dass
       Demokratie nur Fassade bleibt. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
       
   DIR Aus für US-Sanktionen gegen Syrien: Jubel und Verwunderung in Damaskus
       
       US-Präsident Trump hat angekündigt, die Sanktionen gegen Syrien aufzuheben.
       Das könnte helfen, das kriegszerrüttete Land aufzubauen.