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       # taz.de -- AfD unterliegt bei Bürgermeisterwahlen: Keine braune Welle in Brandenburg
       
       > Vor allem parteilose Kandidaten triumphieren bei den Bürgermeisterwahlen
       > in Brandenburg. Die Rechtsextremen bleiben deutlich unter ihren
       > Erwartungen.
       
   IMG Bild: In der Landeshauptstadt von Brandenburg lag die Wahlbeteiligung bei 55,5 Prozent
       
       Berlin taz | Statt der lang von der extrem rechten AfD angekündigten
       „Blauen Welle“ gab es eher zum Herbstwetter passende braune Pfützen: Nach
       dem unterdurchschnittlichen Abschneiden der [1][AfD bei der Kommunalwahl in
       Nordrhein-Westfalen] haben die Rechtsextremen erneut Bürgermeisterwahlen
       verloren – diesmal in Brandenburg.
       
       In Potsdam kommt es nach dem ersten Wahlgang zur Stichwahl zwischen der
       parteilosen Noosha Aubel (34 Prozent) und dem SPD-Politiker Severin Fischer
       (16,9) – der AfD-Kandidat landete abgeschlagen auf dem fünften Platz mit 13
       Prozent hinter CDU (16,5) und Linke (16). In der wirtschaftlich
       prosperierenden Landeshauptstadt von Brandenburg waren 143.000 Menschen
       wahlberechtigt, die Wahlbeteiligung lag bei 55,5 Prozent.
       
       Aber auch im wirtschaftlich gebeutelten Frankfurt (Oder) lag für viele
       überraschend [2][der parteilose Einzelbewerber Axel Strasser] mit 32,4
       Prozent vor der AfD mit Wilko Möller, die mit 30,2 Prozent hier allerdings
       in die Stichwahl einzieht. Bemerkenswert: Der parteilose
       Politikwissenschaftler Strasser hatte sich zuvor politisch nicht
       hervorgetan, war Referent der lokalen IHK. Drittplatzierte wurde die
       CDU-Kandidatin Désirée Schrade mit 28,8 Prozent – sie wurde bei der Wahl
       vom beliebten Ex-Bürgermeister René Wilke (parteilos, für die Linke
       gewählt) unterstützt, der mittlerweile Brandenburgs Innenminister ist.
       
       Die extrem rechte AfD hatte sich nach dem Abtritt von Wilke besonders viele
       Chancen ausgerechnet und gab sich nach der Abstimmung zerknirscht, der
       Stimmauszählung im Rathaus war sie ferngeblieben. In Frankfurt sind rund
       46.000 Menschen wahlberechtigt, die Wahlbeteiligung lag bei 53,4 Prozent.
       
       ## Hauptsache Opfer
       
       In den beiden kleineren Kommunen Velten und Glienicke/Nordbahn (je rund
       10.000 Einwohner) schaffte es ebenfalls kein AfD-Kandidat in die Stichwahl.
       In Velten machen Marcel Siegert vom Bürgerbündnis Pro Velten und die
       wiederum parteilose Manuela Nebel die Stichwahl unter sich aus. In
       Glienicke/Nordbahn gehen Kandidaten von CDU und SPD in die Stichwahl. Die
       Rechtsextremen blieben in beiden Orten trotz teils prominenter
       Wahlkampfhilfe deutlich unter ihren Erwartungen jeweils auf dem dritten
       Platz.
       
       Der Historiker und Ostdeutschland-Experte Ilko Sascha-Kowalczuk [3][fasste
       es auf Bluesky so zusammen]: „Offenbar trauen viele Wähler*innen den
       AfD-Kandidaten keine sachgerechte Kommunalpolitik zu, weil die Fragen, für
       die die AfD sich zuständig fühlt, nicht auf kommunaler Ebene entschieden
       werden.“ Ebenso zeige sich, dass häufig Kandidat*innen gewinnen, die
       entweder parteilos sind oder aber von mehreren Parteien gegen die
       Rechtsextremen unterstützt werden. Das helfe kurzfristig gegen Wahlerfolge
       der AfD – gleichzeitig werde das mittel- und langfristig nicht helfen –
       schon gar nicht auf Landes- und Bundesebene.
       
       Die Devise der AfD lautete nach dem für sie gebrauchten Wahlabend
       Hauptsache Opfer: René Springer, Vorsitzender des völkisch-nationalistisch
       dominierten AfD-Landesverbands, hatte sich mehr erhofft und witterte
       angesichts der Niederlagen natürlich gleich die große Verschwörung: Es habe
       sich eine erstaunliche Diskrepanz zwischen Briefwahl und Urnenwahl gezeigt
       – „und immer deutlich zum Nachteil der AfD“, raunte Springer in einer
       Mitteilung am Sonntagabend. Es ist die alte AfD-Legende vom angeblichen
       Wahlbetrug – erst ruft die Partei ihre Wähler*innen jahrelang dazu auf,
       keine Briefwahl zu machen, dann spinnt sie Verschwörungungserzählungen
       darüber, dass sie so wenig Briefwahlstimmen hat.
       
       ## Niederlagen auch in Nauen und Wriezen
       
       Bereits am Sonntag zuvor war die extrem rechte AfD in Nauen mit einem
       Stadtverordneten, der eine Neonazi-Geschichte hat, mit 15,9 Prozent der
       Stimmen [4][als Drittplatzierte gescheitert]. Hier machen wiederum zwei
       Kandidaten von einer Kleinpartei bzw. einem Bürgerbündnis die Stichwahl
       unter sich aus. Und auch im kleinen Wriezen (Wahlberechtigte: 6.000) hatte
       die CDU den ersten Wahlgang mit 48,8 Prozent vor der zweitplatzierten AfD
       mit 27 Prozent gewonnen – hier steht allerdings noch die Stichwahl bevor.
       
       In Brandenburg wählen noch fast 30 Städte bis zum Ende des Jahres [5][neue
       Bürgermeister*innen]. Nächsten Sonntag wählen unter anderem
       Oranienburg, Luckenwalde, Rheinsberg und Eisenhüttenstadt. Am 12. Oktober
       finden die ersten Stichwahlen statt, darunter in Potsdam und Frankfurt
       (Oder).
       
       Auch wenn die AfD gerne anderes erzählt und versucht, einen Nimbus der
       Unbesiegbarkeit vor allem im Osten zu beschwören: Die von den
       Rechtsextremen angestrebte flächendeckende Übernahme der Rathäuser
       [6][scheitert immer wieder], und das [7][auch in vermeintlichen
       AfD-Hochburgen].
       
       Wirklich gewinnen konnten die Rechtsextremen bisher im Jahr 2023 das
       Landratsamt im [8][Thüringischen Sonneberg] (50.000 Einwohner), die
       [9][Bürgermeisterwahl in sachsen-anhaltischen Raguhn-Jeßnitz] (8.700
       Einwohner) sowie im sächsischen Pirna (40.000 Einwohner), wo wiederum ein
       parteiloser Kandidat die OB-Wahl auf dem AfD-Ticket gewonnen hatte.
       
       22 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /AfD-bei-den-NRW-Wahlen/!6113771
   DIR [2] /Oberbuergermeister-in-Frankfurt-Oder/!6102221
   DIR [3] https://bsky.app/profile/ilkokowalczuk.bsky.social/post/3lzeukiyuhk2d
   DIR [4] https://aktionsbuendnis-brandenburg.de/sven-kilian-afd-stadtverordneter-mit-neonazivergangenheit/
   DIR [5] https://www.rbb24.de/politik/wahl/brandenburg-buergermeisterwahlen/2025/ueberblick-buergermeister-potsdam-frankfurt-oder.html
   DIR [6] /Oberbuergermeisterwahl-in-Nordhausen/!5959707
   DIR [7] /Kein-AfD-Oberbuergermeister-in-Bitterfeld/!5965657
   DIR [8] /Fuenf-Monate-AfD-Landrat-in-Thueringen/!5978732
   DIR [9] /Forscher-ueber-AfD-bei-Kommunalwahlen/!6013008
       
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