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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Drohnenangriffe und Taurus-Debatten
       
       > Stundenlang herrschte in der Nacht in Kyjiw Luftalarm. Die
       > EU-Parlamentspräsidentin Metsola spricht sich derweil für eine Lieferung
       > deutscher Raketen an die Ukraine aus.
       
   IMG Bild: Zerstörung ist Normalität in der Ukraine geworden: Hier in Sivrsk, in Donetzk
       
       ## Erneut nächtliche Luftangriffe auf Ukraine
       
       Russland hat die Ukraine über Nacht erneut mit Schwärmen von Kampfdrohnen
       angegriffen. Die ukrainische Luftwaffe teilte morgens mit, von 73 georteten
       Drohnen seien 50 abgeschossen worden. Knapp 20 Drohnen seien vermutlich
       durch elektronische Abwehr außer Gefecht gesetzt worden. In der Hauptstadt
       Kyjiw dauerte der nächtliche Luftalarm länger als drei Stunden. Mehr als
       zehn Drohnen, die die Stadt bedrohten, seien abgefangen worden, teilte die
       Militärstadtverwaltung auf Telegram mit.
       
       Das russische Verteidigungsministerium in Moskau wiederum berichtete, über
       Nacht seien mehr als 30 ukrainische Drohnen abgefangen worden. Allein über
       dem Gebiet Kursk wurden nach Angaben von Gouverneur Alexej Smirnow 27
       ukrainische Drohnen sowie zwei Raketen abgeschossen. Angaben zu Schäden
       wurden nicht gemacht. Die Zahlenangaben der Militärs sind nicht im Detail
       überprüfbar. Sie lassen aber Rückschlüsse auf das Ausmaß der gegenseitigen
       Angriffe zu. (dpa)
       
       ## Schuldenerlass für neue Rekruten
       
       Wer sich in Russland für einen Einsatz im Konflikt in der Ukraine meldet,
       profitiert einem neuen Gesetz zufolge von einem Schuldenerlass in Höhe von
       bis zu zehn Millionen Rubel (rund 92.000 Euro). Der russische Präsident
       Wladimir Putin unterzeichnete am Samstag ein entsprechendes Gesetz, wie die
       Regierung mitteilte. Dieses befreit demnach alle, die einen einjährigen
       Vertrag für einen Einsatz in der Armee nach dem 1. Dezember unterschreiben,
       von bestehenden Schulden.
       
       Die russische Armee hat nach dem bald drei Jahre andauernden Konflikt
       [1][Schwierigkeiten, neue Soldaten zu rekrutieren] – das neue Gesetz wird
       Experten zufolge einen großen Anreiz für künftige Kämpfer darstellen.
       Profitieren können davon jene, für die vor dem 1. Dezember ein
       Einziehungsbeschluss ausgestellt wurde. Das Parlament hatte dem Gesetz am
       Dienstag bereits zugestimmt.
       
       Die neue Regelung richtet sich vor allem an jüngere Russen im wehrfähigen
       Alter, da diese häufiger verschuldet sind. In Russland sind Zinsen für
       Kredite extrem hoch und viele Russen haben fast keine Ersparnisse. Die
       meisten verschulden sich, um Wohneigentum zu kaufen. Einem Bericht der
       Zentralbank zufolge haben über 13 Millionen Russen drei oder mehr Kredite
       aufgenommen.
       
       Die neue Regelung gilt für diejenigen, die zum nationalen Wehrdienst
       eingezogen werden, sowie für Kämpfer, die für die sogenannte militärische
       Spezialoperation in der Ukraine mobilisiert werden, erklärte der Aktivist
       Sergej Kriwenko. Bisher habe es nur die Möglichkeit gegeben, Rückzahlungen
       aufzuschieben. (afp)
       
       ## EU-Parlamentspräsidentin Metsola für Taurus-Lieferungen
       
       Angesichts der verstärkten Angriffe Russlands in der Ukraine befürwortet
       [2][EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola] die rasche [3][Lieferung von
       deutschen Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine]. Auf die Frage, ob die
       EU-Staaten – wie die USA – den Einsatz weitreichender Raketen auch gegen
       Ziele in Russland erlauben sollten und Deutschland auch das Waffensystem
       Taurus liefern müsste, antwortete Metsola den Zeitungen der Funke
       Mediengruppe: „Ja, das ist auch die Position des EU-Parlaments. Es gibt
       breite Unterstützung für diese Forderung. Wir werden sehen, ob es nach der
       Bundestagswahl zu einer entsprechenden Kursänderung kommt.“
       
       Vielleicht könnte es eine solche Kursänderung auch vorher schon geben,
       fügte Metsola hinzu, denn „es gibt ja auch in der Berliner Koalition
       unterschiedliche Positionen zur Taurus-Lieferung“. Kanzler Olaf Scholz
       (SPD) lehnt eine Taurus-Lieferung seit langem ab. Er fürchtet, dass
       Deutschland dadurch direkt in den Krieg zwischen Russland und der Ukraine
       hineingezogen werden könnte. FDP und Grüne plädieren hingegen für die
       Lieferung des Waffensystems an die Ukraine.
       
       Die Diskussion war in den vergangenen Tagen neu entbrannt, nachdem
       US-Präsident Joe Biden eine Erlaubnis für den Einsatz amerikanischer
       ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern gegeben
       hatte. Die Taurus haben mit 500 Kilometern eine noch größere Reichweite.
       (dpa)
       
       ## 🐾 „Land gegen Frieden funktioniert nicht“
       
       Die Politikwissenschaftlerin Claudia Major [4][im Gespräch mit
       taz-Redakteurin Anastasia Zejneli] über einen möglichen Frieden in der
       Ukraine und die Gefahr eines Atomkriegs.
       
       ## Selenskyj-Berater sieht „absolute Angst“ bei Putin
       
       Der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Michailo
       Podoljak, wertet die jüngsten Drohungen von Russlands Präsident Wladimir
       Putin als Ausdruck „absoluter Angst“. Der Kreml-Chef versuche, den Westen
       zu erschrecken, sagte Podoljak zu Bild. „Putin will den Krieg nur nach
       seinen Bedingungen beenden, um nicht für Kriegsverbrechen verantwortlich
       gemacht zu werden.“
       
       Putin hatte am Donnerstag in einer Ansprache an die Nation gesagt, mit dem
       Einsatz westlicher Raketen größerer Reichweite gegen Ziele in Russland habe
       der Ukraine-Konflikt „Elemente eines globalen Charakters“ angenommen. Er
       drohte mit Angriffen auf die Länder, deren Raketen auf russisches
       Territorium abgefeuert worden seien.
       
       Podoljak forderte den Westen zu einer härteren Haltung gegenüber Russland
       auf. „Man kann mit Putin nicht verhandeln. Man muss ihm klar und konsequent
       entgegentreten“, sagte er. Statt eines Dialogs, der keine Ergebnisse
       bringe, müsse der Westen mit drei Maßnahmen reagieren: Verzicht auf weitere
       Gespräche mit Putin, ein Ende der wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland
       und die sofortige Lieferung von Waffen an die Ukraine. (afp)
       
       24 Nov 2024
       
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