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       # taz.de -- Anti-AfD-Demo: Zehntausende protestieren in Köln
       
       > Bei einer Großdemo gegen die AfD muss wegen des großen Andrangs die Route
       > geändert werden. Habeck wirft der AfD vor, sie wolle einen Staat wie in
       > Russland schaffen.
       
   IMG Bild: Kölscher Widerstand: Zehntausende Demonstrant:innen drängeln sich am Dienstagabend auf dem Heumarkt in Köln
       
       Köln/Berlin dpa/afp/epd/taz | „Wir sind bunt – wir sind mehr“ –
       Zehntausende Menschen haben am Dienstagabend in Köln gegen die AfD
       demonstriert. Der ursprüngliche Kundgebungsort, der Heumarkt in der Kölner
       Altstadt, war schon zu Beginn völlig überfüllt, ebenso wie alle
       Seitenstraßen. Das Polizeipräsidium Köln erklärte am Dienstagabend, bei der
       Auftaktveranstaltung sei es aufgrund eines „unerwartet großen Zulaufs“ zu
       einem so großen Gedränge gekommen, dass die Demonstrationsstrecke geändert
       worden sei.
       
       Unterdessen hat Vizekanzler Robert Habeck eindringlich vor der AfD gewarnt.
       Es geht den Rechtsautoritären um einen Angriff auf das Wesen der Republik“,
       sagte der Grünen-Politiker dem Magazin Stern. „Sie wollen aus Deutschland
       einen Staat wie Russland machen.“ Darauf bereiteten sie sich systematisch
       vor.
       
       ## „Ganz Köln hasst die AfD!“
       
       Bei der Demonstration in Köln marschierten die Teilnehmer in einem langen
       Zug bei Eiseskälte quer durch die Innenstadt bis zum Neumarkt und dann über
       die Deutzer Brücke auf die andere Rheinseite. Dabei riefen Tausende: „Ganz
       Köln hasst die AfD!“ Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf „mehrere
       zehntausend“. Die Stimmung beschrieb ein Polizeisprecher als „durchweg
       friedlich“.
       
       Viele Demonstranten schwenkten selbst gemachte Plakate und Transparente.
       Darauf stand zum Beispiel: „Nazis essen heimlich Döner“, „Alle hassen
       Nazis, denn sie sind ekelhAFD“ oder „Will Trade Racists for Refugees“
       (Tausche Rassisten gegen Flüchtlinge). Auf mehreren Transparenten wurde ein
       Verbot der Partei gefordert.
       
       Auch EU-Flaggen und Regenbogenfahnen wurden mitgeführt, christliche Gruppen
       waren ebenso vertreten wie Anhänger der Marxistisch-Leninistischen Partei.
       Nach zweieinhalb Stunden war der Demonstrationszug immer noch im Gange. Die
       Kundgebung stand unter dem Motto „Demonstration gegen die
       Massenabschiebe-Pläne von AfD & Co. und steigende rassistische Hetze und
       Gewalt von rechts“.
       
       Damit wird die Kette großer Demonstration gegen rechts fortgesetzt. Am
       [1][Sonntag hatten allein in Berlin 25.000 am Brandenburger Tor
       protestiert], auch im viel kleineren Potsdam hatten zeitgleich 10.000
       Menschen demonstriert, darunter Bundeskanzler Scholz und
       Bundesaußenministerin Baerbock.
       
       Für den 3. Februar [2][mobilisiert das noch junge Bündnis „Hand in Hand“
       bundesweit für eine zentrale Großdemo in Berlin].
       
       Anlass für die Demos war das kürzlich bekannt gewordene Rechten-Treffen in
       einer Villa in Potsdam. Dabei hatte der frühere Kopf der rechtsextremen
       Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, im vergangenen November
       gefordert, dass eine große Zahl Menschen ausländischer Herkunft das Land
       verlassen soll – auch unter Zwang. Dem Medienhaus Correctiv zufolge nannte
       Sellner drei Gruppen: Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht und „nicht
       assimilierte Staatsbürger“. Bei dem Treffen waren auch AfD-Politiker und
       Mitglieder der Werteunion anwesend.
       
       ## Habeck: Verbotsverfahren müsste „absolut gerichtsfest sein“
       
       In der Debatte um ein mögliches Verbot das AfD zeigte sich
       Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) zurückhaltend. „Die Hürden sind zu
       Recht sehr hoch, der Schaden durch ein gescheitertes Verbotsverfahren wäre
       massiv. Daher müsste alles absolut gerichtsfest sein“, sagte Habeck.
       
       Habeck sagte dem [3][Stern in einem am Mittwoch online veröffentlichten
       Interview]: „Sollte sicher nachgewiesen sein, dass eine Partei das Land in
       einen faschistischen Staat verwandeln will, gehört sie verboten, egal, wie
       stark sie ist. So oder so müssen die demokratischen Parteien die AfD
       politisch schlagen.“
       
       Nach den Worten des Grünen-Politikers „wird immer deutlicher, dass die AfD
       einen national-identitären Staat schaffen will“. Sie mache kein Geheimnis
       aus ihrer Weltanschauung und wolle aus Deutschland einen Staat wie Russland
       machen.
       
       17 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
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