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       # taz.de -- Neue SPD-Spitze in Schleswig-Holstein: Bahn frei für Kämpfer
       
       > Schleswig-Holsteins SPD-Chefin Serpil Midyatli tritt nach Niederlage bei
       > der Urwahl zurück. Spitzenkandidat Ulf Kämpfer soll auch die Partei
       > führen.
       
   IMG Bild: Neue und alte Spitze der SPD im Norden: Ulf Kämpfer und Serpil Midyatli nach der Urwahl am Wochenende
       
       Beben bei der SPD Schleswig-Holstein: Nach dem deutlichen Sieg von Ulf
       Kämpfer bei der Urwahl zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahlkampf 2027
       kündigte Serpil Midyatli am Montagabend ihren Rückzug als
       Landesparteichefin an. Kann Kämpfer die Nord-SPD aus der Krise führen?
       
       „Wir werden Serpil vermissen“, sagte Juso-Landesvorsitzender Jannis
       Schatte. Midyatli, die erste Frau an der Spitze der Landespartei, habe in
       allen politischen Fragen stets eine stabile Haltung eingenommen und sei
       einem klaren linken Kompass gefolgt. Sie hinterlasse große Fußspuren.
       
       Doch nicht alle Genoss:innen sehen die gebürtige Kielerin so positiv.
       Midyatli sitzt seit 2009 im Landtag, seit 2019 führt sie die Landespartei
       und gehört auch dem Bundesvorstand an. In ihre Verantwortung fallen schwere
       Wahlniederlagen auf Landes- und Bundesebene. Umstritten war auch ihre
       Entscheidung, mit dem bei der eigenen Partei und in der Bevölkerung eher
       unbekannten Thomas Losse-Müller in die Landtagswahl 2022 zu ziehen.
       
       Nun fragte Midyatli die Basis, wessen Name auf den Plakaten bei der
       kommenden Landtagswahl im Frühjahr 2027 stehen soll – und die Antwort fiel
       klar aus: [1][Bei der Urwahl] stimmten nur 20 Prozent für die heutige
       Landesvorsitzende, Kämpfer siegte deutlich mit knapp 80 Prozent. Direkt
       nach der Auszählung der Stimmen am Wochenende hatte Midyatli die Frage nach
       ihrer eigenen Zukunft noch offen gelassen. Am späten Montagabend verkündete
       sie dann ihren Rückzug von der Parteispitze. Bei einem Parteitag im Februar
       2026 soll die Nachfolge bestimmt werden.
       
       ## Wie soll man gegen Daniel Günther gewinnen?
       
       „Ich bin stolz, Spitzenkandidat zu sein, und ich bin bereit, auch die
       Verantwortung als Landesvorsitzender zu übernehmen“, sagte Ulf Kämpfer in
       einem gemeinsamen Statement mit Midyatli. Mit ihr, die weiter die
       Landtagsfraktion leitet, will er ein „Super-Team“ bilden. „Zusammen sind
       wir unschlagbar – wir beide und wir als SPD in Schleswig-Holstein“, so
       Kämpfer.
       
       Doch es ist fraglich, wie gut die Partei bei der Wahl ihre Basis
       mobilisieren kann – und ob der Schwung der jetzigen Nominierung die Strecke
       bis 2027 trägt. An der Urwahl beteiligte sich nur rund die Hälfte der
       landesweit knapp 14.000 Parteimitglieder. Das Hauptproblem ist aber, dass
       die SPD auch bei der nächsten Landtagswahl 2027 gegen Daniel Günther
       antreten muss.
       
       Der CDU-Landeschef schneidet bei Umfragen gut ab, er gilt als beliebtester
       Ministerpräsident Deutschlands. Dass er wieder antritt, ist ausgemacht:
       „Wir denken nicht nur in dieser Periode, sondern haben den Anspruch,
       Schleswig-Holstein auch darüber hinaus zu regieren“, hatte er vor einigen
       Tagen gesagt, [2][als er zwei neue, jüngere Ministerinnen seines Kabinetts
       vorstellte.]
       
       Aber auch Kämpfer hat bereits gezeigt, dass er Wahlen gewinnen kann. Seit
       2014 ist er Oberbürgermeister von Kiel. Die Landeshauptstadt gilt als
       SPD-Hochburg, [3][doch bei Landes- und Bundestagswahlen gab es auch dort
       schwere Einbußen.]
       
       ## Rot-grüne Ehe
       
       Nun will der 53-Jährige mit dem Slogan „Kämpfer für alle“ in den Wahlkampf
       um das ganze Land ziehen. Dabei ist der gebürtige Eutiner trotz des
       kriegerischen Namens in seinem Politikstil eher auf Ausgleich bedacht –
       schließlich ist der promovierte Jurist unter anderem ausgebildeter
       Mediator.
       
       Vor allem aber hat er viel Erfahrungen in Politik und Verwaltung gesammelt.
       Nach seinem Studium in Göttingen und Galway in Irland arbeitete er im
       Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, später im Justizministerium. Nach
       einer Zeit als Familienrichter wurde der Sozialdemokrat Staatssekretär im
       Umweltministerium. Als Oberbürgermeister gehört er dem Präsidium des
       Deutschen Städtetages an und ist seit 2019 stellvertretender Präsident. Er
       gehörte zu [4][den Unterzeichnern des Brandbriefs, in dem Landeshauptstädte
       auf ihre schwierige finanzielle Lage hinwiesen.]
       
       Kämpfer, der sich mit Jogging und Radfahren fit hält, ist mit der
       Grünen-Landesvorsitzenden Anke Erdmann verheiratet. Das Paar hat einen Sohn
       und lebt in einem Genossenschaftsprojekt in Kiel.
       
       11 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schleswig-Holsteins-SPD-im-Vorwahlkampf/!6098667
   DIR [2] /das-portraet/!6126916
   DIR [3] /Gruene-gewinnen-erstmals-Direktmandate/!5850618
   DIR [4] https://www.stuttgart.de/pressemitteilungen/2025/oktober/gemeinsamer-brief-zur-konnexitaet-hauptstaedte-aller-flaechenlaender-fordern-von-bund-und-laendern-auskoemmliche-finanzierung-der-uebertragenen-aufgaben-6831993.php.media/437942/Anschreiben-der-OBs-zur-Konnexitaet-an-Bundes-und-Landesregierungen.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Esther Geisslinger
       
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