# taz.de -- Social Media ab 16 Jahren: Ein Mindestalter schont die Plattformen
> Die Nutzung von Social Media wird heute vielfach mit dem Konsum von
> Alkohol und Tabak verglichen. Eine Gefahr, die auch für Erwachsene gilt.
IMG Bild: Kritiker:innen vergleichen die Nutzung von Social Media gerne mit dem Trinken von Alkohol oder dem Rauchen
Der Wind ist gerade dabei, sich zu drehen. Zwar ist Social Media in der
öffentlichen Wahrnehmung schon seit einigen Jahren etwas, das zunehmend
kritisch gesehen und immer weniger gefeiert wird. Süchtig machend,
polarisierend, toxische Körperbilder und Hass verbreitend. Und spätestens,
seitdem die Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen mit internen Dokumenten
unter anderem zeigte, dass Instagram die Unzufriedenheit mit dem eigenen
Körper verstärken kann, sind negative Auswirkungen nicht nur gefühlt,
sondern auch belegt. Doch aus den negativen Effekten auf die
[1][Notwendigkeit von Altersgrenzen] zu schließen, das ist eine
verhältnismäßig junge Entwicklung. Eine, die Probleme birgt.
Kritiker:innen vergleichen die [2][Nutzung von Social Media] gerne mit
dem Trinken von Alkohol oder dem Rauchen. Bei Tabak und Alkohol sind
negative Folgen für die Konsument:innen und ihr Umfeld gut belegt. In
Sachen Social Media ist die Studienlage diffuser. Aber selbst wenn man den
Vergleich gelten lassen will – dann sollten auch die Folgen konsequent
sein. Beispiel Zigaretten: Hier zielt die Prävention nicht nur darauf ab,
Kinder und Jugendliche fernzuhalten, sondern möglichst alle Menschen.
Deutschland ist da noch vergleichsweise nachlässig, andere Länder sind viel
weiter, was Werbeverbote oder die Höhe der Steuern angeht.
Bei Social Media gäbe es dagegen zum 16. Geburtstag: nach Aufmerksamkeit
schreiende Push-Nachrichten, Autoplay und Scrollen bis in die
Unendlichkeit, Verschwörungserzählungen, Fake News und Gewalt. Wer also
davon ausgeht, dass die Social-Media-Nutzung ernstzunehmende negative
Folgen hat und dass nicht mit dem Erreichen eines gewissen Alters eine
Immunität dagegen entsteht, muss grundsätzlich ran.
## Ein Verbot würde Vernetzung verhindern
Das wäre auch aus einem anderen Grund sinnvoll, der in der Diskussion gerne
untergeht: Bei allen negativen Folgen – Social Media schafft auch
Positives, gerade für Jugendliche, und zwar jenseits des kurzen
Dopamin-Kicks. Es schafft Vernetzung, Zugehörigkeit, Identifikation. Die
US-Amerikanerin Amelia Som formulierte es schon vor einigen Jahren im
[3][Interview mit netzpolitik.org] so: „Ich habe in meinem Leben noch nicht
so viele queere, Schwarze Nerds getroffen wie auf Tiktok. Wenn man in
Oklahoma lebt, ist es schwer, solche Kontakte zu knüpfen.“
Während wir also über Altersgrenzen debattieren, übersehen wir den Kern:
die Frage, welche Art von Plattformen eigentlich insgesamt gut wäre für
eine Gesellschaft und ihre Mitglieder – junge wie alte. Wie wäre es, wenn
Algorithmen statt Hass und Hetze Inhalte bevorzugten, die verbinden? Wenn
Social Media mehr der Kommunikation und Vernetzung dienen würde und nicht
primär dem Gewinninteresse der Konzerne?
Vielleicht kommen wir zu dem Ergebnis, dass die Plattformen so, wie sie
heute sind, tatsächlich eher Tabak und Alkohol ähneln als dem Telefon. Aber
dann wäre es Zeit, die Konsequenzen daraus zu ziehen – und zwar nicht nur
für die Nutzer:innen.
26 Dec 2025
## LINKS
DIR [1] /Social-Media-Verbot-in-Australien/!6134549
DIR [2] /Social-Media-Verbot/!6135206
DIR [3] https://netzpolitik.org/2022/toca-tiktok-creatorinnen-verbuenden-sich-gegen-geheime-regeln/
## AUTOREN
DIR Svenja Bergt
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