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       # taz.de -- Angriff auf Israel: Die Hamas muss zerstört werden
       
       > Der Terror gegen Israel ist mit dem russischen Angriff auf die Ukraine
       > und 9/11 vergleichbar. Israel verdient dieselbe internationale
       > Rückendeckung.
       
   IMG Bild: Vom israelischen Militär veröfentlichtes Bild soll einen Angriff auf eine Hamas-Stellung zeigen, 13. Oktober
       
       Es ist eine Zeitenwende. Der jüdische Staat, der ja immer auch vor allem
       eines sein sollte, nämlich ein sicherer Ort für Juden, die quer durch die
       Geschichte nirgends je wirklich sicher leben konnten, war diese Woche nicht
       in der Lage, seine Bürger vor einem Massaker zu schützen, das
       unvergleichlich ist in der Geschichte des Landes. Unvergleichlich in seiner
       Grausamkeit. Es ist eine Zeitenwende wie es 9/11 und der [1][Überfall
       Russlands auf die Ukraine] waren.
       
       Beide Vergleiche hinken natürlich. Der Überfall auf Israel glich eher einem
       Pogrom im Stil des IS. Aber: Sowohl 9/11 als auch der Überfall auf die
       Ukraine haben internationale Unterstützung nach sich gezogen. Auch
       militärisch. Und: Es gab politisch in weiten Teilen Solidarität mit den
       Angegriffenen quer durch die demokratische Staatengemeinschaft. Das ist,
       wenn man etwa die [2][Stellungnahmen aus New York] betrachtet – und das
       wird in den kommenden Wochen noch deutlicher werden –, bei Israel nicht der
       Fall.
       
       Natürlich habe das Land das Recht, sich zu verteidigen – aber bitte mit
       Mäßigung. Ja, die Bombardierungen der israelischen Luftwaffe auf Gaza lösen
       schon jetzt auch schreckliches Leid unter der Zivilbevölkerung dort aus.
       Auch ich wünsche mir für die Palästinenser:innen nichts mehr als eine
       Lösung, die sie von der Hamas befreit und dabei schützt.
       
       Aber: Die Hamas muss jetzt zerstört werden. Nicht nur für die Sicherheit
       des israelischen Staats, sondern auch für die [3][Menschen im
       Gazastreifen], die seit Jahren Geiseln ihrer islamistischen Führung sind.
       Es ist lange bekannt, dass sich die Hamas-Kämpfer in Schulen,
       Krankenhäusern und anderen zivilen Gebäuden verschanzen und unschuldige
       Zivilisten, selbst Kinder als Schutzschilde missbrauchen.
       
       ## Kein probates Mittel
       
       Viel ist gerade wieder zu lesen von der Gewaltspirale. Wer jetzt so
       spricht, der hat den Unterschied zwischen Krieg und Terror nicht
       verstanden. Niemand mit Verstand und Herz spricht den Palästinensern ab,
       für ihre Freiheit, für einen eigenen Staat zu kämpfen – oder zu verhandeln.
       Der Begriff Spirale impliziert aber, dass bestialischer Terror ein doch
       irgendwie probates Mittel in einem politischen Konflikt ist. Das ist er
       nicht, nie, nirgends auf der Welt.
       
       Der Hamas geht es auch einen Scheiß um die Palästinenser, einen Scheiß um
       einen palästinensischen Staat. Ihr Ziel ist laut eigener Charta die
       Vernichtung des jüdischen Staats. Dafür ist sie gewillt, die Hölle auf
       Erden zu entfesseln und alle – Israelis, Oppositionelle in Gaza und die
       ganze Welt – in Angst zu versetzen. Wer Israel also ein Existenzrecht
       zuspricht, der muss den jüdischen Staat in seinem Kampf gegen die Hamas
       unterstützen.
       
       Dazu braucht es Verbündete, die es ernst meinen und nicht nur reflexhaft
       [4][wie Bundeskanzler Olaf Scholz] und andere von seiner Sicherheit als
       Staatsräson sprechen. Wie kann es angehen, dass man jüdische Menschen – in
       Deutschland, wohlgemerkt – dazu aufforderte, sich am Freitag, den die Hamas
       zum [5][„Freitag der Al-Aksa-Flut“] erklärte und damit zum Terror gegen
       Juden weltweit aufrief, „unauffällig zu verhalten“, anstatt für ihre
       Sicherheit zu sorgen?
       
       Warum kuscht man hier vor Terroraufrufen und rät Israel im Prinzip, zu
       Hause dasselbe zu tun? Warum ist und war nach dem völkerrechtswidrigen
       Überfall Russlands auf die Ukraine klar – und ist es bis heute –, dass die
       Ukraine siegen muss gegen die Diktatur? [6][Whatever it takes]? Und warum
       ist jetzt nicht ebenso klar, dass Israel gewinnen muss gegen die Diktatur,
       den Terror der Hamas? Whatever it takes?
       
       ## Demokratie versus Terror
       
       Weil die Gemengelage hier komplizierter ist? Herrje. Ja, die Ausgangslage
       ist eine andere. Die Ukraine fliegt keine Luftangriffe gegen Russland. Aber
       sie hat auch einen konventionellen Gegner. Den kann man an der Front
       besiegen. Da ist Solidarität deutlich billiger zu haben – wenn auch nicht
       weniger wichtig. Ja, die Hamas nutzt nicht nur Israelis als Geiseln,
       sondern auch die Zivilisten in Gaza. Und ja, die müssen geschützt werden,
       so gut es geht.
       
       Israel übrigens kennt den Unterschied zwischen Terroristen und Zivilisten –
       und hat die Zivilbevölkerung Gazas aufgefordert, den nördlichen
       Gazastreifen innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Trotzdem ist es
       unbestreitbar unmöglich, gezielt nur die Hamas zu attackieren. Die
       Unterschiede aber ändern nichts daran, dass das Ziel der Ukraine und das
       Ziel Israels dasselbe ist: der Sieg der Demokratie über den Terror. Das
       geht in beiden Fällen nicht über Verhandlungen, nur militärisch.
       
       Wer es ernst meint mit den Lehren aus der Geschichte, muss beide
       unterstützen. Darüber müssen sich die Demokratien der Welt einig sein, über
       alle politischen Differenzen hinweg.
       
       13 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Ariane Lemme
       
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