# taz.de -- Olympia – 100-Meter-Lauf: Boombastic Bolt holt Gold
> Usain Bolt hat wahr gemacht, was er permanent predigt: Er ist und bleibt
> die Nummer Eins. Im schnellsten olympischen Rennen aller Zeiten siegt er
> vor seinem Landsmann Yohan Blake.
IMG Bild: Das Bild, auf das die Welt gewartet hat: Bolts Geste nach seinem Olympiasieg 2012
Die Startbedingungen: Die beiden Jamaikaner Usain Bolt und Yohan Blake
laufen in kurzen Hosen in ihren Vorläufen jeweils die schnellste Zeit: Bolt
in 9,87 Sekunden, Blake in 9,85 Sekunden. Den schnellsten Vorlauf
absolviert allerdings der US-Amerikaner Justin Gatlin in 9,82 Sekunden.
Aber was heißt das schon? Bolt wirkt so, als hätte er zwischendurch nochmal
in die Hocke gehen können und hätte die anderen dann trotzdem noch
eingeholt: Wie schon in den Vorläufen guckt er auch im Halbfinale wieder
nach knapp 70 Metern mal kurz nach rechts und hört einfach auf zu rennen.
Der 1,93 Meter lange Bolt hat zwar an seinem Start gearbeitet - kommt
schneller aus den Startblöcken als vor vier Jahren, trotzdem rollt er das
Feld von hinten auf.
Die Entscheidung: „All day! Every day!“ Usain Bolts Behauptung ist wahr: Er
schlägt Yohan „The Beast“ Blake und rennt in olympischer Rekordzeit von
9,63 Sekunden mit seinem unnachahmlichen Kniehub und zwar bis zur
Ziellinie. Weder dreht er sich um, noch bleibt er stehen, um seine Mum
anzurufen.
Dieses Mal nicht, denn es ist das schnellste 100-Meter-Rennen in der
olympischen Geschichte: Sieben Läufer blieben unter 10 Sekunden. Nur der
Jamaikaner Asafa Powel nicht, aber der zählt nicht, weil er sich auf halber
Strecke eine Zerrung holt. Der Jamaikaner Yohan Blake holt Silber und der
US-Amerikaner Justin Gatlin Bronze.
Das Drama: Asafa Powel hat den besten Start, nach ein paar Metern aber muss
er quasi aussteigen, weil er sich eine Zerrung holt und den Rest ins Ziel
humpelt. So kommt es leider nicht zum jamaikanischen Dreifachsieg.
Die Schlussfolgerung: Mit seinem hochstilisierten und zelebrierten Arm- und
Beinspiel vor, während und nach dem Lauf ist und bleibt Usain Bolt der
coolste Voguer unter den Sprintern.
Und sonst? Wie kann es anders sein, die ARD-Moderation schlägt wieder alle
Rekorde in unfassbarer Idiotie: Die Coolness der Jamaikaner kriege kein
Westeuropäer hin, höchstens als Südeuropäer habe man noch eine Chance. Und
als sich dann Usain Bolt noch bei dem deutschen Arzt Dr. Müller Wohlfahrt
bedankt, kann der Moderator nicht anders als zu behaupten: Auch Deutsche
unter den Teilnehmern des 100-Meter-Finals.
5 Aug 2012
## AUTOREN
DIR Doris Akrap
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