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       # taz.de -- Südsudanesen in den USA: Ab nach Hause!
       
       > Die US-Regierung kassiert den Schutzstatus für Geflüchtete aus dem
       > Südsudan. Sie haben nun 60 Tage Zeit, um das Land zu verlassen.
       
   IMG Bild: Patienten vor der Unterernährungsstation des Bunj-Krankenhauses im Süden Sudans
       
       Die US-Regierung hat entschieden, dass Südsudanesen in den USA kein
       Schutzstatus mehr zusteht. Am 6. November veröffentlichte die
       US-Immigrationsbehörde (USCIS) unter dem Department of Homeland Security
       (DHS) diese Entscheidung: „Nach Prüfung der Lage im Land und Konsultation
       der zuständigen US-Regierungsbehörden kam der Minister zu dem Schluss,
       [1][dass Südsudan die Voraussetzungen für die Gewährung des vorübergehenden
       Schutzstatus nicht mehr erfüllt.“]
       
       Die Entscheidung tritt am 6. Januar 2026 in Kraft. [2][Bis dahin gilt für
       die Südsudanesen eine 60-tägige Frist, in welcher sie das Land verlassen
       müssen.] Das DHS ruft die Betroffenen dazu auf, sich zu melden. Sie bekämen
       ein Rückflugticket sowie 1.000 US-Dollar Starthilfe ausgehändigt. Zudem
       würden Optionen geprüft, ob sie ein Anrecht hätten, zu bleiben.
       
       Diese Entscheidung ist ein weiterer Schritt, im Zuge der „Amercia
       First“-Politik von Präsident Donald Trump, unliebsame Migranten
       loszuwerden. Bereits im Juli wurden acht Südsudanesen ohne Vorwarnung
       abgeschoben. Zuvor wurden Personen aus dem Kongo, Myanmar oder Vietnam von
       US-Maschinen im Südsudan abgesetzt.
       
       Es kam zu einem diplomatischen Konflikt zwischen den beiden Ländern. Als
       Trump androhte, allen Südsudanesen in den USA den Schutzstatus
       abzuerkennen, knickte die Regierung in Südsudans Hauptstadt Juba letztlich
       ein. [3][Sie akzeptierte die willkürliche Abschiebung von Personen, die
       keine Staatsangehörigkeit besitzen].
       
       ## Ein neues Leben
       
       Geholfen hat dies offenbar wenig. [4][Das sogenannte Programm TPS
       (Temporary Protection Status)] war 1990 eingeführt worden, um Menschen, die
       vor Krieg und Katastrophen geflüchtet sind, einen zeitweiligen
       Aufenthaltsstatus inklusive Arbeitserlaubnis zu gewähren. Rund 1,3
       Millionen Menschen leben derzeit in den USA unter TPS-Status, davon 210
       Südsudanesen.
       
       Bereits während des Unabhängigkeitskrieges der Südsudanesen – die meisten
       von ihnen Christen – gegen den muslimisch-dominierten Nord-Sudan hatten
       Menschen aus dem Süden des damaligen Sudan in den USA Schutzstatus
       erhalten.
       
       In die Geschichtsbücher eingegangen ist die Reise der sogenannten „Lost
       Boys“ – angelehnt an die Fabel von Peter Pan in Nimmerland. Die rund 20.000
       Waisenkinder hatten sich in Gruppen bis in die Flüchtlingslager in Kenia
       und Äthiopien durchgeschlagen und wurden letztlich in die USA ausgeflogen,
       um dort ein neues Leben zu beginnen.
       
       Nach dem Unabhängigkeitsreferendum 2011 galt der Schutzstatus für den
       unabhängigen Südsudan und wurde aufgrund der Konfliktlage dort stetig
       verlängert. Bis jetzt. Immerhin – die US-Immigrationsbehörde hat
       angekündigt, den Status im Januar noch einmal zu prüfen.
       
       ## Personal reduziert
       
       Denn dort kriselt es gewaltig. Präsident Salva Kiir hat seinen Erzrivalen,
       Vizepräsident Riek Machar, im März verhaften lassen und ihn nun wegen
       Landesverrats angeklagt. Er soll im März einen Angriff der sogenannten
       „Weißen Armee“, einer Miliz, die sich aus Machars Ethnie der Nuer heraus
       rekrutiert, auf ein Armee-Lager in der nordöstlichen Stadt Nasir angeordnet
       haben. Beim Versuch, die Soldaten zu evakuieren, wurden ein UN-Hubschrauber
       abgeschossen und ein Armeegeneral getötet. Seitdem fürchten viele einen
       erneuten Bürgerkrieg in diesem jüngsten Land der Welt mit einer langen
       Gewaltgeschichte.
       
       [5][Aus Sicherheitsgründen hat die US-Regierung ihr Personal in der
       Botschaft in Juba reduziert und die Reisewarnung für US-Staatsbürger auf
       „rot“ gesetzt]. Dort drohten „Verbrechen, Entführungen und bewaffnete
       Konflikte“, heißt es auf der US-Botschaftsseite. Wie die
       Immigrationsbehörde vor diesem Hintergrund zu dem Schluss kommt, der
       Südsudan sei ein „sicheres Drittland“, bleibt ein Rätsel.
       
       11 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.federalregister.gov/documents/2025/11/06/2025-19800/termination-of-the-designation-of-south-sudan-for-temporary-protected-status
   DIR [2] https://www.uscis.gov/newsroom/alerts/dhs-terminates-designation-of-south-sudan-for-temporary-protected-status
   DIR [3] /Abschiebungen-aus-den-USA/!6086081
   DIR [4] https://forumtogether.org/article/temporary-protected-status-fact-sheet/
   DIR [5] https://ss.usembassy.gov/travel-advisory-update-ordered-departure-of-non-emergency-u-s-government-personnel/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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