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       # taz.de -- Anhörung im US-Kongress: Vereint gegen TikTok​
       
       > TikTok droht ein Verbot in den USA. Nun hat Firmenchef Shou Zi Chew
       > versucht zu beschwichtigen. Auch US-Influencer legen sich für die App ins
       > Zeug.
       
   IMG Bild: Shou Zi Chew, CEO von TikTok, während der Anhörung im Repräsentantenhaus am Donnerstag
       
       Washington taz | Die soziale Videoplattform TikTok hat etwas geschafft, was
       in der momentanen US-Politik nahezu unmöglich ist. Es ist ihr gelungen, die
       gespaltenen Lager im US-Kongress gegen sich zu vereinen. [1][Sowohl
       Demokraten als auch Republikaner fordern ein Verbot der Plattform in den
       USA] und beziehen sich dabei auf Datenschutzbedenken sowie eine Bedrohung
       der nationalen Sicherheit.
       
       Hinter der vereinten Abneigung steckt vor allem die sich immer stärker
       ausbreitende Abneigung gegen China. Hinter der Videoplattform steckt das
       chinesische Unternehmen ByteDance. US-Politiker befürchten, dass die
       Kommunistische Partei Chinas uneingeschränkten Zugang zu allen Nutzerdaten
       der Plattform hat und somit auch zu denen von etwa 150 Millionen
       [2][US-Bürgern, die TikTok regelmäßig] benutzen.
       
       TikToks Firmenchef Shou Zi Chew versuchte am Donnerstag, diese und andere
       Bedenken gegenüber seiner Plattform während einer Kongressanhörung aus der
       Welt zu schaffen. Dies dürfte ihm allerdings nur eingeschränkt gelungen
       sein. Die Skepsis der US-Politiker war eindeutig.
       
       „Herr Chew, Sie sind heute hier, weil die amerikanische Bevölkerung ein
       Recht darauf hat, zu erfahren, welche Bedrohung TikTok für nationale und
       individuelle Sicherheit darstellt“, sagte die republikanische Vorsitzende
       des Kongressausschusses Cathy McMorris Rodgers in ihrer
       Eröffnungsansprache.
       
       Was folgte, waren knapp vier Stunden, in denen der TikTok-Firmenboss sich
       nicht nur für sein Unternehmen, sondern auch für die Vergehen der
       chinesischen Regierung rechtfertigen musste. Im Vordergrund standen
       allerdings die Themen Datensicherheit, politische Einflussnahme durch die
       Kommunistische Partei und Jugendschutz.
       
       ## „Kein Agent Chinas“
       
       TikTok versucht natürlich ziemlich alles, um ein Verbot in den USA doch
       noch abzuwenden. So will die Videoplattform die Daten von US-Nutzern in
       neuen Rechenzentren speichern, die vom US-Softwareriesen Oracle betrieben
       werden sollen.
       
       Anschuldigungen, dass die Plattform eine Gefahr für die nationale
       Sicherheit der Vereinigten Staaten darstelle, wies Chew zurück. „Lassen Sie
       mich dies unmissverständlich klarstellen: ByteDance ist kein Agent Chinas
       oder eines anderen Landes“, sagte der 40-Jährige während der Anhörung in
       Washington.
       
       Die Mitglieder des Ausschusses beeindruckte dies allerdings nur wenig. Die
       Republikanerin Kat Cammack spielte sogar ein TikTok-Video ab, in dem eine
       Schusswaffe zu sehen war sowie das Datum der Kongressanhörung. In
       Kombination miteinander darf dies durchaus als Drohung an die
       Ausschussmitglieder gewertet werden.
       
       „Sie erwarten von uns, dass wir Ihnen glauben, dass Sie die Daten und die
       Privatsphäre von 150 Millionen Amerikanern sicher aufbewahren können, wenn
       Sie nicht einmal die Sicherheit der Menschen in diesem Raum gewährleisten
       können“, sagte die Abgeordnete aus Florida.
       
       Trotz des politischen Gegenwindes lässt das soziale Netzwerk nichts
       unversucht. In den vergangenen Tagen reisten etliche TikTok-Influencer in
       die US-Hauptstadt, um für den Fortbestand der Plattform zu werben. Für
       Influencer ist TikTok eine der wichtigsten Einnahmequellen. Laut einem
       Unternehmenssprecher würde ein Verbot der Plattform Millionen von
       Amerikanern den Lebensunterhalt entziehen.
       
       ## Regierung will Verkauf erzwingen
       
       Obwohl es keine Beweise gibt, die belegen, dass die Kommunistische Partei
       Chinas die App für ihre politischen Zwecke einsetzt, spricht sich auch die
       US-Regierung für ein Verbot aus. In einer separaten Kongressanhörung am
       Donnerstag bestätigte US-Außenminister Antony Blinken, dass TikTok ein
       Sicherheitsrisiko darstellen würde.
       
       US-Präsident Joe Biden und seine Regierung versuchen das in die Tat
       umzusetzen, was Donald Trump nicht gelungen ist: TikTok zu verbieten und
       dadurch den Verkauf der Plattform an ein US-Unternehmen zu erzwingen.
       
       24 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
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