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       # taz.de -- Nach der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko: US-Regierung verklagt BP
       
       > Es war die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA. Nun kommt
       > die Rechnung. Und das kann teuer werden für BP und vier weitere
       > Unternehmen.
       
   IMG Bild: Niemand kann ganz genau sagen, wie viel Öl tatsächlich ausgetreten ist.
       
       Die US-Regierung hat den britischen Ölkonzern BP und vier weitere Firmen
       wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko verklagt. Mit dem Einreichen der
       Klage bei einem Bundesgericht in New Orleans schloss sich die Regierung den
       zahlreichen bereits laufenden Verfahren gegen BP und die anderen
       beteiligten Unternehmen an.
       
       Am 20. April dieses Jahres war die Bohrinsel "Deepwater Horizon"
       explodiert, elf Arbeiter waren ums Leben gekommen, und über einen Zeitraum
       von 87 Tagen waren geschätzte 4,9 Millionen Barrel Öl ins Meer geflossen.
       
       Rechtsgrundlage für die Klagen sind das Ölverschmutzungs- und das
       Wasserreinhaltungsgesetz. BP und der Betreiberfirma Transocean sowie den
       Anteilseignern Anadarko Petroleum und MOEX Offshore wird vorgeworfen,
       wichtige Sicherheitsbestimmungen verletzt und die notwendigen Vorkehrungen
       unterlassen zu haben, um die Bohrinsel unter Kontrolle zu behalten.
       Ebenfalls beklagt ist QBE/Lloyds, die Versicherung von Transocean. Gegen
       die Firma Halliburton, die für die Betonarbeiten am Bohrloch zuständig war,
       wird laut US-Justizministerium weiter ermittelt - in dieser ersten
       Klageschrift taucht die Firma nicht auf.
       
       Justizminister Eric Holder sagte bei einer Presskonferenz am Mittwoch, die
       US-Regierung werde "nicht zögern, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um
       jene zur Rechenschaft zu ziehen, die für die Ölpest verantwortlich sind".
       
       Eine Schadenssumme ist in der Klageschrift zunächst nicht genannt. Ein
       Sprecher des Justizministeriums sagte, es werde Jahre dauern, die
       Gesamtkosten der Ölkatastrophe zu beziffern. Sicher ist, dass die Regierung
       die Rechnung vollständig an die Beklagten weiterreichen will. Nach dem
       Wasserreinhaltungsgesetz könnten auf die Beklagten, sofern ihnen grobe
       Fahrlässigkeit nachgewiesen werden kann, Geldstrafen von bis zu 4.300
       US-Dollar pro ausgelaufenem Barrel Öl kommen - rund 21 Milliarden Dollar
       (15,8 Milliarden Euro).
       
       Das allerdings ist umstritten. Niemand kann ganz genau sagen, wie viel Öl
       tatsächlich ausgetreten ist. Dazu kommen die diversen
       Schadensersatzforderungen der Menschen und der Wirtschaft in den
       betroffenen vier US-Bundesstaaten am Golf von Mexiko. BP selbst geht von
       möglichen Gesamtkosten von rund 40 Milliarden Dollar aus.
       
       Wie schon während der Ölpest wiesen sich die beklagten Firmen auch jetzt
       gegenseitig die Schuld zu. Die Verantwortung für die Katastrophe liege
       "ausschließlich beim Besitzer und Betreiber BP", sagte ein Sprecher von
       Transocean am Mittwoch. Und auch Anadarko sieht BP als
       Alleinverantwortliche. Der britische Ölkonzern seinerseits versicherte: "BP
       wird auf die Klage in einer angemessenen Frist antworten und wir werden
       weiterhin mit den staatlichen Ermittlungen kooperieren." Unter den
       beklagten Firmen sei man jedoch die einzige, "die sofort für die
       Begleichung der Kosten für die Schadensbeseitigung eingestanden" sei. 20
       Milliarden Dollar stünden dafür und für die Begleichung berechtigter
       Schadensersatzansprüche bereit. Allerdings sei BP an den operativen
       Entscheidungen auf der Bohrinsel, die zur Katastrophe geführt hätten, gar
       nicht beteiligt gewesen, erklärte der Konzern.
       
       Eine von Präsident Barack Obama eingesetzte Untersuchungskommission will
       ihren Abschlussbericht zu den Vorfällen auf der "Deepwater Horizon" am 11.
       Januar 2011 offiziell vorstellen. Eine weitere Kommission aus
       Innenministerium und Küstenwache wird ihre Erkenntnisse in der zweiten
       Januarhälfte bekannt geben.
       
       Unmittelbar nach Einreichen der Klage sanken die Börsenwerte von BP
       kurzfristig ab, erholten sich aber am Abend wieder. Um für die Begleichung
       erwarteter Schadensersatzforderungen Rücklagen zu bilden, hat sich BP in
       den vergangenen Wochen von einigen Tochterunternehmen getrennt.
       Gleichzeitig ließ der Konzern in etlichen Medien Anzeigen schalten. Unter
       der Überschrift "Das Bohrloch ist seit Juli verschlossen. Unser Einsatz
       geht weiter" beteuert der Konzern darin, alles zu tun, um die Schäden zu
       beseitigen und die Betroffenen zu entschädigen - außerdem habe man aus dem
       Unfall gelernt.
       
       17 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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   DIR Entschädigung
       
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