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       # taz.de -- American Football: Eier-Fußball auch im Olympiastadion?
       
       > Der Senat beschließt, sich um Gastspiele der US-Liga NFL in Berlin zu
       > bewerben. Begeistert davon ist Sportsenatorin Iris Spranger (SPD).
       
   IMG Bild: Iris Spranger ist nicht bloß Sportsenatorin, sondern merklich auch echter Sportfan. Ihre neueste Leidenschaft: American Football
       
       Berlin taz | Iris Spranger scheint ihren Job wirklich zu mögen. Jedenfalls
       ist die SPD-Politikerin bei öffentlichen Anlässen selten schlecht gelaunt
       zu erleben. Dabei ist es nicht durchweg spaßig, Innensenatorin zu sein. Es
       geht dabei um Schicksalsthemen wie Abschiebungen, der Job macht einen zur
       Projektionsfläche von Extremisten aller Art, weswegen stets Personenschutz
       angesagt ist. Vielleicht ist deshalb das Thema Sport beim Innenressort
       angedockt, um für ein Gegengewicht zu sorgen.
       
       Und so konnte man Spranger seit ihrer Amtsübernahme 2021 bei der Deutschen
       Leichtathletikmeisterschaft im Olympiastadion gratulieren sehen, bei der
       Handball-EM und auch bei der Fußball-Euro. Jetzt aber hat die Senatorin
       noch eine Sportart für sich entdeckt: American Football. Also jenes Spiel,
       bei dem trotz seines Namens der Fuß allein beim Anstoß und bei einer Art
       Freistoß zum Einsatz kommt und der Ball mehr einem Ei gleicht.
       
       Am vergangenen Wochenende hat sich Spranger solch [1][ein Match in München]
       angeschaut. Dort gab es ein Gastspiel zweier Mannschaften der NFL, quasi
       der US-Bundesliga im Football, deren Finale, die Super Bowl, jeden Februar
       weltweit im Fernsehen gezeigt wird. Und obwohl in München, übertragen auf
       hiesige Fußball-Verhältnisse, eher Teams der Kategorie Bochum und
       Hoffenheim aufeinander trafen, war das Stadion voll und die Stadt – nicht
       nur laut Spranger – schon am Vortag von Football-Fans geprägt.
       
       Dazu, so hoffte Spranger am Dienstag in einer Pressekonferenz, wird es auch
       im Berliner Olympiastadion zwischen 2025 und 2029 mindestens drei Mal
       kommen. Dazu gab es einen offiziellen Beschluss des Senats, dass sich das
       Land Berlin bei der US-Liga-Leitung um solche Auslandsspiele bewirbt.
       
       ## Ist das eine Sache für eine Landesregierung?
       
       Das mochte in Zeiten großer Umbrüche, von Trump, Ampel-Aus und [2][in
       Berlin immer noch ungelöster Haushaltsprobleme], etwas banal für eine
       Landesregierung wirken. Die konnte diese Woche allerdings auch nichts
       wirklich Wichtiges entscheiden, weil Chef und Vizechefin, Kai Wegner (CDU)
       und Franziska Giffey (SPD), gar nicht in Berlin sind, sondern in den USA –
       wenn auch nicht wegen Football.
       
       Ganz banal ist die Sache allerdings nicht: Laut Spranger müsste das Land
       Berlin binnen vier Jahren rund 12 Millionen Euro investieren, könnte aber
       ein Vielfaches davon verdienen. Ein einziges [3][NFL-Gastspiel in Frankfurt
       am Main] soll 110 Millionen Euro Mehrwert gebracht haben. Bloß müsse man
       Umkleiden umbauen und die Rasenfläche vergrößern – was aber nicht auf
       Kosten der blauen Tartanbahn für die Leichtathletik gehen soll.
       
       Ob es dazu kommt, wolle die NFL in den nächsten Wochen entscheiden – „ich
       fiebere der Entscheidung entgegen“, ist am Dienstag vom neuen
       Football-Edelfan Spranger zu hören.
       
       13 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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