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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenskyj bringt Nato-Schutz für Teil der Ukraine ins Gespräch 
       
       > Ukraines Präsident kann sich einen Waffenstillstand unter bestimmten
       > Bedingungen vorstellen. Derweil liefern sich die Truppen seines Landes
       > heftige Gefechte mit Russland nahe Pokrowsk und Kurachowe.
       
   IMG Bild: Das von russischen Luftangriffen zerstörte Hotel Druschba in Pokrowsk
       
       ## Ukraine organisiert Heer um
       
       Mit frischen Truppen und neuen Kommandeuren hofft die Ukraine die
       bedrohliche Lage an der Front im Osten zu stabilisieren. Präsident
       Wolodymyr Selenskyj entließ nach neun Monaten den Heereschef Olexander
       Pawljuk und setzte Generalmajor Mychajlo Drapatyj auf seinen Posten.
       [1][Die Landstreitkräfte seien das Rückgrat der Armee], erklärte Selenskyj
       in einer Videoansprache. „Es sind Änderungen erforderlich – Änderungen in
       der Personalführung, die für mehr Ergebnisse auf dem Schlachtfeld sorgen
       werden.“
       
       Der neue Heereschef Drapatyj habe die russische Offensive im östlichen
       Gebiet Charkiw erfolgreich zum Stillstand gebracht, sagte der Präsident.
       Außerdem beförderte er Oleh Apostol, bislang Oberst und Kommandeur einer
       Brigade, zum stellvertretenden Oberkommandierenden. Die Neuernannten
       sollten die Kampffähigkeit der Armee erhöhen, sagte Selenskyj bei einer
       Sitzung mit seiner Militärführung in Kyjiw. Einen weiteren
       Brigadekommandeur, Oberst Pawel Palissa, habe er zum stellvertretenden
       Leiter seines Präsidialamtes ernannt, damit er besser über die Lage an der
       Front informiert werde.
       
       Im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine rücken russische Truppen seit Monaten
       langsam, aber stetig vor. Den ukrainischen Verteidigern fehlt es an Waffen
       und Soldaten. Deshalb beorderte Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj Reserven
       an die besonders bedrohten Frontabschnitte Pokrowsk und Kurachowe im
       Donbass im Osten. Es gehe darum, Pläne des Gegners zu vereiteln, „die weit
       über diese Frontabschnitte hinausgehen“, hieß es aus dem Militär.
       
       Die heftigsten Gefechte gab es dem Lagebericht des Generalstabs zufolge
       auch am Freitag wieder bei Pokrowsk und Kurachowe. Die Städte liegen am
       westlichen Rand des Bergbau- und Industriereviers Donbass. Daran schließt
       sich eine offene Steppenlandschaft bis zum Fluss Dnipro an. Ein Durchbruch
       würde der russischen Armee den Weg zu den wichtigen Großstädten Dnipro und
       Saporischschja eröffnen.
       
       Im östlichen Teil der Ukraine herrschte in der Nacht auf Samstag wieder
       Luftalarm, weil die Luftwaffe russische Kampfdrohnen am Himmel ortete. Für
       den Tag wurden in mehreren Regionen Stromabschaltungen erwartet, um das
       Energiesystem nach Schäden durch russische Raketenangriffe in dieser Woche
       zu stabilisieren. (dpa)
       
       ## Russland und Nordkorea wollen Kooperation vertiefen
       
       Russland und Nordkorea haben bei einem Besuch des russischen
       Verteidigungsminister Andrej Beloussow in Pjöngjang laut nordkoreanischen
       Staatsmedien über eine weitere Vertiefung ihrer militärischen
       Zusammenarbeit gesprochen. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sagte zudem,
       die mit Hilfe westlicher Raketen ausgeführten ukrainischen Angriffe in
       Russland kämen einer „direkten militärischen Beteiligung an dem Konflikt“
       gleich, wie die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am
       Samstag berichtete.
       
       Die russischen Angriffe in der Ukraine seien ein Akt der
       Selbstverteidigung, sagte Kim demnach weiter. Russland habe das Recht,
       „entschieden zu handeln, um die feindlichen Kräften zur Rechenschaft zu
       ziehen“. Kim bezog sich damit auf die Entscheidung der USA, der Ukraine
       Angriffe in Russland mit ATACMS-Raketen zu erlauben, auf die die russische
       Armee unter anderem mit massiven Luftangriffen reagierte. Kreml-Chef
       Wladimir Putin drohte zudem mit dem Einsatz einer neuartigen
       Mittelstreckenrakete gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew.
       
       Kim hatte Beloussow am Freitag in Pjöngjang empfangen. Der Besuch des
       russischen Verteidigungsministers werde in „hohem Maße dazu beitragen, die
       Verteidigungskapazitäten beider Länder zu stärken … und die
       freundschaftliche, gegenseitige Kooperation und Entwicklung der Beziehungen
       zwischen beiden Armeen zu fördern“, hieß es in einem KCNA-Bericht.
       
       Beloussow drückte in einer Erklärung seine Dankbarkeit für die engen
       russisch-nordkoreanischen Beziehungen aus und lobte Nordkoreas „vollkommen
       unabhängige Außenpolitik“.
       
       Die USA und Südkorea haben Nordkorea vorgeworfen, Soldaten nach Russland
       geschickt zu haben, um an der Seite der russischen Armee gegen die
       ukrainischen Streitkräfte zu kämpfen. Südkoreanische Regierungsvertreter
       hatten in der vergangenen Woche erklärt, dass Russland im Gegenzug
       Treibstoff und Flugabwehrraketen an Nordkorea geliefert und
       Wirtschaftshilfe geleistet habe.
       
       Russland und Nordkorea haben [2][ihre militärischen Beziehungen] seit
       Beginn der russischen Offensive in der Ukraine verstärkt. Beide Länder
       hatten im Juni ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft
       unterzeichnet. Dieses sieht vor, dass sich die Länder im Falle eines
       Angriffs gegenseitig Unterstützung leisten. Zudem umfasst es eine
       Zusammenarbeit gegen die westlichen Sanktionen.
       
       Sowohl Nordkorea als auch Russland unterliegen UN-Sanktionen – Pjöngjang
       wegen seines Atomwaffenprogramms, Moskau wegen des Angriffskriegs auf die
       Ukraine. (afp)
       
       ## Selenskyj: Brauche Garantien, „dass Putin nicht wiederkommt“
       
       Die Ukraine könnte nach Äußerungen Selenskyjs einem Waffenstillstand mit
       Russland zustimmen, wenn die Nato ihren Schutz auf die von Kiew
       beherrschten Teile des Landes ausdehnt. Bei einem Waffenstillstand brauche
       sein Land Garantien, „dass Putin nicht wiederkommt“, sagte er in einem
       Interview des britischen TV-Senders Sky News.
       
       „Wenn wir die heiße Phase des Krieges beenden wollen, sollten wir das
       Territorium unter den Schutzschirm nehmen, das wir unter Kontrolle haben“,
       sagte Selenskyj laut englischer Übersetzung. „Das müssen wir schnell tun.
       [3][Und dann kann die Ukraine die anderen Gebiete auf diplomatischem Wege
       zurückerlangen].“
       
       Kiew habe diesen Weg bislang nicht in Betracht gezogen, weil niemand in der
       Nato ihn offiziell vorgeschlagen habe, sagte Selenskyj. Außerdem müsse eine
       Nato-Einladung trotzdem an die gesamte Ukraine in ihren international
       anerkannten Grenzen ergehen. Sein Land habe nicht das Recht, besetzte
       Gebiete als russisch anzuerkennen.
       
       Die Forderung nach einer sofortigen Nato-Einladung gehört zu seinem
       sogenannten Siegesplan, den er im Herbst in Washington, Berlin und anderen
       Hauptstädten vorgestellt hat. Allerdings sperren sich gerade die wichtigen
       Nato-Staaten USA und Deutschland dagegen, einen schnellen Pfad für die
       Ukraine in das westliche Bündnis festzulegen. [4][Auch die bisher aus der
       künftigen US-Regierung von Donald Trump bekanntgewordenen Pläne sehen für
       Kiew keinen Beitritt vor]. Russland lehnt eine Nato-Mitgliedschaft der
       Ukraine ohnehin kategorisch ab. (dpa)
       
       ## Botschafter Makeiev fordert deutsche Parteien zum Handeln auf
       
       Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev wünscht sich, dass im
       Bundestagswahlkampf über den russischen Angriffskrieg geredet wird. Er
       warnt aber davor, rote Linien für die Unterstützung seines Landes zu
       ziehen. „Das Handeln ist heute wie nie gefragt. Und das erwarte ich von den
       demokratischen Parteien in diesem Wahlkampf“, sagte er in einem Interview
       der Deutschen Presse-Agentur. „Ich glaube, es ist falsch, die roten Linien
       um sich herum zu ziehen und nicht vor dem Feind und vor dem Aggressor.“
       
       Die Unterstützung der Ukraine ist unter den im Bundestag vertretenen
       Parteien umstritten. Während SPD, Union, Grüne und FDP zu den
       Waffenlieferungen im großen Stil stehen, sind AfD, BSW und Linke dagegen.
       An einer wesentlichen Stelle gibt es aber auch Differenzen zwischen den
       Befürwortern: Bundeskanzler Olaf Scholz, der als SPD-Spitzenkandidat in den
       Wahlkampf geht, lehnt die Lieferung der Marschflugkörper Taurus mit einer
       Reichweite von 500 Kilometern ab. Union, FDP und Grüne sehen das anders.
       
       Makeiev forderte, die Ukraine ohne Einschränkungen im Abwehrkampf gegen
       Russland zu unterstützen. „Alle Beschränkungen, die es seit fast drei
       Jahren gegeben hat, müssen aufgehoben werden“, sagte er. „Russland wird
       nicht nur mit Gesprächen oder mit der Diplomatie gestoppt.“ (dpa)
       
       30 Nov 2024
       
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