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       # taz.de -- +++ Hamas-Angriff auf Israel +++: „Schutz hat höchste Priorität“
       
       > Das Auswärtige Amt berät über Ausreise deutscher Staatsangehöriger aus
       > Gaza. Außenministerin Baerbock ist in Israel eingetroffen.
       
   IMG Bild: Außenministerin Baerbock mit ihrem israelischen Amtskollegen Cohen (links) in Israel am 13. Oktober
       
       ## Ein toter und mehrere verletzte Journalisten durch Beschuss an Grenze
       zum Libanon
       
       Bei einem Feuergefecht an der Grenze zwischen Israel und dem Südlibanon
       sind ein Journalist getötet und mehrere weitere verletzt worden. Wie die
       Nachrichtenagentur Reuters am Freitagabend mitteilte, handelt es sich bei
       dem Toten um ihren Videojournalisten Issam Abdallah. Wie ein
       AFP-Korrespondent berichtete, hielt sich in dem Gebiet eine Gruppe von
       Journalisten von mindestens drei verschiedenen Medien auf. Unter den
       Verletzten waren demnach zwei AFP-Journalisten sowie zwei Journalisten des
       katarischen Nachrichtensenders Al-Dschasira.
       
       Zuvor hatte es aus libanesischen Sicherheitskreisen geheißen, Israel habe
       Raketen abgefeuert, nachdem von libanesischer Seite ein Versuch erfolgt
       sei, nach Israel einzudringen. Nach diesem Versuch sei es zu einem
       Schusswechsel an der Grenze gekommen, berichtete al-Manar, der Sender der
       libanesischen Hisbollah-Miliz.
       
       Die israelische Armee hatte mitgeteilt, dass es an der Grenzbarriere
       zwischen beiden Staaten eine Explosion gegeben habe, die „leichte Schäden“
       verursacht habe. Als Reaktion sei israelisches Artilleriefeuer auf
       libanesisches Gebiet eröffnet worden. Bei den israelischen Bombardements
       wurden nach Angaben von AFP-Korrespondenten vor Ort die Dörfer Dayra und
       Alma al-Dschaab getroffen.
       
       Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz erklärte am Abend, sie habe auf
       „israelische Aggressionen vom Freitagnachmittag“ reagiert. Dabei habe sie
       „mehrere israelische Stellungen“ unter Beschuss genommen. Die Hisbollah ist
       mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas verbündet. Die radikalislamische
       Palästinenserorganisation hatte am Samstag vergangener Woche einen
       Großangriff auf Israel gestartet. (afp)
       
       ## Israelisches Militär vermeldet erstmals Bodentruppen im Gazastreifen
       
       Das israelische Militär hat Einsätze mit Bodensoldaten im Gazastreifen
       unternommen. Es habe mehrere kleine Razzien durch die israelischen
       Streitkräfte gegeben, teilte das Militär am Freitagabend mit. Es handelte
       sich demnach um das erste Mal seit dem terroristischen Großangriff der im
       Gazastreifen regierenden Hamas auf Israel, dass israelische Bodentruppen im
       Gazastreifen tätig wurden.
       
       In einer Mitteilung hieß es, die Einsätze hätten dem Kampf gegen Militante,
       der Zerstörung von Waffen und der Suche nach Beweisen im Zusammenhang mit
       der Verschleppung von rund 150 Geiseln aus Israel gegolten, die sich in der
       Gewalt der Hamas befinden.
       
       Es gab zunächst keine Anzeichen, dass es sich um den Beginn einer
       erwarteten Bodenoffensive im Gazastreifen handelte. Israel hat an der
       Grenze zu dem schmalen Küstenstreifen seit der beispiellosen Attacke vom
       Samstag jedoch in großer Zahl Truppen zusammengezogen. (ap)
       
       ## Baerbock wird in Kairo erwartet
       
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wird am Freitag Abend von
       Tel Aviv aus nach Kairo weiterreisen, hieß es am Freitag aus
       Delegationskreisen. Neben der regionalen Lage nach den Terroranschlägen der
       Hamas auf Israel werden auch die Bemühungen um die Freilassung der von der
       Hamas verschleppten Geiseln Teil der Krisengespräche sein. Zudem will
       Baerbock über die humanitären Bemühungen Ägyptens für die Zivilbevölkerung
       in Gaza sprechen.
       
       Weiter hieß es, dass der Airbus der Flugbereitschaft, mit dem Baerbock von
       Berlin aus nach Tel Aviv reiste, mit rund 80 deutschen
       Staatsbürger:innen wieder nach Deutschland zurückkehren wird. Sie
       werden auf dem Rückflug vom Krisenbeauftragten des Auswärtigen Amtes
       begleitet. (tat/taz)
       
       ## Deutsche Staatsangehörige in Gaza
       
       Laut Auswärtigem Amt befindet sich eine niedrige dreistellige Anzahl von
       deutschen Staatsangehörigen in Gaza. Man schaue, wie man sie bei der
       Ausreise unterstützen könnte, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am
       Freitag. Ob die Bundesregierung einen humanitären Korridor für die Menschen
       in Gaza unterstützt, dazu gibt es ausweichende Antworten. Israel hat das
       völkerrechtlich verbriefte Recht, sich zu verteidigen und sich zu schützen,
       sagte der Sprecher. Die humanitäre Lage vor Ort sei der Bundesregierung
       sehr wichtig. Gespräche wurden dazu mit Ägypten und mit Israel geführt.
       (tat/taz)
       
       ## Propalästinensische Ansammlungen in Berlin-Neukölln – Polizei greift ein
       
       In Berlin-Neukölln hat es am Freitagnachmittag immer wieder
       propalästinensische Ansammlungen und kleinere Tumulte gegeben. Unterstützer
       von Palästinensern, vor allem junge Männer, versammelten sich vor Imbissen
       und Cafés. Einige von ihnen trugen Schals oder Tücher in den Farben der
       Flagge von Palästina und diskutierten lautstark und erregt mit der Polizei.
       Die Polizei hatte eine verstärkte Präsenz auf den Straßen in den nächsten
       Tagen angekündigt; besonders in Neukölln, in Wedding und im
       Regierungsviertel. Auf der Neuköllner Sonnenallee waren zahlreiche
       Polizisten mit Helm und viele Mannschaftswagen zu sehen.
       
       „Meine Familie und viele Leute sterben gerade alle in Gaza. Auch durch
       deutsche Waffen und durch einen nie gewesenen Genozid“, rief ein Mann unter
       dem lauten Beifall der umstehenden Männer, die „free, free Palestine“
       skandierten. Ein Mann mit einer Kappe, auf der die palästinensische Flagge
       abgebildet war, protestierte gegen das Verbot von Demonstrationen: „Ich
       möchte nur mein Recht. Ich will nur Meinung ausdrücken.“ Immer wieder
       zerstreuten Polizisten die einzelnen Gruppen auf den Bürgersteigen und
       verboten Ansammlungen. Einige Menschen wurden vorläufig festgenommen. (dpa)
       
       ## Faeser berät über Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen
       
       Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wird sich am Freitagnachmittag mit
       den Landesinnenministerien über verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für
       jüdische Einrichtungen und Organisationen beraten. Man müsse von einer
       erhöhten Gefährdungslage ausgehen, sagte ein Sprecher des
       Bundesinnenministeriums am Freitag in Berlin. „Der Schutz von Juden und
       Jüdinnen und von jüdischen Einrichtungen hat höchste Priorität“, hieß es
       weiter. Seit dem brutalen Angriff der Terrorgruppe Hamas auf Israel am
       vergangenen Samstag seien die Sicherheitsbehörden zusätzlich sensibilisiert
       und der Schutz der Einrichtungen wurde bundesweit verstärkt.
       
       Für diesen Freitag hatten die Hamas und Hamas-nahe Organisationen
       international zu Gewalt gegen Juden und Jüdinnen aufgerufen. Bereits kurze
       Zeit nach dem brutalen Angriff der Terrororganisation auf Israel war es
       auch in Deutschland, unter anderem in Berlin, zu antisemitischen und
       antiisraelischen Demonstrationen gekommen.
       
       „Es gibt ein Recht auf Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit und seinen
       Standpunkt zum Ausdruck zu bringen“, sagte Regierungssprecher Steffen
       Hebestreit am Freitag. Aber wenn das Existenzrecht Israels in Frage
       gestellt wird oder Solidarität mit dem Terror der Hamas ausgedrückt wird,
       dann würden die Sicherheitsbehörden eingreifen. Die Bundesregierung rief
       angesichts der schrecklichen Ereignisse in Israel die Bevölkerung dazu auf,
       ein Zeichen der Zivilcourage zu setzen und sich Anfeindungen gegen Juden
       und Jüdinnen entgegenzustellen. (tat/taz)
       
       ## Schutzappell von Ärzte ohne Grenzen
       
       In Gaza sind derzeit noch Teams der Organisation Ärzte ohne Grenzen im
       Einsatz. Sie behandeln Verletzte im al-Awda-Krankenhaus, im
       Nasser-Krankenhaus und im Indonesischen Krankenhaus. In al-Shifa wurde ein
       Operationssaal für Verbrennungs- und Traumapatient:innen eröffnet. Das
       al-Awda-Krankenhaus und das Indonesische Krankenhaus wurden durch
       Luftangriffe getroffen.
       
       Christian Katzer, Geschäftsführer der Organisation, appellierte an alle
       Konfliktparteien, den Schutz der Zivilbevölkerung und von medizinischen
       Einrichtungen einschließlich Krankenwagen zu gewährleisten. Medizinische
       Einrichtungen müssten in bewaffneten Auseinandersetzungen respektiert
       werden, dürften nicht für militärische Zwecke genutzt werden und keine
       militärischen Ziele sein. „Eine ungehinderte Versorgung mit lebensrettenden
       Medikamenten, medizinischem Material sowie der Zugang zu unabhängiger
       humanitärer Hilfe muss sichergestellt sein“, so Katzer. (tat/taz)
       
       ## Lufthansa-Sonderflüge für deutsche Staatsbürger:innen
       
       Auch am Freitag soll es vier Sonderflüge der Lufthansa geben, um deutsche
       Staatsbürger:innen und ihre Familienangehörigen aus Israel
       auszufliegen. Für Sonntag werden zudem zwei Sonderflüge aus Jordanien
       organisiert, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag bestätigte.
       Der Krisenstab der Bundesregierung tagt derzeit täglich. Deutsche
       Staatsangehörige werden über das Elefand-System informiert. Am Donnerstag
       hätte es freie Plätze auf den Flügen gegeben. Dies sei Doppelbuchungen
       geschuldet, oder da einige Personen nicht zum Flughafen in Tel Aviv kamen.
       
       Kontinuierlich werde geprüft, wie die Bundesregierung bei einer Ausreise
       unterstützen könnte, so der Sprecher. Für die Flüge müssen die
       Ausreisewilligen mit einem Eigenanteil von 300 Euro rechnen. Das Auswärtige
       Amt hat 250 Euro für die Tickets übernommen. Laut Auswärtigem Amt befindet
       sich eine niedrige dreistellige Anzahl von deutschen Staatsangehörigen in
       Gaza. Man schaue, wie man sie bei der Ausreise unterstützen könnte.
       (tat/taz)
       
       ## Außenministerin Baerbock zu Solidaritätsbesuch in Israel eingetroffen
       
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist zu einem
       Solidaritätsbesuch in Israel eingetroffen. Baerbock landete am
       Freitagvormittag in Tel Aviv, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amts
       bestätigte. Die Außenministerin wird während ihres Besuchs unter anderem
       mit ihrem israelischen Kollegen Eli Cohen zusammentreffen.
       
       Baerbock bezeichnete den Großangriff der Hamas gegen Israel vor ihrem
       Abflug als „brutale Zäsur“. Für die Menschen in Israel habe „eine neue
       Zeitrechnung begonnen“. Deutschland stehe „fest und unverbrüchlich an der
       Seite Israels“, sagte die Außenministerin. (afp)
       
       ## Nach Hamas-Protestaufruf: Schutz jüdischer Einrichtungen weiter erhöht
       
       Nach den für Freitag erwarteten antisemitischen Protesten hierzulande ist
       der Schutz jüdischer Einrichtungen noch einmal erhöht worden. Die
       Bundesländer lassen den Schutz „jetzt in ganz Deutschland auf einem
       erhöhten Niveau laufen“, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA),
       Holger Münch, am Freitag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Münch
       rechnet angesichts des Aufrufs der Hamas zu weltweiten Protestaktionen
       damit, dass dies auch bei deren deutschen Anhängern „einen Widerhall
       findet“.
       
       Es gehe deshalb darum, die Grenzen von Demonstrationen „klar zu ziehen“,
       betonte der BKA-Chef. Natürlich sei es erlaubt, für das Schicksal von
       Israelis und Palästinensern Mitgefühl zu zeigen oder zu protestieren. „Wenn
       das Ganze aber missbraucht wird für terroristische Propaganda, dann sind
       Grenzen nicht nur des Strafrechts überschritten.“ Solche Versammlungen
       müssten dann unterbunden werden, forderte Münch.
       
       Dessen Behörde rechnet einem Bericht zufolge mit einer Protestwelle gegen
       jüdische Einrichtungen und Gebetshäuser in Deutschland. Neben
       „demonstrativen Aktivitäten“ seien auch Proteste vor US-amerikanischen
       Einrichtungen, insbesondere in Berlin, sowie vor US-Militärstützpunkten zu
       erwarten, heißt es in einem internen Lagebild, über das der Kölner
       Stadt-Anzeiger am Freitag berichtete. (afp)
       
       ## Muslimische Organisationen rufen zu Besonnenheit und Frieden auf
       
       Nach den Angriffen der Hamas auf Israel solidarisieren sich muslimische und
       türkische Organisationen in Deutschland mit Juden und Jüdinnen und rufen zu
       Frieden auf. Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland
       (TGD), Gökay Sofuoglu, forderte Muslime zur Besonnenheit auf. „Halten Sie
       sich von der Manipulation der Hamas fern, diese schadet den Muslimen in
       aller Welt“, sagte er dem Berliner Tagesspiegel (Freitag). Muslime in
       Deutschland sollten sich nicht von der Hamas instrumentalisieren lassen.
       
       Vor dem Freitagsgebet rief auch der Vorstandsvorsitzende des
       Koordinationsrats der Muslime in Deutschland, Yakup Ayar, zu Frieden auf.
       Ayar sagte dem Tagesspiegel: „Während der Freitagspredigt werden wir
       bundesweit in allen DITIB-Moscheen dieses Thema aufgreifen und gemeinsam
       für den Frieden beten.“ Dem Verband gehören alle großen Islamverbände an
       und damit eine Mehrzahl der Moscheen in Deutschland. (epd)
       
       ## BKA sieht Potenzial zu Gewaltausbrüchen
       
       Nachdem Israel die Bundesregierung um die Lieferung von Munition bat,
       könnten laut BKA zudem Rüstungskonzerne „in das Zielspektrum
       pro-palästinensischer Personengruppen fallen“. Auch gezielte antisemitische
       Aktionen aus der linksextremen Szene werden demnach erwartet, unter anderem
       Sachbeschädigungen an entsprechenden Einrichtungen.
       
       Das BKA geht nach dem weltweiten Hamas-Protestaufruf davon aus, dass auch
       islamistische Prediger das Freitagsgebet dazu nutzen, die Teilnehmer mit
       antisemitischen Aussprüchen aufzustacheln. Noch gebe es keine Aufrufe zu
       Anschlägen in Deutschland oder Europa, heißt es dem Bericht zufolge in dem
       Lagebild. Die Ermittler halten es allerdings nicht für ausgeschlossen, dass
       die Hetze der Hamas der Auslöser für „Gewalttaten gegen israelische Ziele
       in Deutschland“ sein könnte.
       
       Auch könne das „erhebliche Emotionalisierungspotenzial des Konflikts
       jederzeit dazu führen, dass Radikalisierungstendenzen bei einzelnen
       Personen verschärft werden“, zitierte die Zeitung weiter aus dem Lagebild.
       Es werde nicht ausgeschlossen, dass es zu spontanen gewaltsamen
       „Tatentschlüssen“ während pro-palästinensischer Demonstrationen kommt.
       Konkrete Hinweise zu Anschlagsplanungen auf jüdische Einrichtungen hat das
       BKA aber noch keine – die Gefährdungslage sei aber nach wie vor sehr hoch.
       Vor Cyberattacken warnten die Ermittler ebenfalls. (afp)
       
       ## Antisemitismus-Beauftragte warnt vor Hamas-Aufruf
       
       Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, warnte
       anlässlich des Aufrufs der Hamas deren Anhänger in Deutschland. Die
       deutschen Sicherheitsbehörden hätten diese „fest im Blick“, sagte er dem
       Redaktionsnetzwerk Deutschland. Jüdische Einrichtungen würden umfassend
       geschützt, Verfassungsfeinde beobachtet. „Wer dem Aufruf folgt, Hass und
       Hetze verbreitet und jüdisches Leben bedroht, der wird die volle Härte
       unserer Gesetze spüren.“
       
       Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will am Freitag eine Synagoge in
       Berlin-Kreuzberg besuchen. Neben einem Statement Steinmeiers ist der
       Austausch mit den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde geplant. (afp)
       
       ## Israels Armee will Gaza-Evakuierung so weit wie möglich sichern
       
       Israels Armee will die geforderte Evakuierung der Einwohner aus dem
       nördlichen Gazastreifen nach Angaben eines Sprechers so sicher wie möglich
       machen. „Wir werden die Attacken kontrollieren, damit sie sich sicher
       bewegen können“, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am
       Freitag. „Es ist eine Kriegszone“, betonte er gleichzeitig.
       
       Es sei Israel klar, dass eine Evakuierung mehr als 24 Stunden dauern würde.
       Er nannte aber keinen klaren Zeitrahmen. Man habe den Einwohnern den Aufruf
       auf verschiedenen Kanälen übermittelt. Man werde auch alles unternehmen, um
       sensible Orte wie Krankenhäuser bei Luftangriffen nicht zu treffen, sagte
       Hagari.
       
       Die Vereinten Nationen stemmen sich gegen den Aufruf, etwa 1,1 Millionen
       Menschen aus dem nördlichen in den südlichen Teil des Gazastreifens zu
       evakuieren. Das hätte verheerende humantitäre Folgen. Es gibt Berichte,
       dass die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas Menschen daran
       hindert, in den Süden des Küstenstreifens zu fliehen. (dpa)
       
       ## UN fordert Rücknahme der Evakuierungs-Anordnung
       
       Nach Angaben der Uno hat die israelische Armee die Umsiedlung von mehr als
       einer Million Menschen aus dem nördlichen Gazastreifen in den Süden des
       Gebiets angeordnet. Dem Befehl zufolge sollen rund 1,1 Millionen Menschen
       binnen 24 Stunden in den Süden des Gebiets umziehen, erklärte Stéphane
       Dujarric, Sprecher des UN-Generalsekretärs António Guterres, am Freitag und
       forderte eine Rücknahme der Anordnung.
       
       „Die Vereinten Nationen appellieren nachdrücklich an die Rücknahme eines
       solchen Befehls, falls er bestätigt wird“, erklärte Dujarric und warnte,
       dies würde die bereits bestehende Tragödie in eine „katastrophale
       Situation“ verwandeln. Eine Evakuierung dieses Ausmaßes sei unmöglich, ohne
       verheerende humanitäre Folgen zu verursachen. (afp/ap)
       
       ## Türkei schickt Hilfslieferungen für Gaza nach Ägypten
       
       Die Türkei hat für den Gazastreifen bestimmte Hilfslieferungen nach Ägypten
       geschickt. Die Lebensmittel und Notfallversorgung enthaltende Lieferung
       solle über den Grenzübergang Rafah nach Gaza gebracht werden, berichtete
       der staatliche Sender TRT am Freitag. Ob das gelingen wird, ist jedoch
       unklar.
       
       Israel hatte nach den Terrorangriffen der islamistischen Hamas aus dem
       Gazastreifen auf Israel mit mehr als 1.200 Toten eine Blockade über das
       Gebiet verhängt. Im dicht besiedelten Gazastreifen hat sich die humanitäre
       Lage angesichts massiver israelischer Luftangriffe extrem verschärft.
       Ägypten sicherte den Vereinten Nationen zu, seine Grenze nach Gaza für
       humanitäre Hilfslieferungen zu öffnen. Rafah ist der einzige Grenzübergang
       vom Gazastreifen nach Ägypten. Alle anderen Checkpoints gehen nach Israel.
       
       ## Israels Luftwaffe greift 750 Ziele im Norden des Gazastreifens an
       
       Die israelische Luftwaffe hat im Kampf gegen die Angreifer der
       islamistischen Hamas im Norden des Gazastreifens hunderte Ziele
       angegriffen. Dutzende Kampfflugzeuge hätten in der Nacht 750 militärische
       Ziele angegriffen, teilte Israels Militär am frühen Freitagmorgen mit. Zu
       den angegriffenen Zielen gehörten unterirdische Tunnel der Hamas,
       militärische Einrichtungen, Wohnsitze hochrangiger Terroristen, die als
       militärische Kommandozentralen genutzt würden sowie Waffenlager.
       
       Die israelische Armee rief die Zivilbevölkerung in Gaza auf, sich südlich
       vom Fluss Gaza in Sicherheit zu bringen. Das deutet auf den baldigen Beginn
       einer israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen hin.
       
       Die Hamas, die von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation
       eingestuft wird, hatte am vergangenen Samstag bei einem Großangriff auf das
       Grenzgebiet das schlimmste Blutbad unter Zivilisten seit der israelischen
       Staatsgründung angerichtet. Die Terroristen drangen am jüdischen Feiertag
       Simchat Tora (Freude der Tora) in Orte ein und suchten in den Häusern nach
       Opfern. Dabei erschossen sie Männer, Frauen und Kinder und verschleppten
       rund 150 Menschen in den Gazastreifen. (dpa)
       
       ## UN-Hilfswerk verlegt Zentrale mit Personal in Süden des Gazastreifens
       
       Das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) im Gazastreifen
       hat nach dem Aufruf Israels zur Evakuierung ihre Zentrale in den Süden
       verlegt. „UNRWA hat seine zentrale Einsatzzentrale und sein internationales
       Personal in den Süden verlegt, um seine humanitären Maßnahmen und die
       Unterstützung seiner Mitarbeiter und der palästinensischen Flüchtlinge in
       Gaza fortzusetzen“, teilte die Organisation am Freitag auf X, ehemals
       Twitter, mit. Das Hilfswerk forderte „die israelischen Behörden dringend
       auf, alle Zivilisten in Unterkünften, einschließlich Schulen, zu schützen.“
       
       UN-Einrichtungen müssten „jederzeit geschützt werden und dürfen im Einklang
       mit dem humanitären Völkerrecht niemals angegriffen werden“, hieß es
       weiter.
       
       Zuvor hatte das israelische Militär Zivilisten aufgefordert, den Norden des
       Gazastreifens zu verlassen. Betroffen davon sind nach UN-Angaben rund 1,1
       Millionen Menschen. Beobachter gehen davon aus, dass in dem Gebiet am
       Mittelmeer eine Bodenoffensive Israels nach dem Großangriff der
       islamistischen Hamas bevorstehen könnte. (dpa)
       
       ## Human Rights Watch kritisiert mutmaßlichen Einsatz von weißem Phosphor
       im Gazastreifen
       
       Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft Israel vor, im
       Gazastreifen und im Libanon Munition mit weißem Phosphor eingesetzt zu
       haben. Die Menschenrechtsorganisation erklärte, sie habe Videos
       verifiziert, die am 10. Oktober im Libanon und am 11. Oktober im
       Gazastreifen aufgenommen worden seien. Sie hätten mehrere Luftangriffe mit
       weißem Phosphor über dem Hafen von Gaza-Stadt und zwei ländlichen Orten
       entlang der Grenze zwischen Israel und dem Libanon gezeigt.
       
       Das israelische Militär teilte auf Anfrage mit, dass es derzeit keine
       Kenntnis vom Einsatz von Waffen mit weißem Phosphor in Gaza habe. Es
       äußerte sich nicht zu den Vorwürfen der Menschenrechtsorganisation über den
       Einsatz dieser Waffen im Libanon. Reuters konnte die Berichte von Human
       Rights Watch nicht unabhängig prüfen. (rtr)
       
       ## Kritik an Trumps Äußerungen über Iran
       
       Israel und das Weiße Haus verurteilen die Äußerungen des ehemaligen
       US-Präsidenten und führenden Präsidentschaftskandidaten der Republikaner
       Donald Trump. Trump hatte die vom Iran unterstützte radikalislamische
       Hisbollah im Libanon im Fernsehen als „sehr klug“ gelobt. Gleichzeitig
       hatte er den israelischen Präsidenten Benjamin Netanjahu dafür kritisiert,
       auf den Hamas-Angriff auf Israel „nicht vorbereitet“ gewesen zu sein. Der
       israelische Kommunikationsminister Shlomo Karhi sagte im israelischen
       Fernsehen, Trumps Äußerungen zeigten, dass man sich nicht auf ihn verlassen
       könne. Der stellvertretende Pressesprecher des Weißen Hauses, Andrew Bates,
       bezeichnete Trumps Äußerungen als „gefährlich und aus den Fugen geraten“.
       Trump erklärte dazu am Donnerstagabend, es habe keinen besseren Freund oder
       Verbündeten Israels gegeben, als ihn in seiner Amtszeit als US-Präsident.
       (rtr)
       
       ## Biden versichert Israel immerwährende Unterstützung
       
       Der amerikanische Außenminister Antony Blinken versichert Israel die
       immerwährende Unterstützung der USA. „Sie mögen stark genug sein, um sich
       selbst zu verteidigen. Aber solange es Amerika gibt, werden Sie das nie tun
       müssen. Wir werden immer an Ihrer Seite sein“, sagte Blinken zum
       israelischen Präsidenten Benjamin Netanjahu nach ihrem Treffen.
       Gleichzeitig forderte er Israel zur Zurückhaltung im Kampf gegen die Hamas
       im Gazastreifen auf. „Es ist so wichtig, jede mögliche Vorsichtsmaßnahme zu
       ergreifen, um zu vermeiden, dass Zivilisten zu Schaden kommen.“ (rtr)
       
       ## Iran hetzt gegen Israel
       
       Der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian erklärt, der „Rest der
       Achse“ werde auf die Fortsetzung der Verbrechen gegen die Palästinenser
       reagieren und dafür sei die „zionistische Entität“ verantwortlich. Die
       Vertreibung von Zehntausenden von Palästinensern und das Abstellen von
       Wasser und Strom sei ein Kriegsverbrechen. Die Erklärung Amirabdollahians
       wurde vom Flughafen in Beirut im Fernsehen übertragen. (rtr)
       
       ## Deutsche Staatsbürger werden aus Israel ausgeflogen
       
       Die Bundeswehr bereitet sich in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt darauf
       vor, deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus Israel nach
       Deutschland zu bringen. Die Bundeswehr teilt mit, präventive Vorbereitungen
       sollten sicherstellen, dass die Bundesregierung im Falle eines Ausfalls des
       zivilen Flugbetriebs aus Israel alle notwendigen logistischen Vorkehrungen
       für eine rasche Abholung durch die Luftwaffe getroffen habe. Zu den jetzt
       getroffenen Maßnahmen gehöre auch die Entsendung von gemeinsamen
       Krisenunterstützungsteams des Auswärtigen Amts und Soldatinnen und Soldaten
       der Bundeswehr nach Israel und in umliegende Staaten. Im Falle einer
       weiteren Verschärfung der Situation stünde der militärische
       Evakuierungsverband der Bundeswehr bereit. (rtr)
       
       ## Baerbock vor Abreise: „Terror“ beim Namen nennen
       
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die Terrorangriffe der
       Hamas gegen Israel als „brutale Zäsur“ bezeichnet. Für die Menschen in
       Israel habe „eine neue Zeitrechnung begonnen“, sagte Baerbock am Freitag
       vor ihrer Abreise nach Israel laut einer Mitteilung des Auswärtigen Amts in
       Berlin. Die „Terrorangriffe“ seien eine „brutale Zäsur“ gewesen. „Es gilt,
       hinzusehen, und diesen Terror beim Namen zu nennen.“
       
       Deutschland stehe „fest und unverbrüchlich an der Seite Israels“, sagte die
       Außenministerin weiter. Der „barbarische Terror“, den Israel in diesen
       Tagen erlebe, sei „durch nichts zu rechtfertigen“.
       
       Die Außenministerin ist am Freitag zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel
       gereist. Der Besuch findet nach Angaben des Auswärtigen Amts „im Rahmen
       ihrer aktuellen Krisendiplomatie“ statt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
       hatte am Donnerstag bei einer Regierungserklärung im Bundestag Israel die
       volle Unterstützung Deutschlands zugesichert. Israels Sicherheit sei
       „deutsche Staatsräson“, betonte der Kanzler.
       
       ## Abbas fordert „unverzügliches Ende der Aggression“ gegen die
       Palästinenser
       
       Fünf Tage nach dem Großangriff der Hamas auf Israel hat
       Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ein „unverzügliches Ende der
       umfassenden Aggression gegen das palästinensische Volk“ gefordert. Abbas
       habe „Praktiken im Zusammenhang mit der Tötung oder Misshandlung von
       Zivilisten auf beiden Seiten“ zurückgewiesen, erklärte die palästinensische
       Präsidentschaft am Donnerstag nach einem Treffen mit dem jordanischen König
       Abdullah II. in Amman.
       
       Abbas und der König trafen sich demnach in Amman und sprachen über „Wege,
       die israelische Aggression gegen das palästinensische Volk zu stoppen“ und
       dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen Hilfe zukommen zu lassen.
       Angriffe auf Zivilisten sowohl der israelischen Streitkräfte als auch der
       palästinensischen Kämpfer würden gegen „Moral, Religion und Völkerrecht“
       verstoßen, fuhr Abbas fort.
       
       Der Erklärung zufolge betonte er, dass Palästinenser „auf Gewalt“
       verzichten würden „und sich an die internationale Legitimität, den
       friedlichen Widerstand des Volkes und die politische Aktion als Weg zur
       Erreichung unserer nationalen Ziele halten“.
       
       Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte am Samstag
       einen Großangriff gegen Israel gestartet. Sie schoss tausende Raketen auf
       Israel ab und drang mit hunderten Kämpfern in das Land ein. Die Angreifer
       töteten nach jüngsten Angaben mehr als 1.300 Menschen und nahmen rund 150
       Geiseln, darunter auch deutsche Staatsbürger. Die israelische Armee nahm in
       der Folge den Gazastreifen unter Dauerbeschuss. In dem Palästinensergebiet
       wurden dadurch nach Angaben der örtlichen Behörden bisher mehr als 1.350
       Menschen getötet. International besteht Sorge, dass sich der Konflikt in
       der Region ausweiten könnte. (afp)
       
       Israels Regierung ordnete daraufhin die vollständige Abriegelung des
       Gazastreifens an, die Einfuhr von Treibstoff, Lebensmitteln und Trinkwasser
       wurde eingestellt. Das einzige Kraftwerk im Gazastreifen musste am Mittwoch
       wegen Treibstoffmangels abgeschaltet werden.
       
       Abbas rief am Donnerstag auch dazu auch, die Versorgung mit Strom und
       Wasser sicherzustellen und humanitäre Korridore zu eröffnen. Er forderte
       überdies „die Freilassung von Zivilisten, Gefangenen und Inhaftierten“.
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kritisierte am Donnerstag im Bundestag das
       Verhalten der palästinensischen Autonomiebehörde scharf: „Wo bleibt die
       klare Verurteilung der terroristischen Gewalt durch die Autonomiebehörde
       und durch ihren Präsidenten, Mahmud Abbas?“, sagte Scholz. „Ich sage: Ihr
       Schweigen ist beschämend.“ (afp)
       
       ## Letzte Generation setzt Proteste am Freitag aus
       
       Wegen befürchteter Gewaltakte gegen Juden in Deutschland wollen die
       Klimaaktivisten der Letzten Generation an diesem Freitag ihre Proteste
       aussetzen. Auf der Plattform X teilten sie am Donnerstagabend mit: „Tief
       bestürzt über die Aufrufe, morgen weltweit Angriffe auf Jüd:innen zu
       verüben, wollen wir keine Polizeikräfte binden, die erwartbar gebraucht
       werden, um Leben zu schützen. Wir haben die Polizei darüber informiert.“
       
       Der Zentralrat der Juden hatte mitgeteilt, seit Mittwoch kursierten in
       sozialen Netzwerken Aufforderungen zu Gewalttaten gegen jüdische
       Einrichtungen am Freitag. Die Drohungen seien nicht verifiziert, doch
       könnte es Trittbrettfahrer oder Einzeltäter geben. „Es besteht eine
       abstrakt erhöhte Gefährdungslage“, erklärte der Zentralrat. „Wir sind im
       ständigen Austausch mit den Sicherheitsbehörden, die die Sicherheitslage
       für Juden in Deutschland sehr ernst nehmen.“
       
       Hintergrund sind der Terrorangriff der Islamistenorganisation Hamas auf
       Israel und die militärische Reaktion des attackierten Landes, insbesondere
       die Luftangriffe auf den von Palästinensern besiedelten Gazastreifen.
       Einige pro-palästinensische Demonstranten in Deutschland hatten den
       Hamas-Angriff bejubelt. Für diesen Freitag hat die Hamas Muslime weltweit
       zu Unterstützungsaktionen aufgerufen.
       
       Der Zentralrat erklärte: „Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist
       stark, ist standhaft und wehrhaft. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Und
       wir stehen zusammen.“ (dpa)
       
       13 Oct 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tanja Tricarico
       
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