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       # taz.de -- Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Auf der Kippe wegen Sicherheitsmängeln
       
       > Für den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gibt es noch keine Genehmigung. Die
       > Oberbürgermeisterin wendet sich hilfesuchend an die Landesregierung.
       
   IMG Bild: Noch geschlossener Magdeburger Weihnachtsmarkt: ein potenzielles Anschlagsziel?
       
       Magdeburg taz | Abends leuchtet in bunten Farben bereits das Riesenrad in
       der Magdeburger Innenstadt. Die Buden sind aufgebaut. Der Weihnachtsbaum
       steht und ist schon festlich geschmückt. Eigentlich soll in der nächsten
       Woche der Weihnachtsmarkt eröffnen. Trotz des Anschlags mit 6 Toten und
       mehr als 300 Verletzten an dieser Stelle im vergangenen Jahr. Doch es fehlt
       noch was Wichtiges: die Genehmigung.
       
       Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) teilte am
       Montagabend mit, dass die Stadt den Markt vorerst nicht genehmigen könne.
       Das hieße, kein Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Die Nachricht kam
       ausgerechnet an dem Tag, an dem [1][der Prozess zum Anschlag in Magdeburg]
       begonnen hat. Der Grund sei ein Schreiben des Landesverwaltungsamts vom
       vergangenen Freitag. Laut dem Schreiben weise das Sicherheitskonzept
       „erhebliche Mängel“ auf.
       
       Laut Borris heißt es im Schreiben etwa, die Veranstalterin schaffe mit dem
       Weihnachtsmarkt „eine neue Gefahrenquelle und damit ein potentielles
       Anschlagsziel“. Deshalb habe das Amt die Stadt als zuständige
       Sicherheitsbehörde angewiesen, dem Konzept nicht zuzustimmen.
       
       Die Stadtverwaltung folge der Anweisung, sagt Oberbürgermeisterin Borris.
       Sie vertrete aber eine andere Rechtsauffassung. So sei laut dem
       Landesverwaltungsamt die Veranstalterin des Weihnachtsmarkts dafür
       verantwortlich, Anschläge und Amoktaten zu verhindern. Borris meint jedoch:
       Terroristische Gefahren abzuwehren, das sei eine staatliche Aufgabe. Das
       Bundesland und die Polizei müssten sich darum kümmern, nicht die Kommunen
       oder Veranstalter:innen.
       
       ## Haseloff soll helfen
       
       Aber es ist nicht nur der Inhalt, der [2][die Oberbürgermeisterin merklich
       verärgert]. Auch der Zeitpunkt überrasche. Im September sei der Beschluss
       zum Zufahrtsschutz dem Landesverwaltungsamt bekannt geworden. Dass die
       Kritik daran nur wenige Tage vor der Eröffnung die Stadt erreicht, dafür
       habe sie kein Verständnis.
       
       Vom Landesverwaltungsamt heißt es auf Anfrage der taz, die Frist bis zum
       vergangenen Freitag habe die Stadt gesetzt. „Darüber hinaus sei noch einmal
       darauf hingewiesen, dass keine Pflicht besteht, beim Landesverwaltungsamt
       für jedwede Veranstaltungen Sicherheitskonzepte einzureichen.“ Die Stadt
       habe um eine fachliche Bewertung des Konzepts gebeten. Die Prüfung habe
       dann Mängel ergeben, „die aus unserer Sicht zwingend behoben werden müssen,
       um die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher zu gewährleisten“, erklärt
       eine Sprecherin des Amts.
       
       Oberbürgermeisterin Borris hat derweil gemeinsam mit dem Vorsitzenden des
       Stadtrats, Wilbert Schwenke (CDU) [3][einen Offenen Brief an
       Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU)] verfasst. Er solle sofort eine
       landeseinheitliche Regel schaffen, um die offenen Fragen bei
       Sicherheitsanforderungen in Sachsen-Anhalt zu klären. Die Haftungsrisiken
       sollten demnach nicht länger bei den Kommunen liegen.
       
       Wenn das Landesverwaltungsamt schreibe, die Veranstalterin schaffe durch
       den Weihnachtsmarkt eine „Gefahrenquelle“ und ein „Anschlagsziel“, sei das
       ein politisches Signal, keine fachliche Bewertung. Die Konsequenz reiche
       über Magdeburg hinaus, heißt es im Brief. Sollten Märkte abgesagt werden,
       weil Sicherheit nicht garantiert werden könne, „dann hat der Täter der
       Amoktat vom 20. Dezember 2024 sein Ziel erreicht: Er hat unser
       gesellschaftliches Selbstverständnis getroffen.“
       
       Um das Problem schnell zu lösen, hat Ministerpräsident Haseloff für
       Mittwoch ein Treffen der Behörden anberaumt. Er wolle beim gemeinsamen
       Gespräch vermitteln. Der Deutschen Presse-Agentur sagte der Regierungschef:
       „Ziel ist es, einen sicheren Weihnachtsmarkt durchzuführen.“ Es bleibt also
       abzuwarten, ob sich das Riesenrad auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt
       nächste Woche dreht.
       
       11 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Prozessbeginn-zum-Magdeburger-Anschlag/!6128337
   DIR [2] https://www.presse-service.de/data.aspx/static/1202225.html
   DIR [3] https://www.presse-service.de/data.aspx/medien/309578P.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Muschenich
       
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