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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Leiche von getötetem Deutsch-Israeli identifiziert
       
       > Nach der Übergabe durch die Hamas wurde die Identität zweier Toter
       > festgestellt. US-Vizepräsident J. D. Vance trifft am Vormittag Israels
       > Premierminister.
       
   IMG Bild: Im Kibbuz Nir Oz, 11. April: Eine Kerze brennt für Tamir Adar, der am 7. Oktober 2023 von der Hamas getötet wurde
       
       dpa | Kurz vor den heutigen Gesprächen von US-Vizepräsident J. D. Vance mit
       Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die islamistische Hamas
       zwei weitere Leichen ausgehändigt. Beide Opfer wurden inzwischen
       identifiziert, wie die israelische Armee in der Nacht mitteilte. Die Hamas
       hatte im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens zugesagt, insgesamt 28 tote
       Geiseln zu übergeben. Nun werden noch die sterblichen Überreste von 13
       Verschleppten im Gazastreifen vermutet.
       
       Bei einem der Toten handelt es sich um Arie Salmanowich, der nach
       Informationen der israelischen Armee beim Überfall der Hamas und anderer
       islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023 lebend aus seinem
       Haus in einem Kibbuz entführt wurde. Man gehe davon aus, dass er am 17.
       November 2023 in Gefangenschaft ermordet wurde. Salmanowich sei zum
       Zeitpunkt seines Todes 85 Jahre alt gewesen. „Er war die älteste Geisel in
       der Gefangenschaft der Hamas“, teilte das Forum der Geisel-Angehörigen mit.
       Er hinterlässt den Angaben zufolge zwei Söhne und fünf Enkelkinder.
       
       Bei dem anderen Opfer handelt es sich um den Deutsch-Israeli Tamir Adar,
       der am Tag des Überfalls bei der Verteidigung des Kibbuz, in dem er lebte,
       getötet wurde. Anschließend habe die Terrororganisation Volksfront für die
       Befreiung Palästinas seine Leiche in den Gazastreifen mitgenommen, hieß es.
       Adar sei zum Zeitpunkt seines Todes 38 Jahre alt gewesen. Der Landwirt und
       Mitglied des lokalen Zivilschutzes des Orts Nir Oz hinterlässt seine Frau
       und zwei Kinder. „Er war jemand, der immer lächelte und das Leben in seiner
       Einfachheit liebte“, hieß es in einer Mitteilung des Forums der
       Geisel-Familien.
       
       ## USA üben Druck auf Hamas und Israel aus
       
       Die [1][US-Regierung] hatte vor der Übergabe der Leichen laut
       Medienberichten sowohl die Hamas als auch auf Israel unter Druck gesetzt,
       das Waffenruhe-Abkommen im Gazastreifen aufrechtzuerhalten. Die USA pochen
       zwar auf die Entwaffnung der Hamas, setzen dafür bislang aber keine
       zeitliche Frist. Das erklärte Vizepräsident Vance in Israel auf eine
       entsprechende Frage von Journalisten.
       
       Vieles sei in der aktuellen Lage unvorhersehbar, sagte Vance. Er betonte
       zugleich, die Hamas müsse sich an die Vereinbarungen halten. US-Präsident
       Donald Trump hatte zuvor erklärt, die Terrororganisation habe versichert,
       dass sie sich „anständig benimmt“. Sollte sie das nicht tun, werde man sie
       „auslöschen“ – das wisse die Hamas. Die Terrororganisation bekräftigte in
       einer Mitteilung ihre Entschlossenheit, das Abkommen zur Beendigung des
       Krieges umzusetzen.
       
       Vance will heute am Vormittag Netanjahu treffen und auch ein Gespräch mit
       Israels Präsident Jitzchak Herzog führen. Die beiden bereits zuvor
       angereisten US-Sonderbeauftragten Steve Witkoff und Jared Kushner hatten
       Netanjahu laut dem Wall Street Journal deutlich vermittelt, dass Reaktionen
       Israels auf mutmaßliche Verstöße der Hamas gegen das Waffenruhe-Abkommen
       verhältnismäßig sein müssten. Die Warnungen erfolgten angesichts
       gewaltsamer Zusammenstöße in den vergangenen Tagen zwischen Israels Armee
       und der Hamas im Gazastreifen.
       
       ## J. D Vance bittet um Geduld
       
       Bezüglich der Rückgabe der noch im Küstenstreifen verbliebenen toten
       Geiseln [2][durch die Hamas] bat Vance um Geduld. Die Bergung der Leichen
       sei schwierig und könne nicht „über Nacht erfolgen“, sagte er Journalisten
       in Israel. Einige Opfer seien unter Tonnen von Trümmern begraben, bei
       anderen sei gänzlich unklar, wo sie sich befinden.
       
       Auch die Hamas beruft sich darauf, dass es nach zwei Jahren Krieg und
       großflächiger Zerstörung in Gaza schwierig sei, aller Leichen habhaft zu
       werden. Man stehe bei der Bergung vor extremen Schwierigkeiten, setze die
       Bemühungen aber weiter fort, heißt es in einer Mitteilung vom Dienstag.
       
       Im Zuge ihres Massakers am 7. Oktober 2023 hatten die Terroristen etwa
       1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 in den angrenzenden
       Gazastreifen verschleppt. Das Massaker löste den Gaza-Krieg zwischen Israel
       und der Hamas aus. Am Montag vergangener Woche ließen die Islamisten die
       letzten 20 lebenden Geiseln frei. Die erste Phase einer seit dem 10.
       Oktober geltenden Waffenruhe sieht die Übergabe aller lebenden und toten
       Geiseln an Israel vor.
       
       ## Bericht: Netanjahu entlässt Sicherheitsberater
       
       Am Dienstag entließ Israels Ministerpräsident Netanjahu seinen nationalen
       Sicherheitsberater Zachi Ha-Negbi mit sofortiger Wirkung, wie die Times of
       Israel berichtete. Ha-Negbi soll sich Berichten zufolge gegen Netanjahus
       Plan zur Einnahme der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens im Sommer
       sowie gegen den erfolglosen Luftangriff auf Hamas-Führer in Katar
       ausgesprochen haben. Die Aufgabe des nationalen Sicherheitsberaters wird
       demnach von Ha-Negbis bisherigem Stellvertreter Gil Reich übernommen.
       
       ## UN-Gericht beurteilt Hilfsgüter-Blockade
       
       Israels Vorgehen im Gazastreifen steht heute erneut im Fokus des
       Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Die höchsten UN-Richter werden
       beurteilen, ob Israel mit der monatelangen Blockade humanitärer
       Hilfslieferungen gegen internationales Recht verstoßen hat.
       
       Die Richter bewerten auch [3][israelische Angriffe] auf Mitarbeiter und
       Einrichtungen der Vereinten Nationen in Gaza. Israels Regierung hatte alle
       Vorhaltungen als unwahr zurückgewiesen und die Blockade von Hilfsgütern
       damit gerechtfertigt, dass die Hamas die Transporte überfalle und die Waren
       zu hohen Preisen verkaufe.
       
       Bei den Befassungen der Richter geht es um ein Rechtsgutachten. Das ist
       zwar nicht bindend, könnte aber den Druck auf Israel erhöhen, mit den
       Vereinten Nationen zu kooperieren und viel mehr Hilfe für die notleidende
       Zivilbevölkerung im Gazastreifen zuzulassen.
       
       22 Oct 2025
       
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