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       # taz.de -- Abbremsen der Inflation: Von Weimar lernen
       
       > Die Inflation geht leicht zurück, ist aber weiter viel zu hoch. Was tun?
       > Das Hyperinflationsjahr 1923 hat einige Lehren parat.
       
   IMG Bild: Europäische Zentralbank im Frankfurt
       
       Natürlich wirft das aktuelle, hunderste Jubiläum des Hyperinflationsjahrs
       1923 ein eigenes Licht auf die derzeitige Geldentwertung. Die Geschichte
       hat zudem Lehren fürs Heute und die derzeitige Rekordinflation parat: Eine
       wichtige direkte Folge der Billionen-Preise in den chaotischen 20ern des
       vergangenen Jahrhunderts war, dass die damalige Reichsbank – ebenfalls vor
       100 Jahren – unabhängig von politischen Weisungen wurde. Wie Bundesbank und
       Europäische Zentralbank bis heute.
       
       Deshalb ist klar, dass die EZB wegen der [1][Inflation] weiter die
       Leitzinsen anheben wird – selbst wenn den Regierungen der Eurozone das
       nicht schmeckt, weil hohe Zinsen die Konjunktur abkühlen, was Arbeitsplätze
       kostet. Also wird die Notenpresse nicht angeworfen, die EZB denkt für
       [2][2023] über drei weitere Zinsschritte nach und schrumpft ihre riesigen
       Anleihenbestände. Denn, auch dies eine [3][Lehre von 1923]: Europas
       Währungshüter sind der Stabilität des Geldwerts verpflichtet, nicht einer
       stabilen Konjunktur.
       
       Zwar hat die EZB zu spät gehandelt – und hebt die Zinsen weiter zögerlich
       an. Trotzdem hat sie Glück gehabt. Die Inflationszahlen für Dezember zeigen
       deutliche Bremsspuren – und leiten wohl eine Kehrtwende ein. Die Urheber
       sind erstens der Bund, der den Dezember-Abschlag beim Gas übernommen hat.
       Und zweitens der niedrigere Ölpreis, der Sprit und Heizöl vergünstigt hat.
       Außerdem die Aufwertung des Euro, die zu billigeren Importen in die
       Euro-Zone führte. Hier haben die höheren EZB-Zinsen zu einer Erholung des
       Euro gegenüber dem Dollar geführt.
       
       Noch aber ist die Inflation viel zu hoch. Wie lange noch, hängt vor allem
       von den Energiepreisen ab. Immerhin fallen diese seit Oktober tendenziell.
       Deshalb rechnen viele AugurInnen damit, dass sich die Geldentwertung 2024
       wieder in Richtung des EZB-Ziels von 2 Prozent bewegt. In diesem Jahr wird
       es vorerst weiter teurer – weiter wird der Staat vielen unter die Arme
       greifen müssen. Auch dies eine Lehre aus den Krisen der Weimarer Republik.
       
       3 Jan 2023
       
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