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       # taz.de -- Generaldebatte im Bundestag: Merz ganz nah bei „Mutti“
       
       > Der streitbare Kanzler kann auch anders. Bei der Generaldebatte gab sich
       > Friedrich Merz ungewohnt versöhnlich. Mit klarer Kante kommt er nicht
       > weit.
       
   IMG Bild: Gab sich versöhnlich: Bundeskanzler Friedrich Merz bei der Generaldebatte, Berlin, am 26.11.2025
       
       Er kann also auch anders. Friedrich Merz, der scharfzüngige Redner, der
       gern mal provoziert und polarisiert, schlug bei der Generaldebatte im
       Bundestag neue Töne an. In fast präsidialem Stil sprach er von Gemeinsinn
       und Konsens, rief zu Zusammenhalt und Interessenausgleich auf. Und wird
       damit Altkanzlerin Angela Merkel plötzlich ziemlich ähnlich. Nimmt Merz
       etwa Anleihen bei seiner ungeliebten Vorgängerin?
       
       Merkels langjähriges Erfolgsrezept bestand unter anderem darin, die
       politische Konkurrenz zu besänftigen und nicht vor den Kopf zu stoßen.
       Anstelle harter Attacken, [1][umgarnte sie etwa die SPD] und machte sich
       deren politischen Ideen zum Teil zu eigen. Asymmetrische Demobilisierung
       wurde diese Methode des politischen Sedierens genannt.
       
       Die Union folgte Merkel mal brav, mal zähneknirschend durch alle Wendungen
       – weil sie mit ihr das Abo aufs Kanzleramt hatte, aber auch weil die
       Kanzlerin der freundlichen Töne nach innen eine knallharte Machtpolitikerin
       war. Merz bekam das zu spüren. Wäre es nach Merkel gegangen, wäre er nie
       Kanzler geworden.
       
       Auf dem Weg ins Kanzleramt begeisterte Merz seine Anhänger mit forschen
       Versprechen und klarer Kante. Endlich wieder Konservatismus pur statt
       weichgespültem [2][Merkelismus]. Gleichzeitig weckte er Erwartungen, die er
       in einer Koalition mit der SPD unmöglich erfüllen kann, und mit denen er
       vor allem seine Partei und sich selbst unter Druck setzt. Der angekündigte
       „[3][Herbst der Reformen]“, die „echte“ Wirtschaftswende, entpuppen sich
       als Luftschlösser.
       
       „Hochkomplexe Zeiten erfordern komplexe Antworten“, gestand der geerdete
       Kanzler nun selbst ein. Merz’ rhetorischer Kursschwenk ist auch
       Eingeständnis eines Scheiterns. Vielleicht heißt von Mutti lernen ja doch
       siegen lernen? Will Merz das Rentenpaket gegen den Widerstand der eigenen
       Parteifreunde durchkriegen, muss er es ein bisschen wie Merkel machen:
       schmeicheln und hinter den Kulissen drohen. Sonst ist seine Kanzlerschaft
       schneller vorbei als erwartet.
       
       26 Nov 2025
       
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