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       # taz.de -- AfD wählt neuen Vorstand: Meuthen bleibt, Chrupalla kommt
       
       > Jörg Meuthen wird erneut zum Parteichef gewählt. Neuer Ko-Chef wird Tino
       > Chrupalla aus Sachsen. Die AfD soll regierungsfähig werden.
       
   IMG Bild: Jörg Meuthen hat sich deutlich gegen die Konkurrenz durchgesetzt
       
       Braunschweig taz | Jörg Meuthen bleibt für weitere zwei Jahre
       Bundesvorsitzender der AfD. Neuer Ko-Chef wird Tino Chrupalla aus Sachsen,
       der Wunschkandidat des bisherigen Vorsitzenden Alexander Gauland. Gauland
       war nicht mehr angetreten.
       
       Meuthen geht aus der Wahl zwar etwas geschwächt hervor. Der
       Baden-Württemberger, der auch die AfD-Gruppe im Europaparlament führt,
       erhielt auf dem Bundesparteitag in Braunschweig 69 Prozent der Stimmen. Vor
       zwei Jahren waren es noch 72 Prozent.
       
       Während er damals jedoch noch ohne Gegenkandidat angetreten war, hatte
       Meuthen in Braunschweig Konkurrenz: von der Bundestagsabgeordneten Nicole
       Höchst aus Rheinland-Pfalz und dem [1][Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon]
       aus Baden-Württemberg, gegen den wegen Antisemitismus ein
       Parteiausschlussverfahren läuft.
       
       In seiner Bewerbungsrede betonte Meuthen, das Land sei in einer Notlage.
       Deshalb müsse die AfD „regierungswillig und -fähig“ werden. „Das ist die
       Arbeit für die nächsten zwei Jahre.“ Für eine Partei, die schleichend in
       den Extremismus abrutsche, stehe er nicht zur Verfügung. „Mein Kurs ist
       konservativ, nicht reaktionär, patriotisch, nicht nationalistisch.“
       
       ## Stichwahl um Gauland-Nachfolge
       
       Meuthen, der eigentlich als wirtschaftsliberal gilt, hatte mit einem
       Schlingerkurs viele in der Partei enttäuscht. Zunächst irritierte er jene,
       die sich für gemäßigt halten, damit, dass er seine schützende Hand über
       Björn Höcke und seinen „Flügel“ hielt.
       
       Zuletzt aber hatte er diesen gegen sich aufgebracht – unter anderem mit
       einer kämpferischen Rede auf einem Landespartei in Baden-Württemberg. Dort
       hatte er „einige komplett rücksichtlose Radikale“ scharf kritisiert: „Wer
       hier seine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ausleben möchte, dem sage
       ich ganz klar: Sucht euch ein anderes Spielfeld für eure Neurosen.“ In
       seinem Kreisverband war er daraufhin nicht zum Delegierten für den
       Bundesparteitag gewählt worden.
       
       Mit Spannung wurde am späten Nachmittag die Wahl von Meuthens Co-Chef
       erwartet. Für die Nachfolge von Alexander Gauland traten unter anderem der
       sächsische Malermeister Tino Chrupalla an, der Gaulands Wunschnachfolger
       ist. Auch der innenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion,
       [2][Gottfried Curio], und die niedersächsische Landeschefin Dana Guth
       hatten ihre Kandidatur angemeldet. Im zweiten Wahlgang setzte sich
       Chrupalla gegen Curio in einer Stichwahl durch. Er wurde auch von großen
       Teilen des Flügels unterstützt.
       
       ## Gauland sieht mittelfristig Koalition von CDU und AfD
       
       Gauland hatte in seiner Eröffnungsrede des Parteitags seine Partei
       aufgerufen, ihren Kurs als Anwalt „des Volkes und der kleinen Leute“
       konsequent fortzusetzen und Regierungsfähigkeit zu entwickeln.
       
       „Es wird der Tag kommen, an dem die CDU nur noch eine Option hat: Uns“,
       sagte Gauland. Doch er sehe die Zukunft der AfD nicht in einer Anpassung an
       eine „verrottete CDU“. Die AfD müsse den Weg einer „bürgerlichen,
       demokratischen, patriotischen Volkspartei“ weiter gehen. „Manche träumen
       von einer kleinen, sozialrevolutionären Partei – aber dieser Traum ist
       irreal“, sagte Gauland. Die Deutschen seien nicht gut in Revolutionen.
       
       Noch vor dem Beginn der Vorstandswahlen hatten die Mehrheit der rund 560
       Delegierten entschieden, einen Antrag zur rechtsextremen Identitären
       Bewegung (IB) nicht auf die Tagesordnung zu setzen. Unter anderem der
       Baden-Württemberger Landtagsabgeordnete Stefan Räpple hatte beantragt, die
       IB von der Ausschlussliste der Partei zu streichen. Wer einer Organisation
       angehört, die auf dieser Liste auftaucht, darf nicht Mitglied der AfD
       werden. „Jeder, der schon einen Wahlkampf geführt hat, weiß genau: Die
       Identitäre Bewegung hilft uns, unterstützt uns. Sei es beim Austeilen von
       Flyern, sei es bei der tatkräftigen Unterstützung bei Demonstrationen oder
       anderen Gelegenheiten“, so Räpples Begründung. Die IB wird vom
       Verfassungsschutz beobachtet.
       
       Der baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz riet den
       Delegierten, nicht über den Antrag abzustimmen. Die AfD müsse „zu einer
       Organisation, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, eine Brandmauer
       ziehen“. Das gelte auch, obwohl die Beobachtung der IB unbegründet sei.
       
       30 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
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