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       # taz.de -- Amazon beendet Kooperation: Polizei vorläufig ohne Amazon
       
       > Amazon erlaubt der US-Polizei nicht mehr, eine Software zur
       > Gesichtserkennung zu verwenden. Lukrativ aber war der Geschäftszweig eh
       > nicht.
       
   IMG Bild: Auf dem Prüfstand: Gesichtserkennungssoftware bei der Polizeiarbeit
       
       „Rekognition“ heißt der Amazon-Dienst zur Identifizierung von Personen in
       Echtzeit. Die umstrittene Technologie wurde bislang lokalen Police
       Departments in den USA preisgünstig angeboten. Diese Verbindung wurde von
       [1][Bürgerrechtsorganisationen] und [2][Spezialist*innen für künstliche
       Intelligenz] schon lange kritisiert – und wird nun ausgesetzt.
       
       [3][Das Unternehmen erklärt], man warte auf staatliche Regulierung, um die
       diskriminierende Anwendung der Software zu verhindern.
       
       Auch die anderen großen Technologiekonzerne von Microsoft bis Google, die
       in den vergangenen Jahren praktisch sämtliche Start-ups [4][im Bereich der
       Gesichtserkennung] aufgekauft haben, beklagen den Mangel an verbindlichen
       Regeln. Mehrere Kommunen in den USA haben diese Regulierungslücke bereits
       gefüllt – [5][mit einem generellen Verbot der Anwendung der Technik].
       
       Neben dem generell schwierigen Verhältnis einer Kameraüberwachung mit
       Gesichtserkennung im öffentlichen Raum zum Datenschutz gibt es noch weitere
       Probleme. Mittels Testreihen wurde nachgewiesen, dass die Software,
       ohnehin mit dem Problem fehlerhafter Identifikationen behaftet, eine
       extrem hohe Zahl an solchen false positives produziert, [6][sobald die
       Testpersonen keine weißen Männer] sind.
       
       ## Kein lukrativer Geschäftszweig
       
       Der so entstehende höhere Ermittlungsdruck gegen ethnische Minoritäten
       gehört zu den wichtigsten Kritikpunkten, die unter anderem die
       Black-Lives-Matter-Bewegung äußerte.
       
       Amazons nun angekündigtes Moratorium wirkt in der angespannten politischen
       Situation vielleicht etwas opportunistisch, kommt aber in derselben Woche,
       in der [7][IBM ankündigte, die Entwicklung der Gesichtserkennung ganz
       einzustellen]. Zur Begründung wurde ebenfalls mangelnde Regulierung und das
       hohe Diskriminierungspotenzial angeführt.
       
       Die ganze Geschichte ist das aber nicht. IBM und Amazon nennen zwar keine
       ökonomischen Details der Entscheidungsfindung. Nach übereinstimmenden
       Medienberichten ist die Gesichtserkennung für beide aber kein besonders
       lukrativer Geschäftszweig.
       
       Und Amazon hält sich ja alle Türen offen. Zur [8][Kooperation mit der
       Einwanderungsbehörde ICE] verlautbarte Amazon nichts. Dort ist ein Racial
       Bias mutmaßlich kein Problem, sondern wohl eher Grundvoraussetzung für die
       Funktionalität der Technologie.
       
       11 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://qz.com/1740570/aclu-lawsuit-targets-amazons-rekognition-and-microsofts-azure/
   DIR [2] https://www.theverge.com/2019/4/3/18291995/amazon-facial-recognition-technology-rekognition-police-ai-researchers-ban-flawed
   DIR [3] https://blog.aboutamazon.com/policy/we-are-implementing-a-one-year-moratorium-on-police-use-of-rekognition
   DIR [4] /Gesichtserkennung-im-Netz/!5655672
   DIR [5] https://www.vice.com/en_us/article/zmpaex/oakland-becomes-third-us-city-to-ban-facial-recognition-xz
   DIR [6] https://www.nytimes.com/2019/01/24/technology/amazon-facial-technology-study.html?searchResultPosition=6
   DIR [7] https://techcrunch.com/2020/06/08/ibm-ends-all-facial-recognition-work-as-ceo-calls-out-bias-and-inequality/
   DIR [8] https://www.thedailybeast.com/amazon-pushes-ice-to-buy-its-face-recognition-surveillance-tech
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniél Kretschmar
       
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