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       # taz.de -- AfD nominiert Werteunion-Chef: Sogar Maaßen zu rechts
       
       > CDU-Mann Max Otte droht der Parteiausschluss, weil er für die AfD bei der
       > Bundespräsidentenwahl antritt. Auch Hans-Georg Maaßen zieht Konsequenzen.
       
   IMG Bild: Will via AfD-Ticket Staatsoberhaupt werden: Otte bei einer Pressekonferenz der AFD
       
       Berlin taz | Die AfD hat den Chef der Werteunion Max Otte als Kandidaten
       für die Wahl des Bundespräsidenten nominiert. Die AfD-Fraktionsvorsitzenden
       Alice Weidel und Tino Chrupalla haben das CDU-Mitglied am
       Dienstagnachmittag offiziell im Bundestag vorgestellt. Otte sagte, dass das
       Angebot der AfD eine Ehre sei und er dieses annehmen werde.
       
       Seine Nominierung hat für Otte direkte parteiinterne Konsequenzen. Der noch
       amtierende Generalsekretär Paul Ziemiak und dessen Nachfolger Mario Czaja
       forderten Otte bereits vor der offiziellen Bestätigung dazu auf, die CDU zu
       verlassen. „Wer eine Nominierung durch die AfD erwägt, verletzt die Werte
       der CDU und hat in unserer Partei nichts verloren“, sagte Ziemiak bei einem
       Pressestatement am Mittag im Konrad-Adenauer-Haus.
       
       „Es ist nicht das erste Mal, dass Otte gegen die Regularien der CDU
       verstoßen hat. Wir haben ihn aufgefordert, bis 17:30 Uhr zu erklären, ob er
       die Nominierung annimmt“, ergänzte Czaja. Am Abend solle dann der
       CDU-Parteivorstand über mögliche weitere Schritte entscheiden, so Czaja,
       „ein Ausschlussverfahren ist definitiv einer davon“. Diese Stellungnahme
       sei in enger Abstimmung mit dem neuen CDU-Chef Friedrich Merz und dem alten
       Chef Armin Laschet erfolgt.
       
       Otte ist Chef des kleinen, aber lautstarken Vereins Werteunion am rechten
       CDU-Rand. Er ist zwar seit 1991 Unionsmitglied, macht aber aus seinen
       Sympathien für die AfD keinen Hehl. Zuletzt nannte er Merkel „Sozialistin“
       und „Apparatschik“. Er plädiert schon länger für eine Zusammenarbeit
       zwischen AfD und CDU, war zweieinhalb Jahre Vorsitzender des Kuratoriums
       der AfD-nahen Erasmus-Stiftung und arbeitet daran, die Grenzen der CDU nach
       rechts zu verwischen.
       
       Für Otte selbst steht eine mögliche Kandidatur nicht im Widerspruch zu den
       Unvereinbarkeitsbeschlüssen von Werteunion und CDU, die Zusammenarbeit mit
       der AfD eigentlich ausschließen. Otte sagte der taz am Vormittag: „Ich sehe
       mich als Ur-Christdemokraten. Eine Nominierung wäre eine hohe Ehre und das
       überparteiliche höchste Staatsamt ist keine Parteienfrage.“ Er sehe seine
       Nominierung nicht als Provokation, sondern die Möglichkeit, ein Zeichen zu
       setzen und Gräben zuzuschütten. Einen Austritt aus der CDU schloss er aus.
       
       ## Laschet: „Eine Schande“
       
       Otte ist Wunschkandidat der [1][völkischen Strömung in der AfD]. Parteichef
       Chrupalla hatte die Kandidatur parteiintern mit einer Mehrheit gegen das
       Lager um den scheidenden Parteichef Jörg Meuthen durchgesetzt. Chrupalla
       sagte bei seiner Vorstellung: „Otte ist ein honoriger Politiker und Chef
       der Werteunion. Das ist ein guter Tag für die Demokratie.“ Weidel versuchte
       weiter, die CDU zu ärgern: „Dass die CDU keinen eigenen Kandidaten
       aufgestellt hat, zeigt, dass sie noch nicht in ihre Oppositionsrolle
       hineingefunden hat. Wir sorgen für wertkonservative Alternative.“
       
       Aus Teilnehmerkreisen der CDU-Fraktionssitzung am Nachmittag war
       unterdessen zu hören, dass die Union noch am Abend handeln wolle. Laschet
       drängte demzufolge auf einen schnellen Ausschluss gemäß CDU-Statuten in
       „dringenden und schwerwiegenden Fällen“. Ottes gemeinsame Pressekonferenz
       mit Weidel und Chrupalla habe eine Schwelle überschritten, so Laschet: „Wir
       müssen noch am heutigen Tag handeln.“ Auch Merz soll gedrängt haben: „Wir
       werden Otte heute Abend zeigen, dass wir sehr schnell und sehr eindeutig
       handeln.“ Man werde ein klares Zeichen setzen, so Merz.
       
       Eigentlich wollte die AfD mit dem Manöver vor allem die CDU ärgern. Doch
       dass die Rechten Otte zum Kandidaten für die Wahl zum Bundespräsidenten
       aufstellen wollen, sorgte mittlerweile auch in der Werteunion für
       Verwerfungen.
       
       Noch vor CDU-Spitze oder Otte selbst reagierte das Werteunion-Mitglied
       Hans-Georg Maaßen auf die Nominierung. Ex-Verfassungsschutzchef Maaßen
       hatte zwar selbst immer wieder rechte Positionen bezogen und keine Probleme
       damit, dass er im Wahlkampf als CDU-Direktkandidat selbst von
       AfD-Politiker*innen unterstützt wurde und sogar Wohlwollen von gefestigten
       Neonazis genoss, fand es nun aber ein Unding, dass Otte sich direkt von der
       AfD aufstellen lässt.
       
       ## Maaßen tritt aus Werteunion aus
       
       „Für mich ist es völlig inakzeptabel, dass sich der Chef der Werteunion von
       der AfD zum Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten nominieren lässt
       und der Vorstand der Werteunion das duldet“, schrieb Maaßen am späten
       Montagabend auf der rechtslastigen Online-Plattform Gettr. Damit werde die
       Arbeit der Werteunion diskreditiert, diese solle nur innerhalb der CDU
       wirken, so Maaßen. Deswegen sei er nun ausgetreten.
       
       Das sorgte wiederum für Verwunderung bei Werteunion-Chef Otte: „Unsere
       Positionen sind eigentlichen größtenteils deckungsgleich. Maaßen weiß
       wahrscheinlich selber nicht so recht, was er will“, sagte Otte am
       Dienstagvormittag der taz.
       
       Was schon jetzt klar ist: Ein AfD-Kandidat für die Bundespräsidentenwahl
       ist aussichtslos. Die Union hatte bereits Unterstützung für das amtierende
       Staatsoberhaupt Frank-Walter Steinmeier (SPD) angekündigt, der auch der
       gemeinsame Kandidat der Ampelkoalition ist. Die Linkspartei hat mit dem
       Sozialmediziner Gerhard Trabert ebenfalls einen Kandidaten aufgestellt, der
       voraussichtlich ebenfalls keine Mehrheit bekommen wird. Der Bundespräsident
       wird am 13. Februar von der Bundesversammlung gewählt.
       
       25 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
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