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       # taz.de -- App gegen Mietwucher: Die Linke findet fast 50.000 Fälle von überhöhter Miete
       
       > Die Ergebnisse aus der „Mietwucherapp“ der Linken fallen drastischer aus,
       > als die Partei es selbst erwartet habe. Berlin sticht heraus.
       
   IMG Bild: Mietshäuser in Berlin: Allein hier verzeichnete die sogenannte Mietwucherapp knapp 32.000 Nutzer und gut 22.700 Mal zu hohe Mieten
       
       Berlin Zehntausende Haushalte in deutschen Großstädten zahlen nach Daten
       aus einem Vergleichsrechner der Linken zu hohe Mieten. Binnen elf Wochen
       trugen nach Angaben der Linken bundesweit rund 68.500 Menschen freiwillig
       Daten [1][in eine App ein, die die Miete mit dem örtlichen Mietspiegel
       abgleicht]. In gut 48.500 Fällen lag der gemeldete Wert um mindestens 20
       Prozent über der örtlichen Vergleichsmiete, in gut 27.500 Fällen waren es
       sogar 50 Prozent zu viel.
       
       Laut Wirtschaftsstrafgesetz kann es eine Ordnungswidrigkeit sein, wenn
       Mieten für Wohnräume um mehr als 20 Prozent über üblichen Vergleichswerten
       liegen und der Vermieter es ausnutzt, dass es kaum Angebote auf dem Markt
       gibt. Bei um mehr als 50 Prozent überhöhten Werten kann es sich laut
       Rechtssprechung unter bestimmten Bedingungen um eine Straftat handeln.
       
       ## Tausende Fälle allein in Berlin
       
       Allein in Berlin verzeichnete die sogenannte Mietwucherapp der Linken knapp
       32.000 Nutzer und gut 22.700 Mal zu hohe Mieten, davon in rund 13.500
       Fällen um mehr als 50 Prozent. Die App wird auch in Hamburg, Leipzig,
       Freiburg, München, Dortmund, Erfurt und Hannover angeboten. Überall fanden
       Nutzer überhöhte Mieten, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
       
       In Hamburg trugen gut 13.000 Menschen freiwillig ihre Daten ein; sie
       stellten nach Angaben der Linken im Schnitt um 39 Prozent zu hohe Mieten
       fest. In München gingen nur knapp 6.400 Meldungen bei der App ein. Diese
       kamen im Schnitt auf eine um 63 Prozent zu hohe Miete.
       
       ## Wohnen als Wahlkampfthema
       
       Die Linke hat bezahlbares Wohnen als zentrales Thema für den
       Bundestagswahlkampf gewählt. Ihre Mietexpertin Caren Lay sagte, die Zahlen
       aus der App seien drastischer als erwartet. „Das hat ein Ausmaß, das ich
       nicht für möglich gehalten hätte.“ Zu hohe Mieten treffen nach ihren Worten
       nicht nur Privatleute, sondern auch die Kommunen, die für
       Bürgergeldempfänger Wohnkosten tragen.
       
       Allerdings gebe es ein Durchsetzungsproblem, sagte Lay. Bei Mietwucher
       seien die Kommunen am Zuge, Bußgelder zu verhängen. Von den rund 68.000
       Nutzern der App haben nach Angaben der Linken etwa 2.400 ihren Verdacht von
       Mietwucher an ihre zuständigen Wohnungsämter verschickt. Bei diesen Fällen
       lag die Miete den Angaben zufolge um 67 Prozent über dem Mietspiegel.
       
       ## Was Mieter*innen tun können
       
       Während viele Menschen ihre Miete zu hoch finden, trauen sich die
       wenigsten, sich individuell bei ihrem Vermieter zu wehren. Wer das Formular
       auf der Website der Linken ausfülle und ans zuständige Wohnungsamt schicke,
       brauche sich davor nicht zu fürchten, heißt es auf der Seite der Partei.
       
       „Im Gegensatz zu einer Auseinandersetzung zur Absenkung deiner Miete mit
       der Mietpreisbremse oder der Abwehr einer Mieterhöhung musst Du Deinen
       Vermieter nicht kontaktieren und gehst auch nicht selbst rechtlich gegen
       ihn vor“, versprechen die Linken. Das übernehme das Wohnungsamt und
       vertrete dabei öffentliche Interessen, es handele rechtlich nicht im Namen
       einzelner Mieter*innen.
       
       ## Direktkandidat Meiser fordert mehr Personal für die Ämter
       
       Damit die Beschwerden tatsächlich bearbeitet werden, was bisher in den
       wenigsten Städten der Fall ist, brauche es „mehr Personal in den
       Wohnungsämtern und eine Vereinfachung des Mietwucher-Paragrafen im
       Wirtschaftsstrafrecht“, fordert Pascal Meiser, Direktkandidat der Linken
       für die Bundestagswahl im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg.
       
       „Noch besser wäre allerdings eine echte Mietendeckel-Regelung durch den
       Bund. Damit könnten die maximal zulässigen Miethöhen klar festgelegt
       werden“, sagt er der taz. Wer wie die Grünen oder die SPD glaube, ohne
       [2][Mietendeckel] auszukommen, der verkenne die Tragweite des Problems, so
       Meiser. Die Ergebnisse der App gegen Mietwucher zeigen für ihn einmal mehr,
       dass es „dringend notwendig ist, die Mieterinnen und Mieter wirksam vor den
       Wildwest-Methoden auf dem Wohnungsmarkt zu schützen.“
       
       Die Linke hatte schon einmal im Wahlkampf auf dieses Thema gesetzt, als sie
       sich 2021 in Berlin für die Enteignung des Wohnungsgiganten „Deutsche
       Wohnen“ starkgemacht hat. Einem entsprechenden [3][Volksentscheid hatten
       damals 59,1 Prozent] der Wahlberechtigten zugestimmt. Doch nachdem die
       Berliner Linke dann eine Koalition mit der SPD unter Franziska Giffey sowie
       den Grünen eingegangen war, wurde die rechtsverbindliche Entscheidung der
       Berliner*innen nicht umgesetzt, ebenso wenig unter der aktuellen
       schwarz-roten Regierung. (mit dpa)
       
       27 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.mietwucher.app/de
   DIR [2] /Entwurf-der-Linken-zu-Mietendeckel/!5792867
   DIR [3] /Expertengremium-fuer-DW-Enteignen-steht/!5843777
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lotte Laloire
       
       ## TAGS
       
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