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       # taz.de -- AfD-Bundestagskandidatin Olga Petersen: Nahe beim Flügel
       
       > Die Hamburger AfD-Direktkandidatin Olga Petersen ist rechts außen
       > unterwegs. Für die Hamburger AfD wäre ihr Weggang eine Erleichterung.
       
   IMG Bild: So ähnlich wird es am Sonntag auch aussehen: Stimmauszählung in Hamburg im Februar 2020
       
       Am Sonntag möchte die Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Olga Petersen für
       die AfD in den Bundestag gewählt werden. Sollte der Umzug nach Berlin mit
       AfD-Listenplatz 2 gelingen, dürfte ihre Hamburger Bürgerschaftsfraktion
       erleichtert sein. Denn seit ihrem Einzug in die Bürgerschaft 2020 eckt
       Petersen immer wieder an, weil sie sich [1][gegen das bemüht kreierte Image
       der Fraktionsführung als bürgerlich-konservativ auflehnt.]
       
       In einem aktuellen Wahlvideo auf ihrer Facebook-Seite mahnt sie, dass sich
       „unser Land auch weiterhin Richtung Abgrund“ bewege, wenn sich nicht
       „Vernunft, Heimatliebe und Entschlossenheit“ durchsetze. Und die
       Russlanddeutsche versichert „mit offenem Visier“ gegen die „Abschaffung
       Deutschlands“ anzutreten.
       
       Petersen kam im Alter von 16 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. Als
       Motiv für ihr politisches Engagement gibt sie an, dass sie als mehrfache
       Mutter erlebe, „wie unsere Kinder in Schule und Kindergarten indoktriniert
       werden“.
       
       Für sie steht fest: Der Begründer des aufgelösten parteiinternen „Flügels“,
       der thüringische Landtagsfraktionschef Björn Höcke, dürfe zwar „Faschist“
       genannt werden, das bedeute aber nicht, dass er auch einer sei. Ihre Nähe
       zum rechtsextremen „Flügel“ bewegte sie auch dazu, einen
       AfD-Landessonderparteitag anzustreben, weil der Hamburger Vorstand den
       Ausschluss des ehemaligen AfD-Fraktions- und Landesvorsitzenden in
       Brandenburg, Andreas Kalbitz, „mit zu verantworten“ gehabt hätte. Kalbitz
       war ein wichtiger Akteur des „Flügels“.
       
       Ganz überrascht gab sich die sechsköpfige Hamburger AfD-Fraktion auch über
       Petersens Russlandreise zur Staatsdumawahl in der vergangenen Woche. Mit
       weiteren AfD-Politikern beobachtete sie in Moskau die Wahl. Noch vor Ende
       der Wahl äußerte Petersen in russischen Medien Lob über den Ablauf. Der
       „Wunsch der russischen Seite, so viel wie möglich Transparenz bei den
       Wahlen zu bekommen“, habe sie „beeindruckt“. Sie verbreitete auch einen
       Artikel des russischen Auslandssenders „sna“ zur Wahl: „Duma-Wahl in
       Russland: Trotz [2][Betrugsvorwürfen] loben deutsche Wahlbeobachter die
       Transparenz“.
       
       ## Ausschluss aus der Fraktion nicht zu erwarten
       
       Die Unabhängigkeit der Beobachtung darf bezweifelt werden, denn der Besuch
       erfolgte auf Einladung der russischen Zivilkammer und der politologischen
       Gesellschaft Russlands. 2005 legten mehrere UN-Deklarationen
       Rahmenbedingungen für solche Missionen fest. Der ehemalige Direktor der für
       Wahlbeobachtungen zuständigen Organisation der OSZE und jetzige
       europapolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Georg Link,
       sagt [3][bei tagesschau.de], Abgeordnete, die einer einseitigen Einladung
       russischer Stellen folgten, nähmen an einer Fake-Wahlbeobachtung teil.
       
       Sollte Petersen nach der Bundestagswahl doch in Hamburg bleiben, wird die
       AfD-Bürgerschaftsfraktion sie wohl dennoch nicht ausschließen. Das hätte
       nämlich tiefgreifende Folgen: Die AfD würde damit nicht nur ihre
       russlanddeutsche Wählerschaft verprellen – sie würden auch ihren
       Fraktionsstatus verlieren.
       
       23 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Machtkampf-in-der-Hamburger-AfD/!5786161
   DIR [2] /Duma-Wahlen-in-Russland/!5802415
   DIR [3] https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/russland-demokratie-wahlbeobachtung-101.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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