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       # taz.de -- Alpinsport in der Lüneburger Heide: Ski unterm Dach, das geht gar nicht
       
       > Wer eine Skihalle betreibt, braucht vom Klimaschutz nicht zu reden. Denn
       > der „Heide-Gletscher“ ist der Feind der echten Gletscher.
       
   IMG Bild: Fast wie in den Alpen: Ein Pistenbully präpariert die Abfahrt im Snow Dome Bispingen
       
       Alle reden übers Wassersparen, so nachdrücklich, dass in Niedersachsen
       gerade Bewässerungsstopp erlassen wurde. Nur in Bispingen nicht. Da röhren
       in einer riesigen Skihalle das ganze Jahr über Schneekanonen. Es herrschen
       um die minus vier Grad, während es draußen 30 sind. Klingt absurd? Ist es
       auch, wenn man sich die Klimabilanz anschaut.
       
       Das haben nun auch die niedersächsischen Grünen erkannt. Gegenüber der
       Neuen Osnabrücker Zeitung appelliert die Landtagsabgeordnete Marie
       Kollenrott an die Verbraucher*innen: „Die Frage ist, ob es wirklich nötig
       ist, zu jeder Jahreszeit in einer Halle Ski fahren zu können.“ Spaßbremse
       Grüne, geifert die Bild-Zeitung zurück.
       
       „Spaß“ macht das Skifahren in der tristen, fast fensterlosen Halle aber
       ohnehin nicht: Nach 300 Metern endet der flache Hang – mit einem Sessellift
       geht es wieder nach oben. Da bleibt genug Zeit, darüber nachzudenken, wie
       seltsam diese künstliche Winterwelt mit dem Kunstschnee ist, nachdem man
       sich in unbequeme Kunststoff-Skischuhe gezwängt hat. Schnee im Sommer und
       365 Tage im Jahr? In Norddeutschland?
       
       Im Norden gibt es gleich zwei Hallen: den „[1][Snow Dome Bispingen]“ in der
       [2][Lüneburger Heide] und das „Alpincenter Hamburg-Wittenburg“ in
       Mecklenburg Vorpommern. Beide liegen unweit von Hamburg, der Stadt, die im
       Norden als Ski-besessen gilt und sogar extra Ferien dafür hat. Der Eintritt
       ist teuer: Eine Tageskarte kostet in Bispingen aktuell rund 40 Euro pro
       Person, für ein Kind sind es circa 25 Euro – Breitensport sieht anders aus.
       
       Der „Snow Dome“ verbraucht laut Betreiber jährlich 2,7 Millionen
       Kilowattstunden Strom. Grünen-Sprecherin Kollenrott zufolge übersteigt der
       Energieverbrauch den von 500 Vier-Personen-Haushalten. Kein Wunder: Der
       Schnee muss künstlich hergestellt und die Halle gekühlt werden. Eine
       [3][Schneekanone verbraucht in der Minute bis zu 300 Liter Wasser].
       
       ## Skiferien haben keine Zukunft
       
       Die Halle selbst wird als „Heidegletscher“ bezeichnet, was optimistisch ist
       in Zeiten, in denen Gletscher auf dem Rückzug sind. Tatsächlich ist der
       Kunstgletscher der eigentliche Feind der Alpenlandschaft: indem er
       natürliche Ressourcen ohne Not verschleudert.
       
       Es wäre an der Zeit, sich Alternativen zu überlegen, zumal der „echte“
       Wintersport in den Alpen ohne massives Nachrüsten ohnehin nicht mehr
       funktioniert, wie der letzte Winter wieder einmal zeigte. Und da wäre es
       auch keine Lösung, den Kunstschnee, den der „Snow Dome“ auch an Privatleute
       verkauft, in den Süden zu schicken. Die [4][Hamburger Skiferien dürfte es
       nicht mehr allzu lange geben].
       
       19 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Emily Kietsch
       
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