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       # taz.de -- Klimarisiko-Index 2024: Vom Klimawandel angeheizte Tropenstürme verwüsteten Inseln
       
       > Zwei Karibikinseln liegen auf dem Klimarisiko-Index vorn, der bei der
       > Klimakonferenz vorgestellt wurde. Die Erderhitzung setzt sie immer
       > größeren Gefahren aus.
       
   IMG Bild: Land unter: geflutete Straße in Navotas auf den Philippinen nach dem Taifun im November
       
       Die karibischen Inselstaaten Grenada und St. Vincent und die Grenadinen
       wurden 2024 am härtesten von Naturkatastrophen getroffen, die vom
       Klimawandel verschärft worden sein könnten. Das geht aus dem
       [1][Klimarisiko-Index hervor, den die NGO Germanwatch] am Dienstag auf der
       UN-Klimakonferenz in Belém vorstellte.
       
       Die beiden Karibikstaaten führen die Liste an, weil der [2][Hurrikan
       „Beryl“] im Sommer vergangenen Jahres große Teile der beiden Länder
       aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten und schwerer Überflutungen
       zerstörte oder beschädigte. Eine Schnellstudie nach anerkannten
       wissenschaftlichen Methoden stellte fest, dass [3][„]Beryl“ bis zu 30
       Prozent intensiver wurde, [4][weil sich die Erde und damit auch die Ozeane
       erhitzen].
       
       Der Klimarisiko-Index bildet aber mithilfe von Daten des Internationalen
       Währungsfonds, der Weltbank und einer Katastrophendatenbank alle
       Extremwetterereignisse ab, unabhängig davon, ob sie nachweislich vom
       Klimawandel verschärft wurden oder nicht.
       
       Der Index soll als Warnung für die betroffenen Länder und Regionen dienen,
       weil die untersuchten Wetterextreme weltweit durch den Klimawandel heftiger
       werden und teilweise häufiger auftreten. Untersucht wird, welchen
       wirtschaftlichen Schaden Naturkatastrophen ausgelöst haben und wie viele
       Menschen im jeweiligen Land infolge des Desasters gestorben sind.
       
       ## Philippinische Bauernvertreterin berichtet von Zerstörung
       
       „Die Klimakrise ist bereits gelebte Realität“, sagte Laura Schäfer, die den
       Bericht mitverfasst hat. Die Naturkatastrophen seien ein klares Signal
       dafür, dass die Lücke zwischen dem versprochenen und dem nötigen
       Klimaschutz geschlossen werden müsse, appellierte sie an die
       Verhandler*innen auf der Klimakonferenz.
       
       Esther Penunia, die eine philippinische Bäuer*innenvereinigung
       leitet, berichtete von schweren Schäden, die zwei Taifune kurz nacheinander
       [5][vor wenigen Wochen in Südostasien] anrichteten. „Als der erste Taifun
       kam, hätte man den Reis schon ernten können. Die Zerstörung der Ernte hat
       auch das Einkommen der Bauern vernichtet“, sagte sie. Die Philippinen
       stehen im Klimarisiko-Index an siebter Stelle.
       
       Penunia forderte mehr Geld für Anpassung an die Erderhitzung von den
       reichen Staaten. „Wir müssen uns erholen können“, sagte sie. Es brauche
       Dämme, gesäuberte Flüsse und vielfältigere Getreidesorten, um die Folgen
       des Klimawandels abfedern zu können. Auf der UN-Klimakonferenz wird derzeit
       auch darüber verhandelt, wie Gelder für Anpassung mobilisiert werden können
       und wer dafür zahlen muss.
       
       ## In allen demokratischen Parteien Klima-Unmut
       
       In einem analog aufgestellten Index über die vergangenen 30 Jahre landet
       Deutschland auf dem 29. Platz der am härtesten getroffenen Staaten. „In der
       Öffentlichkeit wird bisher unzureichend wahrgenommen, [6][wie viele
       Todesopfer massive Hitzewellen oft fordern]“, sagte David Eckstein,
       Co-Autor des Index. „Hierzulande hatten wir vor allem in den Sommern 2003,
       2022 und 2023 insgesamt fast 24.000 Todesopfer aufgrund der Hitze zu
       verzeichnen. Diese sogenannte Übersterblichkeit sehen wir auch in den
       anderen europäischen Ländern, die im Index weit oben stehen.“ Viele
       Todesopfer forderten zudem [7][die Flutkatastrophen im Westen Deutschlands
       im Jahr 2021], erklärte Eckstein.
       
       Bei einer Veranstaltung am Rande der Klimakonferenz versuchte Christina
       Figueres, von 2010 bis 2016 Klimachefin der UN, die großen Fortschritte im
       Klimaschutz deutlich zu machen. „Wir liegen hinter dem zurück, was die
       Wissenschaft uns sagt. Aber wir sind dem weit voraus, was wir vor zehn
       Jahren für möglich gehalten haben“, sagte sie.
       
       Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Newsletterdienstes Table.Briefings hatte
       am Dienstag ergeben, dass eine bedeutende Zahl von Unterstützer*innen
       aller demokratischen Parteien findet, dass die Bundesregierung zu wenig für
       den Klimaschutz unternimmt. Nur bei der Union war ein etwas größerer Teil
       der Befragten der Meinung, die Regierung tue genug.
       
       Das deckt sich [8][mit] [9][verschiedenen] [10][Studien], die herausfanden,
       dass weltweit etwa 80 bis 89 Prozent der Menschen mehr Klimaschutz von
       ihrer jeweiligen Regierung erwarten. „Aber was wir noch nicht tun“, sagte
       Figueres, „ist, so zu leben, wie wir wissen, dass wir es tun sollten.“
       
       12 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.germanwatch.org/de/cri
   DIR [2] /Hurrikan-verwuestet-Karibkinsel/!6021444
   DIR [3] /Hurrikan-verwuestet-Karibkinsel/!6021444
   DIR [4] /Hurrikans-in-den-USA/!6038606
   DIR [5] /Philippinen-erwarten-Fung-wong/!6128235
   DIR [6] /Extremhitze-in-europaeischen-Staedten/!6110468
   DIR [7] /Flutkatastrophe-in-Deutschland/!t5787404
   DIR [8] https://www.aeaweb.org/articles?id=10.1257/aer.20230501&&from=f
   DIR [9] https://climatecommunication.yale.edu/publications/international-public-opinion-on-climate-change-2023/
   DIR [10] https://www.nature.com/articles/s41558-024-01925-3
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Waack
       
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