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       # taz.de -- Robin-Hood-Serie auf MGM+: Sachse und Normannentochter
       
       > Robin Hood erscheint als Serie: In zehn Folgen zeigt MGM+ den Mythos mit
       > Fokus auf einer politisch-herausfordernden Liebesgeschichte.
       
   IMG Bild: Marian und Robin – und mal wieder Drama in Sherwood Forest
       
       [1][Robin Hood ist keine Sagenfigur], der es an Verfilmungen fehlt: Der
       Zeichentrickfilm von 1973 mit der Schlange Sir Hiss und dem dicken Bären
       Little John gilt völlig zu Recht als eine der besten Disney-Produktionen
       und vor allem als eine der lustigsten, die auf so pointierte, visuelle
       Weise Humor einsetzt, der altersübergreifend funktioniert.
       
       Mit Sean Connery und Audrey Hepburn wurde der Stoff mit Schwerpunkt auf
       einer tragischen Romeo-und-Julia-ähnlichen Liebesgeschichte inklusive
       gemeinsamem Tod 1976 erneut aufgelegt. Die Verfilmung mit Kevin Costner und
       Morgan Freeman von 1991 brachte den Helden endgültig zurück ins
       popkulturelle Gedächtnis.
       
       Dass im Zeitalter der Serienverfilmungen ein solch epischer Stoff nicht
       unverschont bleibt, war zu erwarten – und so ist nun auf dem
       Amazon-Prime-Zusatzkanal MGM+ eine zehnteilige Serie über den gerechtesten
       aller Helden zu sehen. Ganz eindeutig hat Regisseur Jonathan English dabei
       versucht, die so beliebte Mittelalter-Ästhetik von [2][Game of Thrones]
       heraufzubeschwören. Mit Roland Barthes könnte hier von einer Rhetorik des
       Bildes gesprochen werden, die „Mittelalter“ im weitesten Sinne sagt und
       damit vor allem Sex bei Kerzenlicht, urige Weinkelche und alte Bibliotheken
       meint.
       
       Nun versucht die Serie, dem Stoff eine neue historische Genauigkeit
       anzubieten, und platziert Robins und Marians Liebesgeschichte in die
       normannische Eroberung Englands. Robin, ein Sachse, und Marian, eine
       Normannentochter, lassen durch ihre Liebe völlig verschiedene Kulturen
       aufeinanderprallen. Am deutlichsten wird das am Akt der Hochzeit:
       Vollführen die Sachsen aus Robins Herkunft [3][pantheistische Rituale], ist
       Marian über das Fehlen von Kirche und Priester schockiert.
       
       Dieser Twist ist nicht uninteressant, und wer in dieser kalten Jahreszeit
       Sehnsucht nach einer mittelalterlichen Liebesgeschichte mit Held und holdem
       Fräulein verspürt, wird mit dieser Serie auf seine Kosten kommen. Ein wenig
       aber bleibt die Frage zurück: Gibt es nicht doch Mythen, die mit Fuchs, Bär
       und Schlange besser funktionieren als mit Menschen?
       
       12 Nov 2025
       
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