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       # taz.de -- Abstimmung über Grundrechte für Affen: Primaten entscheiden über Primaten
       
       > In Basel wird darüber abgestimmt, ob Menschenaffen Grundrechte erhalten.
       > Die Initiative von Tierschützern zielt auf die lokale Pharmaindustrie ab.
       
   IMG Bild: Entspannung in heißen Quellen: Schneeaffen
       
       Basel taz | In Basel findet an diesen Sonntag die weltweit erste
       Volksabstimmung über „Grundrechte für Primaten“ statt. Konkret geht es bei
       der Abstimmung im Schweizer Stadtkanton darum, ob allen nichtmenschlichen
       Primaten das Recht auf Leben sowie das Recht auf körperliche und seelische
       Unversehrtheit zugesprochen wird.
       
       Der Zoo, in dem fast alle Affen im Kanton Basel-Stadt leben, warnt vor
       angeblichen „Menschenrechten für alle Affen“ und fürchtet um die
       Affenanlage. Die Befürworter:innen um die Tierrechtsorganisation
       „Sentience“ bestreiten, dass sich Zoohaltung und Grundrechte ausschließen.
       Doch eigentlich zielte die Organisation nicht auf den Zoo, als [1][sie ihre
       Initiative für Grundrechte] lancierte.
       
       „Bis vor Kurzem fanden in Basel viele belastende Primatenversuche statt –
       und es kann wieder beginnen“, sagt Tamina Graber von „Sentience“. Die
       Pharmafirmen Novartis und Roche gehören zu den größten Steuerzahlern der
       Region. Novartis hat die Primatenversuche vor sechs Jahren an „externe
       Partnerfirmen“ in andere Länder ausgelagert. Auf Anfrage schließt der
       Pharmakonzern neue Versuche in Basel nur für die „nahe Zukunft“ aus. Roche
       führte in Basel bis 2018 Primatenversuche durch – da sammelte
       [2][„Sentience“] bereits Unterschriften für die Volksabstimmung.
       
       Weltweit werden viele Medikamente an Primaten getestet, auch jede
       Corona-Impfung. Finden Primatenversuche nicht in Basel statt, dann anderswo
       – wo der Tierschutz womöglich lascher ist. Doch Basel könne eine
       Vorreiterrolle einnehmen, entgegnet Graber diesem Argument.
       
       ## Ein Erfolg ist möglich
       
       „Obwohl das Schweizer Tierschutzgesetz im Vergleich nicht schlecht ist,
       steht auch hier der Mensch im Zentrum“, erklärt Graber. Im Tierschutz gilt
       eine Güterabwägung: Selbst wenn das Leiden eines Tiers groß ist, können
       Tierversuche bewilligt werden, wenn die menschliche Gesellschaft einen
       Nutzen daraus zieht. Daran würde auch die Anerkennung von Grundrechten für
       Primaten zunächst nichts ändern: Denn bei einer Ja-Mehrheit würden die
       neuen Rechte zunächst nur für nichtmenschliche Primaten in öffentlichem
       Besitz gelten – und solche gibt es nicht. Das Parlament könnte dann aber
       eine Ombudsperson für alle Primaten auf Kantonsgebiet einführen.
       
       In der Schweiz wird über vieles abgestimmt. Die meisten Initiativen
       [3][werden abgelehnt]. Doch Basel gilt als einziger Stadtkanton als
       progressiv. Nicht nur Linksalternative und Grüne, auch die lokal
       tonangebenden Sozialdemokrat:innen unterstützen die „Grundrechte für
       Primaten“. Ein Erfolg ist möglich. Graber wagt keine Prognose, aber die
       vergangenen Wochen hätten ihr gezeigt, dass die Initiative einiges
       losgetreten hat: „Viele denken zum ersten Mal über den Unterschied von
       Tierschutz und Tierrechten nach. Bis jetzt haben nur wir Menschen Rechte,
       und uns wird alles untergeordnet.“ Dabei sind Menschen ja
       Trockennasenprimaten.
       
       12 Feb 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Klage-fuer-Tierrechte/!5713134
   DIR [2] https://sentience.ch/de/
   DIR [3] /Schweizer-lehnen-Klimaschutz-ab/!5774781
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benjamin von Wyhl
       
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