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       # taz.de -- Antrag zu BDS-Kampagne: Gemeinsam gegen Israel-Boykott
       
       > Union, SPD, FDP und Grüne wollen in seltener Einigkeit gegen den Boykott
       > Israels vorgehen. Ein gemeinsamer Antrag verurteilt die BDS-Kampagne.
       
   IMG Bild: „Die Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung sind antisemitisch“, heißt es im Antrag
       
       Berlin taz | Der Bundestag wird in Kürze einen interfraktionellen Antrag
       der Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen beschließen, der [1][die
       gegen Israel gerichtete Boykottkampagne BDS] („Boykott, Desinvestitionen
       und Sanktionen“) verurteilt. Dies erfuhr die taz aus den
       Bundestagsfraktionen von FDP und Grünen. BDS tritt für einen
       vollumfänglichen Boykott Israels auf politischer, wirtschaftlicher,
       kultureller und akademischer Ebene ein.
       
       In dem Antrag mit dem Titel „Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten –
       Antisemitismus bekämpfen“, der der taz vorab vorliegt, wird gefordert,
       „Räumlichkeiten und Einrichtungen, die unter Bundestagsverwaltung stehen,
       keinen Organisationen, die sich antisemitisch äußern oder das Existenzrecht
       Israels in Frage stellen, zur Verfügung zu stellen.“ Die Bundesregierung
       wird aufgefordert, „keine Veranstaltungen der BDS-Bewegung oder von
       Gruppierungen, die deren Ziele aktiv verfolgen, zu unterstützen.“
       
       [2][Zudem soll die finanzielle Förderung von Organisationen und Projekten,
       die zum Boykott Israels aufrufen] oder die BDS-Bewegung unterstützen,
       ausgeschlossen werden. Länder, Städte und Gemeinden werden aufgefordert,
       sich dieser Haltung anzuschließen.
       
       „Der allumfassende Boykottaufruf führt in seiner Radikalität zur
       Brandmarkung israelischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger“, heißt es in
       dem Antrag. „Die Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung sind
       antisemitisch. Die Aufrufe der Kampagne zum Boykott israelischer
       Künstlerinnen und Künstler sowie Aufkleber auf israelischen Handelsgütern,
       die vom Kauf abhalten sollen, erinnern zudem an die schrecklichste Phase
       der deutschen Geschichte.“
       
       ## Union will nicht mit Linken
       
       Die FDP-Bundestagsfraktion hatte bereits im April auf Initative der
       Abgeordneten Frank Müller-Rosentritt und Bijan Djir-Sarai beschlossen,
       einen ähnlich lautenden Antrag in den Bundestag einzubringen. Offenbar ist
       es jetzt gelungen, die Fraktionen der Großen Koalition sowie die
       Grünen-Fraktion zur Zusammenarbeit zu bewegen. „Es ist ein tolles Gefühl,
       dass wir bei diesem wichtigen Thema überfraktionell einen längst
       überfälligen Beschluss des Deutschen Bundestags herbeiführen konnten“, sagt
       Frank Müller-Rosentritt zur taz.
       
       „Das ist ein ganz starkes Signal an unsere israelischen Freunde und alle in
       Deutschland lebenden Juden. Wir sind uns als Antragsteller einig, dass
       israelfeindliche Aktivitäten nicht mit öffentlichen Mitteln finanziert
       werden dürfen“, so Müller-Rosentritt weiter. Dabei gehe es ihm nicht um
       parteipolitische Profilierung.
       
       Die Grünen haben sich erst am Dienstagabend in der Fraktionssitzung
       entschieden, den Antrag zu unterzeichnen. Wochenlange Gespräche zwischen
       den Fraktionen kamen so zum Abschluss. Konstantin von Notz,
       stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, hat den Antrag für
       seine Fraktion mitverhandelt. Er sagte der taz: „Der Antrag ist eine
       interfraktionelle Initiative, und dieses Zeichen der Geschlossenheit des
       deutschen Parlaments ist wichtig und richtig. Es geht um ein klares
       Bekenntnis gegen diejenigen Teile der BDS-Bewegung, die mit eindeutig
       antisemitischen Argumentationen, Stereotypen und Attacken den Staat Israel
       als Ganzes ablehnen und bekämpfen. Legitime Kritik an der israelischen
       Regierung, an der israelischen Besetzung und dem Siedlungsbau bleiben
       selbstverständlich notwendiger Bestandteil eines demokratischen Diskurses
       für eine friedliche Zwei-Staaten-Regelung.“
       
       Teile des Bündnisses hätten sich auch eine Zusammenarbeit mit der
       Linksfraktion gewünscht. Dies scheiterte aber bislang an der Weigerung der
       Unionsfraktion, im Bundestag inhaltlich mit den Linken zusammenzuarbeiten.
       Ein entsprechender Fraktionsbeschluss wurde im Februar 2018 einstimmig
       angenommen und gilt auch für die AfD. Auch in den Jahren zuvor haben CDU
       und CSU keine gemeinsamen Anträge mit der Linkspartei eingebracht.
       
       Die Linksfraktion wird am Mittwochabend zusammenkommen, um ihr Verhalten
       zum interfraktionellen Anti-BDS-Antrag zu beraten. „Wir sind uns einig,
       dass wir Boykottaufrufe gegen Israel verurteilen und die BDS-Bewegung nicht
       unterstützen“, sagte der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Stefan
       Liebich zur taz.
       
       Die AfD hat in der vergangenen Woche einen Antrag in den Bundestag
       eingebracht, in dem ein Verbot der BDS-Bewegung gefordert wird. Israel
       meidet den Kontakt zur AfD. „Mehrere Male hat ihr Führungspersonal Dinge
       gesagt, die ich als hochgradig beleidigend für Juden, für Israel und für
       das ganze Thema des Holocaust empfinde“, sagte Israels Botschafter in
       Deutschland, Jeremy Issacharoff, am Sonntag gegenüber der
       Nachrichtenagentur dpa.
       
       15 May 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Frederik Schindler
       
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