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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russland gibt Lyman auf
       
       > Die Streitkräfte wurden wegen der Gefahr der Einkesselung abgezogen,
       > sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums.
       
   IMG Bild: Russische und ukrainische Soldaten (hier: ein Panzer der Ukraine) hatten lange um Lyman gekämpft (Archivbild vom April)
       
       ## Unternehmenssprecher: Aus Nord Stream 2 tritt kein Gas mehr aus
       
       Aus der beschädigten Gaspipeline Nord Stream 2 tritt kein Gas mehr aus. Der
       Druck in der Gasleitung in der Ostsee sei mittlerweile auf das gleiche
       Niveau wie der Wasserdruck gefallen, sagte ein Sprecher der Betreiberfirma
       am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. „Der Wasserdruck hat also die
       Rohrleitung mehr oder weniger verschlossen, sodass das Gas im Inneren nicht
       entweichen kann.“ (afp)
       
       ## Russland gibt strategisch wichtige Stadt Lyman auf
       
       Russland hat in einer weiteren Niederlage gegen die ukrainische Armee die
       strategisch wichtige Stadt Lyman im Gebiet Donezk aufgegeben. Die
       Streitkräfte seien wegen der Gefahr einer Einkesselung abgezogen worden,
       sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor
       Konaschenkow, am Samstag in Moskau. Zuvor hatten ukrainische Behörden von
       rund 5000 eingekesselten russischen Soldaten gesprochen.
       
       Seit Wochen wurde um Lyman erbittert gekämpft. Nach der Niederlage im
       nordukrainischen Gebiet Charkiw und ihrem Rückzug von dort haben die
       russischen Truppen versucht, eine neue Frontlinie entlang der Flüsse Oskil
       und Siwerskyj Donez aufzubauen. Lyman als nächste Stadt gegenüber dem von
       Kiew gehaltenen Ballungsraum Slowjansk – Kramatorsk galt diesbezüglich als
       wichtig. Einerseits, um selbst Angriffe im Norden des Donbass-Gebiets
       lancieren zu können, andererseits als Barriere für eine ukrainische
       Gegenoffensive.
       
       Nach intensiven Kämpfen ist die Stadt am Samstag gefallen. Ukrainische
       Einheiten haben in Lyman die blau-gelbe Landesflagge gehisst. Die Ukrainer
       hatten die Stadt zuvor in die Zange genommen. Angriffe wurden sowohl von
       Westen als auch von Norden und Süden lanciert. Die einzige Nachschub- und
       Rückzugsverbindung der Russen nach Osten über Saritschne und Torske geriet
       unter den Beschuss der ukrainischen Artillerie. Unklar ist unter diesen
       Umständen, wie viele russische Soldaten gefallen oder in Gefangenschaft
       gekommen sind.
       
       Denn: Die ukrainischen Truppen hatten nach eigenen Angaben zeitweise etwa
       5000 russische Soldaten eingekesselt. Das sei der Stand am Samstagmorgen,
       teilte der ukrainische Verwaltungschef für Luhansk, Serhij Hajdaj, mit.
       „Die Okkupanten haben ihre Führung gebeten, nach Möglichkeit
       herauszukommen, woraufhin sie eine Abfuhr erhielten“, sagte er. „Sie haben
       jetzt drei Handlungsmöglichkeiten: Entweder können sie versuchen
       auszubrechen oder sie ergeben sich. Oder sie sterben alle zusammen. Da sind
       von ihnen etwa 5000, eine genaue Zahl gibt es nicht.“
       
       Eine solche Zahl an eingekesselten Russen habe es überhaupt noch nicht
       gegeben in dem Krieg, sagte Hajdaj. Lyman galt nach der russischen Schlappe
       in Charkiw als so wichtig, dass die russische Führung die Stadt möglichst
       lange halten wollte, zumindest aber bis zur Erklärung der Annexion der vier
       ukrainischen Gebiete Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja.
       
       Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die Annexion am Freitag im Rahmen
       eines Festakts im Kreml erklärt. Kein Staat erkennt diesen Bruch des
       Völkerrechts an. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte
       angekündigt, alle besetzten Territorien zu befreien. Er setzt dazu auf
       schwere Waffen des Westens und auf Militärberater der Nato-Staaten.
       
       Mit dem Fall von Lyman öffnet sich für die ukrainischen Truppen der Weg
       Richtung Kreminna und Swatowe. Beide Städte liegen im Gebiet Luhansk und
       gelten – speziell Swatowe – als wichtige Verkehrsknotenpunkte. Für den
       Kreml wäre dies ein verheerendes Signal. Anfang des Sommers hatte die
       russische Armee das Gebiet Luhansk für „befreit“ erklärt. (dpa)
       
       ## Versorger Eni: Russland liefert kein Gas mehr nach Italien
       
       Russland hat nach Auskunft des italienischen Versorgers Eni seine
       Gaslieferungen an das Mittelmeerland vorerst eingestellt. Der russische
       Konzern Gazprom habe mitgeteilt, dass er kein Gas mehr durch Österreich
       liefern könne, teilte Eni am Samstag mit. Das russische Gas kommt
       normalerweise an dem italienisch-österreichischen Grenzort Tarvisio in
       Italien an und wird von dort verteilt.
       
       Ein Eni-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Ansa, dass Gazprom mitgeteilt
       habe, nicht mehr nach Österreich liefern zu können. Allerdings erhalte die
       Alpenrepublik nach Auskünften von Eni weiterhin russisches Gas, sagte der
       Sprecher weiter.
       
       Italien hatte bis zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine rund 40 Prozent
       seines Gases aus Russland erhalten. Dann schlossen die Regierung in Rom und
       der teilstaatliche Konzern Eni mit etlichen anderen Ländern – etwa Algerien
       – Abkommen ab, um die Abhängigkeit von Moskau zu minimieren. In den
       vergangenen Monaten hieß es, Italien bekomme nur noch rund 25 Prozent
       seines Gases aus Russland. In den vergangenen Tagen waren die Liefermengen
       stark zurückgegangen. (dpa)
       
       ## Ukraine: 20 Tote bei Beschuss von Evakuierungskonvoi
       
       Beim Beschuss eines Evakuierungskonvois im Nordosten der Ukraine sind nach
       ukrainischen Angaben 20 Zivilisten getötet worden. Der Gouverneur der
       Region Charkiw, Oleh Synjehubow, nannte die Attacke auf Menschen, die
       versuchten, aus der Region zu flüchten, um dem Beschuss zu entgehen, eine
       „Grausamkeit, die nicht gerechtfertigt werden kann.“ Der Konvoi sei im
       Rajon Kupjansk getroffen worden.
       
       Russische Streitkräfte hatten sich nach einer erfolgreichen Gegenoffensive
       des ukrainischen Militärs im September aus weiten Teilen der Region Charkiw
       zurückgezogen. Sie beschossen das Gebiet allerdings weiter. Das
       Bombardement nahm zuletzt drastisch zu, als Moskau nach Scheinreferenden
       über einen Beitritt zu Russland die Annexion von vier ukrainischen Regionen
       vorantrieb, die sich im Osten und Süden der Ukraine ganz oder teilweise
       unter russischer Kontrolle befinden. (ap)
       
       ## UN-Atombehörde fordert Auskunft über AKW-Chef
       
       Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat von Russland Auskunft über
       den Verbleib des vermissten Leiters des besetzten Kernkraftwerkes
       Saporischschja erbeten. Man stehe mit den russischen Behörden in Kontakt,
       sagt ein IAEA-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Die staatliche
       ukrainische Energiebehörde Energoatom hat erklärt, Ihor Muraschow sei am
       Freitag von einer russischen Patrouille festgenommen worden. Eine russische
       Stellungnahme liegt nicht vor. (rtr)
       
       ## Betreiber: Chef von AKW Saporischschja von Russen verschleppt
       
       Der Chef des von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerks
       Saporischschja, Ihor Muraschow, ist nach ukrainischen Angaben von Moskauer
       Truppen entführt worden. Das teilte der Präsident der Betreibergesellschaft
       Enerhoatom, Petro Kotin, am Samstag mit. Der Generaldirektor des größten
       europäischen Kernkraftwerks wurde demnach am Vortag von einer russischen
       Patrouille am AKW-Standort Enerhodar auf der Straße gestoppt, aus dem Auto
       gezerrt und mit verbundenen Augen an einen unbekannten Ort gebracht. Eine
       Erklärung von russischer Seite gab es zunächst nicht. Russland hält das AKW
       seit Anfang März besetzt.
       
       „Es gibt keine Erkenntnisse zu seinem Schicksal“, teilte Kotin im
       Nachrichtenkanal Telegram mit. Er warf Russland atomaren Terrorismus gegen
       das Management und gegen die Mitarbeiter des Kraftwerks vor. Muraschow, der
       die Hauptverantwortung für das sichere Funktionieren und die nukleare
       Sicherheit der Anlage trage, müsse sofort freigelassen werden. Kotin
       forderte auch den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA),
       Rafael Grossi, auf, sich für Muraschows Freilassung einzusetzen.
       
       Die IAEA teilte am Samstagvormittag mit, dass sie die russischen Behörden
       kontaktiert und eine Aufklärung gefordert habe.
       
       Das AKW war immer wieder beschossen worden. Sowohl die russischen Besatzer
       als auch die ukrainischen Behörden warnten mehrfach vor einem möglichen
       atomaren Zwischenfall mit massiven Auswirkungen für ganz Europa. Die IAEA
       setzt sich für rasche weitere Gespräche über eine Waffenstillstandszone um
       das AKW ein. Der staatliche russische Atomkonzern Rosatom, der das
       Kraftwerk gemeinsam mit russischen Einheiten kontrolliert, ist nach Angaben
       seines Managements bereit, über technische Aspekte einer Schutzzone zu
       reden. (dpa)
       
       ## Tausende russische Soldaten bei Lyman eingekreist
       
       Die Ukraine hat nach eigenen Angaben tausende russische Soldaten in der
       strategisch wichtigen Stadt Lyman in der ostukrainischen Region Donezk
       eingekreist. Einige Soldaten versuchten, der Einkesslung zu entfliehen,
       sagt ein Sprecher des ukrainischen Militärs. Es gebe Tote und Verwundete.
       Russland habe dort bis zu 5500 Soldaten stationiert, die dort tatsächlich
       noch anwesende Zahl sei aber unklar. Russland hatte Lyman, wo vor
       Kriegsausbruch 20.000 Menschen lebten, im Mai eingenommen.
       
       Seitdem hat Russland sie zu einem militärischen Logistik- und
       Transportzentrum ausgebaut. Sollte Lyman wieder an die Ukraine fallen, wäre
       der Weg frei bis tief in die übrigen Teile von Donezk, das zusammen mit
       Luhansk den Donbass bildet. Teile der Gebiete kontrollieren seit 2014
       prorussischen Separatisten. (rtr)
       
       ## Weitere Hilfen für die Ukraine
       
       Die Weltbank kündigt weitere Hilfen im Volumen von 530 Millionen Dollar für
       die Ukraine an. Damit steige die Gesamtsumme der bereitgestellten Hilfen
       auf 13 Milliarden Dollar an, heißt es. Davon seien elf Milliarden Dollar
       bereits abgerufen worden. Die Weltbank hatte zuletzt davon gesprochen, dass
       binnen drei Jahren wohl deutlich mehr als 100 Milliarden Dollar zum
       Wiederaufbau der Ukraine erforderlich seien. Neben der Weltbank wird die
       Ukraine auch von anderen internationalen Institutionen unterstützt. (rtr)
       
       ## Warnung: Risiko von Einsatz von Atomwaffen steigt
       
       Der außenpolitische Berater von Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj,
       Mykhailo Podolyak, warnt vor dem Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine.
       „Angesichts der inneren Panik in der Russischen Föderation und der
       zunehmenden militärischen Niederlagen steigt das Risiko des Einsatzes von
       Atomwaffen“, sagt Podolyak der „Bild“ Zeitung laut einem Vorabbericht.
       
       Auch der scheidende Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk,
       sieht diese Gefahr. „Gerade jetzt sollte Deutschland – im Schulterschluss
       mit allem westlichen Verbündeten – endlich präventiv agieren und dem
       Kreml-Tyrannen ein klipp und klares Ultimatum setzen“, sagt er der Zeitung.
       Es sei noch nicht zu spät, dieses katastrophale Szenario zu verhindern.
       (rtr)
       
       ## Lambrecht: Von Putins Atomdrohungen nicht lähmen lassen
       
       Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat angesichts der
       russischen Drohungen zum Einsatz von Atomwaffen vor einer Lähmung des
       Westens gewarnt und zur weiteren Unterstützung der Ukraine aufgerufen. Die
       Drohungen würden von der Bundesregierung ernst genommen und sehr besorgt
       beobachtet, sagte die SPD-Politikerin am Samstag in Chisinau in Moldau nach
       einem Treffen mit ihrem Amtskollegen Anatolie Nosatii. Zugleich sagte
       Lambrecht Moldau weitere Unterstützung bei der Ausrüstung und Ausbildung
       der Armee des Landes zu. Unter anderem geht es dabei um die Beschaffung von
       Drohnen.
       
       Zu den Atomdrohungen von Russlands Präsident Wladimir Putins sagte
       Lambrecht: „Da gilt es, sehr aufmerksam zu sein. Aber da gilt es auch, sich
       von solchen Drohungen nicht lähmen zu lassen.“ Sie ergänzte: „Das darf
       nicht dazu führen, dass man nachlässig in der Unterstützung für die Ukraine
       wird.“ Es gelte nun, „wachsam zu sein, sehr besonnen zu reagieren und auch,
       dafür zu sorgen, dass es zu keiner weiteren Eskalation kommt“. Die Ukraine
       müsse weiterhin konsequent unterstützen werden. (dpa)
       
       ## US-Zwischenhaushalt mit Milliarden für Ukraine in Kraft
       
       Die USA haben am Freitag einen Zwischenhaushalt mit weiteren
       Milliardenhilfen für die Ukraine beschlossen. Präsident Joe Biden setzte
       den wenige Stunden zuvor vom Repräsentantenhaus beschlossenen Etat mit
       seiner Unterschrift in Kraft. Der bis Mitte Dezember angelegte
       Zwischenhaushalt sieht militärische und wirtschaftliche Unterstützung für
       die Ukraine in Höhe von rund 12,3 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro)
       vor.
       
       Mit dem Budget wird auch ein neuerlicher sogenannter Shutdown abgewendet –
       die Drosselung von Staatsausgaben, zu der es in den USA immer wieder kommt,
       wenn sich Demokraten und Republikaner nicht rechtzeitig auf einen Haushalt
       einigen können. Die Frist wäre um Mitternacht Ortszeit abgelaufen, jetzt
       ist die Finanzierung zunächst bis zum 16. Dezember gesichert.
       
       Der Senat hatte den Zwischenhaushalt am Donnerstag auf den Weg gebracht,
       das Repräsentantenhaus billigte ihn am Freitag mit einer Mehrheit von 230
       zu 201 Stimmen. (dpa)
       
       1 Oct 2022
       
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       verbuchen.