# taz.de -- Entsetzen in Indonesien: Diktator Suharto posthum zum Nationalhelden erklärt
> Proteste konnten die umstrittene Aktion seines Ex-Schwiergesohns Prabowo
> Subianto und dessen konservativer Regierung nicht verhindern.
IMG Bild: Protest vor dem Kulturministerium in Jakarta gegen die posthume Ernennung Suhartos zum Nationalhelden
Der frühere Diktator Suharto ist am Montag posthum zum „Nationalhelden“
Indonesiens ernannt worden. [1][Präsident Prabowo Subianto, Suhartos
Ex-Schwiegersohn], überreichte in der aus Jakartas Präsidentenpalast
übertragenen Zeremonie die Urkunde für „Verdienste in den Bereichen
bewaffneter Kampf und Politik“ an Suhartos Tochter und Sohn.
Seit Wochen war es landesweit zu Protesten gegen die geplante Ernennung des
2008 verstorbenen Suharto zum Nationalhelden gekommen. Nach dessen
De-facto-Machtübernahme 1965 zur Verhinderung eines angeblich von
Kommunisten geplanten Putsches regierte der General ab 1967 auch de jure
bis zu seinem Sturz 1998 mit harter Hand.
Suhartos sogenannte „Neue Ordnung“ bedeutete für Millionen Indonesier Tod,
Verfolgung und Berufsverbot. Mindestens eine halbe Million Menschen wurden
Schätzungen zu Folge als „Kommunisten“ vom Militär ermordet, Zigtausende
wurden verhaftet, eingesperrt und gefoltert.
Bedjo Untung ist entsetzt. „Suharto war kein Held. Er war ein Krimineller,
Killer und Verräter. Suharto war der Hitler Indonesiens“, sagt Untung der
taz. Der heute 77-Jährige saß unter Suharto als politischer Häftling
jahrelang im Gefängnis. Mehrere seiner Familienangehörigen wurden während
der Massaker ermordet.
## „Die Demokratie in Indonesien schwindet“
Die Frauenrechtlerin Nursyahbani Katjasungkana wirft Prabowo sowie seinem
Kulturminister Fadli Zon – einem politischen Zögling Suhartos –
Geschichtsrevisionismus vor. Fadli Zon, dessen Ministerium die jährliche
Proklamation von Nationalhelden obliegt, leugnet die Rolle Suhartos an den
Grausamkeiten.
„Sie benutzen Geschichte als politische Waffe“, sagt die 70-jährige
Katjasungkana, eine der Veranstalterinnen des „Volkstribunals“ über das
Suharto-Regime, der taz zum Jahrestag des Beginns der Massaker 1965.
Unter Suharto war Prabowo als General 1975 an der Invasion und der
Besetzung des von Portugal unabhängig gewordenen Osttimors beteiligt. 1998
leitete er in Jakarta die blutige Niederschlagung von Studentenprotesten
gegen den Diktator sowie Pogrome gegen indonesische Chinesen, was nach
Suhartos Sturz zu seiner Entlassung aus der Armee führte. Vor Gericht
musste er sich so wenig verantworten wie der Diktator.
Seit Prabowos Amtsantritt als Präsident vor einem Jahr wird immer
deutlicher, dass er Suhartos „Neue Ordnung“ als Blaupause für seine
Regierung ansieht. „Die Demokratie in Indonesien schwindet“, sagte der
Aktivist Rokhmad Munawir Anfang November laut indonesischen Medien bei
einer Konferenz von 280 Organisationen des Indonesia Civil Society Forum
(ICSF).
## „Wir können vom ‚Nationalhelden Suharto‘ nichts lernen“
Insgesamt zehn Personen wurden jetzt zu Nationalhelden erklärt. Der
Menschenrechtler Andreas Harsono sagt: „Ich bin ziemlich gebildet, aber von
fünf der zehn habe ich noch nie was gehört.“ Unter den bekannten
Persönlichkeiten sind der gemäßigte Muslimführer und Ex-Staatspräsident
Abdurrahman „Gus Dur“ Wahid als Verfechter eines demokratischen und
pluralen Indonesiens sowie die 1993 unter Suharto entführte und ermordete
Gewerkschafterin Marsinah.
Das stimmt die Opfer Suhartos und Gegner Prabowos aber nicht versöhnlich.
„Der Mord an Marsinah, wie die Morde an Tausenden anderen wurden nie
aufgeklärt und die Täter nicht zur Verantwortung gezogen“, sagt
Katjasungkana und fragt: „Was also können wir von ‚Nationalheld‘ Suharto
lernen? Nichts!“
10 Nov 2025
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## AUTOREN
DIR Robert Lenz
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